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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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Alltag ihn offenbar wieder, denn er war gerade damit beschäftigt, das Kabel zusammenzurollen und die Kamera wegzuräumen.
    Das Scheinwerferlicht von Harriets Auto streifte das Nachbarhaus. Während das Motorengeräusch in der Nacht verklang, bemerkte Fellows ein vertrautes Gesicht neben dem Haus. Es war Finn, der ihm mit einem Winken mitteilte, dass die Luft rein war. Nachdem sein Freund und Trainingspartner im Laufschritt in den Vorgarten zurückgekehrt war, erhob sich Fellows aus seinem Versteck oben auf dem Hügel.
    Er warf einen Blick auf seine Kleider, die ordentlich zusammengefaltet auf dem Boden lagen. Seine Muskeln spielten. Die kühle Mitternachtsbrise strich über seine rasierte Haut. Er bewegte den Kopf hin und her, um sein Gehirn hochzufahren, und schüttelte die Arme aus.

    Ein Gnadentod, sagte er sich. Eine moralische Pflicht. Nicht anders, als ob man ein Pferd, das sich das Bein gebrochen hatte, von seinen Leiden erlöste. Jeder konnte eine Kleinigkeit beitragen, um die Welt zu retten.
    Im nächsten Moment stemmte er die Fersen in den Boden, rannte den Hügel hinunter und stürmte auf die Schiebetür zu. Während seine Beine immer weiterliefen, stieg ihm ein Hauch von Harriets Geruch in die Nase. Tief sog er die Luft in seine Lungen. Er roch ihren Körper, den süßen Duft ihrer Sexualität auf dem Handtuch und fühlte sich wie im Himmel. Kraft durchströmte in Wellen seinen Körper. Seine Haut rötete sich. Als er das Haus erreicht hatte und einen Satz durch die Tür machte, verwandelten sich seine Arme in Flügel, und sein ganzer Körper glühte rot.
     
    Charles Burell hatte nun schon den zweiten unangenehmen Tag am Stück hinter sich und fragte sich, was er nur verbrochen haben mochte, um so viel Ärger zu verdienen. Angefangen hatte es gestern, als plötzlich zwei Bullen vor seiner Tür gestanden und ihn gezwungen hatten, seine gottverdammte Kundenliste herauszurücken. Als er nun die Kabel in einem Regal verstaute und einen Blick in den Spiegel warf, bemerkte er einen Spinner, der sich unter der Treppe versteckte und jede seiner Bewegungen beobachtete.
    Das wurde ja immer besser!
    Er erkannte das Gesicht des Mannes zwar nicht, nahm aber an, dass der Kerl in der Nähe wohnte. Schließlich war seine Ficksitzung mit Harriet ein Mega-Hit gewesen. Ja, er wusste genau, was die Schlampe scharfmachte. Allerdings waren Geräusche so spät nachts weit zu hören. Sicher hatte sich der Bursche in seinen Garten verirrt, gesehen, wie er es der Kleinen besorgte, und dabei selbst einen hochgekriegt. Am besten achtete er nicht auf den Idioten. Dann würde er sich bestimmt wieder beruhigen und verschwinden.

    Burell machte den Schrank zu, griff nach seinem Weinglas und schaute erneut in den Spiegel. Der Bursche war immer noch da, stand unter der Treppe und glotzte ihn an.
    Burells Augen wanderten zum Telefon, während er überlegte, was er tun sollte. Die Polizei zu verständigen war keine gute Idee, insbesondere nicht die Dorfschupos, die für dieses Viertel zuständig waren. Denn wenn die das Haus betraten und seinen Keller sahen, würden sie ebenso wie die beiden Detectives von gestern neugierige Fragen über seine Firma stellen. Nur mit dem Unterschied, dass sie nicht in einem Mordfall ermittelten und deshalb sicher den Mund nicht halten würden. Und wie stünde er dann vor den Nachbarn da? Burell war nämlich viel daran gelegen, geheim zu halten, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. Die Spießer hier im Viertel glaubten, er sei Anwalt, der eben Glück bei Frauen hatte. Dass er es fünf- oder sechsmal in der Woche mit verschiedenen Frauen treiben konnte, war ebenso ein Statussymbol wie die Rolex an seinem Handgelenk und sein Mercedes-Fuhrpark.
    Also beschloss Burell, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen, den Schwachkopf zu verscheuchen und die Tür abzuschließen. Er stellte das Glas weg und schaltete innerlich auf Gerichtssaal um. Dann marschierte er, ganz der erfolgsverwöhnte Anwalt, in den Keller und blickte dem Kerl mit gespielter Überraschung mitten ins Gesicht.
    »Die Show ist vorbei, Kumpel«, sagte er. »Mach dich dünne. Hau ab.«
    Der Mann hatte sich bis jetzt in den Schatten geduckt. Als er aufstand und ins Licht trat, hatte Burell Mühe, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen.
    Der Eindringling war splitternackt, gebaut wie ein Kleiderschrank und ausgestattet wie ein Pferd. Allerdings war es sein Gesicht, das Burell am meisten erschreckte. Seine Augen wirkten völlig

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