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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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schien clean zu sein. Plötzlich hatte Lena ein schlechtes Gewissen, weil sie mit dem besten Freund ihres Bruders Telefonspielchen trieb.

    »Tim, ich bin es«, sagte sie nach dem Piepton. »Tut mir leid, dass ich nicht da war, als du angerufen hast, aber ich arbeite gerade an einem Fall. Vielleicht können wir uns ja nächste Woche treffen. Ich versuche es morgen gegen Mittag bei dir. Wenn nicht, telefonieren wir am Wochenende.«
    Der CD-Spieler schaltete von John Coltranes My Favorite Things zu Pete Jollys Little Bird . Nachdem Lena aufgelegt hatte, lauschte sie, wie Jolly sich am Klavier austobte, und nahm sich fest vor, Holt anzurufen, wenn er sicher zu Hause sein würde. Dann ging sie mit ihrem Weinglas um den Küchentresen herum zu dem Tisch am Wohnzimmerfenster und warf einen Blick auf die Zusammenfassungen, die sie beiseitegelegt hatte, um sie sich näher anzusehen. Wider Erwarten war sie auf drei Fälle gestoßen, die sich von den anderen unterschieden. Jedes Mal war der Vergewaltiger bei seiner Tat gestört worden, sodass keine DNA-Spuren vorlagen. Alle drei Frauen waren unter fünfunddreißig und lebten allein. Doch was Lena am meisten auffiel, war die Vorgehensweise, die sich mit ihrer Theorie deckten, wie Nikki Brant den Tod gefunden hatte.
    Jedes Opfer war mitten in der Nacht von einem Eindringling im Schlafzimmer geweckt worden.
    Im ersten Fall hatte der Hund des Opfers den Täter verjagt. Das zweite Opfer hatte Licht gemacht, als es das Fenster quietschen hörte, worauf der Mann die Flucht ergriffen hatte. Leider hatte er eine Sturmhaube getragen und konnte deshalb nicht identifiziert werden. Allerdings schockierte der dritte Fall Lena am meisten. Der Mann hatte sich tatsächlich nackt ausgezogen und wollte gerade unter die Bettdecke schlüpfen, als die Frau aus dem Zimmer und aus dem Haus floh und im Vorgarten laut um Hilfe rief.
    In allen drei Fällen schien derselbe Täter am Werk gewesen zu sein. Daran gab es für Lena nichts zu rütteln, insbesondere im Licht von Dr. Bernhardts Ausführungen an diesem Morgen.
Romeo war vom Vergewaltiger zum Mörder geworden und eskalierte seine Methoden.
    Lena stellte das Glas weg und ordnete die Zusammenfassungen chronologisch. Wie die Morde waren zwei der drei Vergewaltigungsversuche im Abstand von einem Monat verübt worden. Außerdem hatten sich alle drei Übergriffe in dem halben Jahr vor dem ersten Mord ereignet. Sie schlug ihren Wochenplaner auf und blätterte sich zum Kalender vor. Der erste sexuelle Übergriff hatte im Oktober letzten Jahres stattgefunden. Während im November nichts geschehen war, waren der zweite und der dritte Vergewaltigungsversuch im Dezember und im Januar erfolgt. Der Februar war ebenfalls ereignislos geblieben, doch Teresa López war im März, Nikki Brant einen Monat und drei Tage später ermordet worden. Wenn die an den Tatorten sichergestellten CDs eine Rolle spielten, fehlten ihr nun nur noch die entsprechenden Taten für die Symphonien Nummer zwei und fünf. Vermutlich befanden sie sich in den Unterlagen, die Sánchez an die übrigen Mitglieder des Teams verteilt hatte.
    Lena holte den Thomas Guide , ein Buch mit den Straßenkarten des gesamten Landkreises, aus ihrem Aktenkoffer. An der Innenseite des vorderen Buchdeckels befand sich ein Faltplan, den sie noch nie zuvor benutzt hatte. Sie schob das Weinglas weg, breitete die Karte auf dem Tisch aus und nahm einen Markierstift zur Hand. Vielleicht war es ja doch mehr als eine bloße Theorie. Es konnte durchaus sein, dass sie mit ihren Ermittlungen nicht etwa zu spät dran waren, sondern zu früh, um ein Muster zu erkennen.
    Ein Serienvergewaltiger in der Übergangsphase, sagte sie sich. Romeos Verwandlung in einen Mörder.
    Nachdem sie den ungefähren Schauplatz des ersten Vergewaltigungsversuchs auf der Karte gefunden hatte, schrieb sie das Datum und den Namen des Opfers auf. Dann suchte sie die anderen beiden Tatorte, markierte zu guter Letzt auch
die Adressen von Teresa López und Nikki Brant und stand schließlich auf, um die Karte aus der Vogelperspektive zu betrachten.
    Der Mordfall López wich von den anderen ab, da er als einziger auf der anderen Seite der Stadt stattgefunden hatte. Obwohl er mit Sicherheit Teil der Serie war, durfte sie die Karte nicht außer Acht lassen. Der Mord an Nikki Brant und alle versuchten Vergewaltigungen waren in einem Radius von drei Kilometern in der Westside geschehen. Wenn man die Punkte miteinander verband, trafen sich die Linien in

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