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Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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bevölkerten Traums. Einen Augenblick war Molly erleichtert, weil die Leute, die vorher noch hier gewesen waren, sich später offenbar davongemacht hatten. Niemand saß an den Tischen, niemand stand am Tresen, und auch Tewkes war nicht mehr dahinter postiert.
    Derek und die Säufer waren fort, die Friedensfreunde ebenfalls. Und die Zauderer samt Cassie.
    Hätte sie die Szenerie nicht noch eine Sekunde länger betrachtet, hätte sie sich umgedreht und wäre hinausgegangen, so hätte sie wohl angenommen, die ganze Schar sei schließlich doch zur Bank gezogen, um bei deren Ausbau zur Festung mitzuhelfen. Da sie jedoch zögerte, merkte sie, dass hier nicht das geschehen war, was sie sich gewünscht hätte.
    Zum einen: die Waffen. Die Jagdgewehre, Schrotflinten und Pistolen waren noch da.
    Weder die Säufer noch die Friedensfreunde waren bewaffnet gewesen, aber viele der Zauderer waren bereit gewesen, sich zu verteidigen, falls sie zu dem Schluss kommen sollten, dass Selbstverteidigung notwendig oder wünschenswert war. Bestimmt wären nicht alle von ihnen ohne ihre Waffen in die veränderte und sich weiter verändernde Welt hinausgetreten.

    Zum anderen: die Kleidungsstücke. Auf vielen Stühlen waren Mäntel oder Jacken zurückgeblieben. Dann sah Molly, dass darüber teilweise Pullover und Hemden hingen, ja sogar ein Paar Jeans.
    Als sie sich vom Eingang weiter in den Raum wagte, sah sie überall weitere abgelegte Sachen auf dem Boden liegen: Slacks, Kakihosen, Bluejeans, Hemden, Blusen, Socken, Männer- und Frauenunterwäsche. Schuhe und Stiefel und Gürtel und Regenhüte.
    Dazu Anzeichen von Gewalt, denn der Boden war mit Knöpfen jeder Farbe und jeden Stils übersät. Offenbar waren die Kleider mit solcher Wut oder Hektik vom Leib gerissen worden, dass die Knöpfe abgesprungen waren. Viele der Kleidungsstücke waren an den Nähten aufgerissen.
    Dennoch war offenbar kein einziger Schuss gefallen.
    Die Stille war abgrundtief. Molly hielt den Atem an und lauschte, doch in ihre Ohren drang kein einziger Laut.
    Vorsichtig kickte sie einen Knopf weg. Klappernd hüpfte er über die Dielen und bewies ihr, dass sie nicht taub geworden war.
    Armbanduhren waren achtlos weggeworfen worden. Auf den Tischen und am Boden glitzerten warmes Gold und kühles Silber: Halsketten, Medaillons, Armreife, Ringe.
    Molly war ratlos. Sie konnte nur annehmen, dass die dreißig oder vierzig Verschwundenen wider ihren Willen gezwungen worden waren, sich auszuziehen. Weil sie mehrere von ihnen kannte und wusste, dass es sich um sehr zurückhaltende Leute handelte, konnte sie sich keine Situation vorstellen, in der sie das freiwillig getan hätten.
    Mit den vorhandenen Waffen gewehrt hatten sie sich aber auch nicht.
    Dann … waren sie vielleicht gemeinsam in Raserei verfallen, infolge eines Giftes, das eine Psychose verursachte.
    Molly dachte nach. Gewisse irdische Arten von Schimmel, darunter eine, die Maiskolben befiel, konnten heftige
Halluzinationen hervorrufen. Gelegentlich war dadurch früher in einem ganzen Ort eine Massenhysterie ausgebrochen. Es gab sogar die Theorie, so etwas – und nicht nur religiöser Fanatismus – habe bei den Hexenverfolgungen in Massachusetts eine Rolle gespielt.
    Schimmel gehörte zu den Pilzen, und in der Pflanzenwelt der außerirdischen Angreifer schienen Pilze eine wichtigere Rolle zu spielen als auf der Erde.
    Vielleicht verursachten die von den eingeschleppten Pilzen erzeugten Gifte Halluzinationen und Massenhysterien, wie kein Mensch sie je erlebt hatte. Temporäre Psychosen. Anhaltenden Wahnsinn. Womöglich sogar Mordgier.
    Auf den Tischen und auf dem Boden lagen zerbrochene Bierflaschen. Molly starrte auf die Etiketten: Corona, Heineken, Dos Equis.
    Manche der Flaschen sahen so aus, als wären sie nicht versehentlich zerbrochen worden, sondern mit der Absicht, Waffen herzustellen. Der lange Hals einer Corona-Flasche gab eine brauchbare Stichwaffe ab; ein abgebrochener Flaschenkörper hatte viele scharfe Spitzen.
    An einer dieser provisorischen Waffen fand Molly Blut. Dann an noch einer, und an einer dritten. Es war noch feucht.
    Auch auf manchen der herumliegenden Kleidungsstücke befanden sich Blutspritzer, aber nicht in einem Ausmaß, das auf ein Gemetzel oder auch nur auf einen heftigen Kampf hingewiesen hätte.
    Etwa vierzig Menschen waren verschwunden. Sie mussten nackt sein. Aber waren sie noch am Leben? Oder schon tot? Und wo waren sie?
    Erneut hielt Molly den Atem an und zwang sich, durch das

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