Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
Vom Netzwerk:
heute hatte ihr verraten, dass der Kriminalreporter noch immer mit der Theorie liebäugelte, Brant könnte seine Frau ermordet haben.
    »Was geschieht, wenn die Medien Wind davon bekommen?«, fragte sie.
    »Da bin ich zwiegespalten«, antwortete Bernhardt. »Die Reaktion des Täters kann so oder so ausfallen. Vielleicht freut
er sich, weil man ihn endlich wahrnimmt. Plötzlich ist er der König des Dschungels. Er ist berühmt, und dass er seine Identität geheim hält, verschafft ihm einen Wissensvorsprung gegenüber seinen Mitmenschen. Natürlich könnte er auch wütend werden, weil sein Geheimnis nun heraus ist und er lieber im Verborgenen zuschlägt. Dass ich mich nicht festlegen möchte, liegt an den Briefen, die Sie erwähnt haben, sowie an Teresa López’ Tagebuch. Aber vor allem daran, dass die Leichen hindrapiert wurden.«
    »Die Intimität«, meinte Sánchez, »der Schockeffekt.«
    Bernhardt nickte. »Wie dem auch sei. Jedenfalls befürchte ich, dass sein Verhalten eher eskalieren könnte, wenn sich die Medien mit dem Fall beschäftigen.«
    »Deshalb sollte hier niemand unkontrolliert seine Post öffnen«, unterbrach Lieutenant Barrera mit einer Warnung. »Wenn der Absender unbekannt ist, seien Sie vorsichtig und ziehen Sie Handschuhe an.«
    »Ein guter Rat«, sagte der Psychiater. »Wir haben allen Grund, mit einer Kontaktaufnahme zu rechnen.«
    Rhodes ließ seinen Stift fallen und rieb sich die Schläfen. Wie der Polizeichef hatte er bis jetzt kein Wort gesprochen.
    »Mir ist klar, dass wir noch ziemlich im Dunkeln tappen«, begann er. »Aber nun habe ich zwei Fragen, zwei Probleme, die ich einfach nicht klar kriege und die ich deshalb zur Diskussion stellen möchte. Erstens will es mir beim besten Willen nicht in den Kopf, warum der Kerl sich weiter am Tatort herumdrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nur auf die Tagebücher seiner Opfer aus ist. Und wenn er wirklich auf Pornos steht, muss er sie sich doch nicht ausgerechnet dort ansehen. Warum fährt er dazu nicht nach Hause, sondern geht ein solches Risiko ein?«
    »Das verstehe ich auch nicht ganz«, antwortete Bernhardt. »Meine einzige Erklärung dafür ist, dass es für ihn die Erregung steigert. Es könnte auch eine gewisse Arroganz im
Spiel sein. Was haben Sie sonst noch auf dem Herzen, Detective?«
    »Er hat versucht, sein Sperma wegzuwischen«, erwiderte Rhodes. »Diese Theorie stand schon auf ziemlich wackeligen Beinen, als Brant noch unser Verdächtiger war. Jetzt aber ergibt sie überhaupt keinen Sinn mehr. Warum spart er sich das Saubermachen nicht, indem er ein Kondom benutzt? Wenn er intelligent genug ist, um Computerdateien zu löschen, müsste er eigentlich auch wissen, dass es unmöglich ist, eine Leiche von sämtlichen DNA-Spuren zu befreien.«
    Jetzt waren die strittigen Fragen dank Rhodes auf dem Tisch. Dr. Bernhardt wirkte verlegen und nahm sich Zeit zum Nachdenken.
    »Auf Ihre zweite Frage würde ich dasselbe antworten wie gerade eben«, meinte er schließlich. »Er nimmt kein Kondom, weil es ihn ohne mehr erregt. Vielleicht hält er es ja für machbar, DNA-Spuren zu vernichten. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass es ihn in seiner Arroganz einfach nicht interessiert. Er glaubt, er könnte Sie an der Nase herumführen, hält sich für unschlagbar und lässt deshalb etwas von sich am Tatort zurück. Sie müssen sich unbedingt vor Augen halten, dass der Mann, den Sie suchen, ein Ungeheuer ist. Die Wut hat ihn so zerfressen, dass er nichts Menschliches mehr an sich hat. Wenn ich einen Vergleich in der Natur suchen müsste, würde ich zuerst an einen Hai im Blutrausch denken. Romeo tötet, um zu leben, und lebt, um zu töten. Wenn er satt ist, lässt er sich auf den Grund treiben und träumt von dem Tag, an dem er zurück zum Ufer schwimmt und sich das nächste Opfer schnappt.«
    Lena hörte ein Geräusch. Ein Stuhl wurde zurückgeschoben.
    Als sie sich umdrehte, sah sie den stellvertretenden Polizeichef Albert Ramsey zur Tür eilen. Sein Atem und das Knirschen, als seine Absätze sich in den dünnen blauen Teppich gruben, hallten ihr in den Ohren. Seltsamerweise wirkte sein
weißes Haar noch weißer als vor einer Stunde, und er hatte den Kiefer vorgeschoben. Er ging hinaus und schloss lautlos die Tür. Wie Lena vermutete, hielt Ramsey den Zeitpunkt für gekommen, dem neuen Polizeipräsidenten Bericht zu erstatten und ihm zu melden, dass Romeo eine tickende Zeitbombe sei und dass es mit den Ermittlungen ganz und gar nicht zum

Weitere Kostenlose Bücher