Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
nicht enthüllte. Die völlige Lautlosigkeit, mit der es schwebte, ließ auf gewaltige Kräfte schließen.
    Wie beim ersten Mal fühlte Molly sich bis auf die zelluläre Ebene unter die Lupe genommen. Jeder Aspekt ihrer komplexen Gefühle wurde beleuchtet, alle Gedanken, helle wie dunkle, wurden in einem einzigen Augenblick erforscht und bis in die feinste Einzelheit hinein begriffen. Mit analytischen Strahlen oder Strömen, mit telepathischen Fühlern,
mit einer Technologie, die weit über das menschliche Begriffsvermögen hinausging, wurde sie genauestens studiert und erkannt .
    Bei der ersten Begegnung hatte sie sich nackt, eingeschüchtert und beschämt gefühlt. Genau so fühlte sie sich jetzt auch, und in nicht geringerem Maße als zuvor.
    Die Kinder sahen geblendet und verängstigt aus, wie zu erwarten war, aber Molly hatte nicht den Eindruck, dass auch nur eines von ihnen sich so tiefgreifend durchbohrt fühlte wie sie.
    Als sie sich nach Neil umschaute, in dessen Gesicht und Gesten sie immer Bände lesen konnte, sah sie mehr als bloße Furcht. Sie erkannte Erschrecken in allen Nuancen, von Beklemmung und Angst bis hin zu beginnender Panik, aber auch einen schneidenden Schmerz, und noch etwas: Zorn über diese rücksichtslose Durchleuchtung, für die Molly keinen richtigen Namen fand, außer vielleicht »psychologische Vergewaltigung«.
    Auch ihr Herz füllte sich mit Zorn. Wenn man ihnen schon die Welt wegnahm und sie alle früher oder später abschlachtete, dann schuldete man ihnen doch eigentlich wenigstens die Gnade eines raschen und leichten Todes. Stattdessen fühlte sie sich wie ein lebendes Spielzeug an einer Leine, die ein bösartiger Herr und Meister in der Hand hielt: grausam verhöhnt, gequält und gefoltert.
    Sie konnte sich nicht erklären, wie eine außerirdische Spezies, die der Menschheit um tausend Jahre voraus war und die Fähigkeit hatte, die Grenzen der Lichtgeschwindigkeit zu überwinden und in Sekunden ganze Galaxien zu durchqueren, so barbarisch und mitleidlos sein konnte. Eine Zivilisation, die so fortgeschritten war, dass sie Raumschiffe konstruieren konnte, größer als Berge, und Maschinen, die ganze Welten in wenigen Stunden transformieren konnten, hätte eigentlich auch ein besonders feines Gefühl für Leid und Ungerechtigkeit haben sollen.

    Eine Spezies aber, die zu den gnadenlosen Zerstörungen der vergangenen Nacht fähig war, musste ohne Gewissen und ohne jede Reue sein.
    Böse.
    Nein, das war unlogisch. Eine Zivilisation, deren Mitglieder nur aus Eigeninteresse handelten und unfähig zu Empathie und Mitleid waren, konnte doch keine große Höhe erreichen. Schließlich wandte das Böse sich immer irgendwann gegen sich selbst, weshalb eine solche Spezies sich längst selbst vernichtet hätte, bevor sie nach den Sternen greifen konnte.
    Es sei denn …
    Es sei denn, es handelte sich um einen Schwarm , dessen Individuen kein Gewissen und nicht einmal eine Vorstellung von Mitleid besaßen, die in Grausamkeit schwelgten und keinerlei persönliche Identität hatten, die sich von der ihrer Milliarden Artgenossen unterschied. Dann war es vielleicht möglich, dass jedes einzelne Element seine bösartigen Triebe nach außen richtete und seinen Verstand der Erschaffung finsterer Technologien widmete, um das gemeinsame Böse zu fördern. Mit unbezähmbarer Wut würde sich dann der gemeinsame Zerstörungsdrang gegen alles richten, was nicht zum Schwarm gehörte oder diesem nicht von Nutzen war. Was ihm im Weg stand, würde vernichtet und ausgerottet werden.
    Wenn diese Wesen die Erde ein Jahrzehnt oder ein Jahrhundert lang kolonisiert hatten, zogen sie wahrscheinlich zu einer anderen Welt weiter. Zurücklassen würden sie einen leblosen Planeten, so öde wie der Mars, auf dem ein klagender Wind über eine Landschaft aus Sand, Fels und Eis wehte.
    Die noch unsichtbaren Weltenzerstörer genossen die Verwüstung, die sie entfesselten, genossen Entsetzen und Blut. Was sie antrieb, war die Vernichtung von allem, was anders als sie war, und ihr einziges Glück war das Leid, das
sie verursachten. Dafür gab es überall in Black Lake mehr als genug Indizien.
    Diese Gedanken gingen Molly durch den Kopf, während sie die Kinder unter dem lautlos schwebenden Fahrzeug die Straße entlangscheuchte. Schillernde Reflexe des vom Nebel verhüllten Objekts huschten über das Pflaster, während es sie Schritt für Schritt bis zur Kneipe verfolgte.
    An der Tür hielt niemand Wache.
    Hinter den erloschenen

Weitere Kostenlose Bücher