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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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wenigstens. Ein oder zwei Sekunden lang. Dann jedoch wandte er sich wieder wie gebannt dem Schauspiel zu. Er konnte beim besten Willen die Augen nicht davon abwenden.
    Die Welt könnte so schön sein, dachte er. Wenn die Menschen einander nicht all das antäten, um ihren Willen durchzusetzen. Wenn sie nicht so viel bräuchten, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
    Fellows kannte derartige Gefühle von früher und hatte inzwischen Erfahrung darin, sich zu beherrschen. Er war ein Meister darin geworden, seine gewaltigen inneren Kräfte anzuzapfen. Auf dem Hügel im Garten hatte er ein ausgezeichnetes Versteck gefunden, von dem aus er die Szene unzensiert genießen konnte. Und so sah er reglos zu, wie Burell Harriet die Kleider auszog. Er betrachtete ihren nackten Körper im Mondlicht und wurde Zeuge, wie der alte Lüstling seine geliebte Harriet küsste und ihre jungen, üppigen Brüste betatschte. Kein Muskel zuckte, nichts rührte sich. Nur das elende Gefühl in seiner Magengrube. Seine Magensäure brodelte wie ein sturmgepeitschtes Meer, versuchte, seinen Brustkorb zu durchbrechen, wurde aber von seinem gewaltigen Willen in Schach gehalten.
    Fellows beobachtete, lauschte und speicherte jede Einzelheit in seinem Gedächtnis ab. Die Bilder waren so eindringlich, dass er sie ganz sicher nie vergessen würde, weshalb es überflüssig war, sie aufzuschreiben. Burell fickte Harriet.
Harriet fickte Burell. Der Anblick tat so weh. Und als Burell schließlich von hinten in sie eindrang wie ein Hund und Fellows Harriet wollüstig aufstöhnen hörte, da dachte er, dass nun der Himmel einstürzen würde und das Ende der Welt angebrochen sei. Nur über eines war er froh: Sein Freund und Trainingspartner musste das nicht mit ansehen. Denn Finn stand irgendwo im Vorgarten Schmiere.
    Fellows holte tief Luft und ließ die Bilder vor seinem geistigen Auge Revue passieren, während er zuschaute, wie Burell die alberne Perücke abnahm und Harriet ein Glas Rotwein reichte. Selbst aus dieser Entfernung konnte er das Etikett erkennen und wusste, dass es ein billiger Wein war, den es bei Trader Joe’s für drei Dollar die Flasche im Sonderangebot gab. Als die Vorstellung endlich vorbei war, stand Burell rasch auf und griff nach einem Bademantel. Harriet blieb auf dem Handtuch liegen. Fellows musste es sich noch einmal vor Augen halten, weil ihn ihr enttäuschter Gesichtsausdruck so bestürzte. Offenbar kränkte es sie, dass Burell sie so schnell allein ließ. Sicher wäre sie lieber noch eine Weile im Arm gehalten worden.
    Fellows Herz klopfte wild. Währenddessen tat Burell weiter, als wäre Harriet nicht vorhanden. Erzürnt beobachtete Fellows, wie sie sich endlich aufrappelte und zum Stuhl hinüberhinkte. Mit schmerzlich verzogenem Gesicht griff sie nach ihren Sachen.
    Fellows dachte an die Kopie ihrer Personalakte, die er aus dem Büro stibitzt hatte. Ihre Krankengeschichte war der zweiten Seite beigeheftet. Obwohl Harriet atemberaubend schöne Beine hatte, war das eine knapp drei Zentimeter kürzer als das andere. Diese Behinderung war nicht angeboren, sondern Folge einer Operation, weil sie sich als Jugendliche das Bein gebrochen hatte. Als Fellows sich nach dem Grund des Unglücks erkundigte, hatte sie gesagt, sie sei eine Treppe hinuntergefallen. Vielleicht war es das Glitzern in ihren Augen,
wenn sie darüber sprach. Es mochte auch daran liegen, dass sie stets rasch das Thema wechselte. Jedenfalls hatte Fellows seine Zweifel, und nachdem er so zartfühlend wie möglich nachgehakt hatte, war er zu dem Schluss gekommen, dass sie gestoßen worden war. Erschwerend kam hinzu, dass vermutlich ihr Vater der Schuldige war, den sie nie erwähnte und zu dem sie auch keinen Kontakt mehr hielt. Fellows hatte gehört, dass Harriet aus einer streng religiösen Familie im ländlichen Nebraska stammte und ziemlich isoliert von Gleichaltrigen aufgewachsen war. Seit er von ihrem Doppelleben auf Burells Webseite wusste, war ihm alles klar. Ganz sicher war sie als Kind sexuell missbraucht worden.
    Fellows sah auf die Uhr. Es wurde spät. Als er sich zum Haus umdrehte, stellte er fest, dass Harriet ihren Wein ausgetrunken hatte und auf die Stufen zusteuerte. Burell bot ihr kein zweites Glas an und folgte ihr auch nicht. Er war ein Tier und wurde seiner Gespielin überdrüssig, sobald er ihre Schwäche ausgebeutet, ihren Körper benutzt und ihr Gefühle vorgegaukelt hatte. Das Gesetz des Dschungels. Burell hatte sein Revier markiert. Nun hatte der

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