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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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aus dem Schulterhalfter, der offensichtlich äußerst liebevoll behandelt wurde. »Da ist er.«
    »Sehen Sie diese Glastüren auf dem Balkon im dritten Stock?«
    »Hab sie genau im Auge.«
    »Diese Sprossen führen vom Balkon aufs Dach. Mir ist es lieber, mich in der Öffentlichkeit nicht auf einen Schusswechsel mit jemandem einlassen zu müssen, der vielleicht durch diese Tür aus dem Raum dahinter flüchten will. Sehen Sie den Türknauf?«
    Dashwoods Blick durchdrang die Schatten und konzentrierte sich auf den kaum sichtbaren Türknauf, der lediglich fünf Zentimeter maß. »Ich hab ihn.«
    »Wenn er sich bewegt, schießen Sie darauf.«
    Bell zog seine goldene Uhr aus der Tasche und verfolgte den Lauf des zweiten Zeigers. »In zwanzig Sekunden klopfen unsere Jungs an die Flurtür.«
    Dreiundzwanzig Sekunden später drehte sich der Knauf. Dashwood, der von seiner Mutter ausgebildet worden war – einer ehemaligen Scharfschützin bei Buffalo Bills Wild West Show –, feuerte einen Schuss ab. Der Türknauf wurde von der Tür abgerissen und durch die Luft gewirbelt.
    »Kommen Sie rein«, sagte Bell. »Mal hören, was uns dieser Bursche zu erzählen hat.«
    Wenige Sekunden später verließen die beiden korpulenten Van-Dorn-Agenten das Bordell, zwischen sich einen Mann, den sie an den Armen festhielten und zu stützen schienen – wie Freunde, die einem Betrunkenen behilflich sind. Bell lenkte den Packard am Bordstein entlang bis zu ihnen hin, und sie bugsierten den Mann auf den Rücksitz.
    »Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«, polterte er.
    »Sie sind Stadtrat William T. Foley, früher bekannt als ›Bordell Bill‹, und zwar weniger wegen Ihrer hübschen Visage, als vielmehr auf Grund Ihrer unternehmerischen Erfolge im Unzuchtgewerbe.«
    »Ich lasse Sie verhaften.«
    »Sie bewerben sich als Kandidat der Reformer für die Wiederwahl.«
    »Dies alles hatte der Stadtrat bei sich«, sagte einer der Detektive und präsentierte Bell zwei Taschenpistolen, einen Dolch und einen Totschläger.
    »Wo ist Harry Frost?«
    »Wer?«, fragte Bill Foley unschuldig. Wie jeder erfolgreiche Chicagoer Kriminelle, der den Aufstieg in ein öffentliches Amt geschafft hatte, erkannte Foley Van-Dorn-Detektive auf Anhieb, wenn er zwischen ihnen auf dem Rücksitz eines Packards saß. Dabei beruhigte ihn die Erkenntnis, dass er bei ihnen nicht damit rechnen musste, erschossen oder im Lake Michigan ertränkt zu werden, wie es bei anderen Organisationen in der Stadt üblich war. »Harry Frost? Von dem hab ich noch nie gehört.«
    »Heute Abend haben Sie sein Geld im teuersten Freudenhaus von Chicago ausgegeben. Geld, das er Ihnen heute Nachmittag dafür bezahlt hat, dass Sie einen Fünftausend-Dollar-Scheck bei der First Trust and Savings Bank für ihn eingelöst haben. Also, wo ist er? «
    »Er hat keine Nachsendeadresse hinterlassen.«
    »Sehr schlecht für Sie.«
    »Was werden Sie jetzt tun? Mich dem Sheriff übergeben? Der ist zufälligerweise ein Onkel meiner Frau.«
    »Sie wollen doch wiedergewählt werden und stehen auf der Wahlliste der Reformer. Unser Klient gibt in dieser Stadt eine Zeitung heraus, die Sie sich sicher nicht zum Feind machen wollen.«
    »Ich habe vor Whiteways Schmierblättern keine Angst«, meinte Foley spöttisch. »Niemand in Chicago gibt einen Penny für die Meinung dieses kalifornischen Pinsels, der …«
    Bell unterbrach ihn. »Die Bürger von Chicago mögen sich ja ruhig noch für einige Zeit mit Ihrer Schmiergeldpraxis und Korruption abfinden, aber sie werden gewiss einen Schlussstrich ziehen, wenn bekannt wird, dass Stadtrat William T. Foley das Leben von Miss Josephine Josephs, Amerikas Sweetheart der Lüfte, gefährdet.«
    Foley befeuchtete seine Lippen.
    »Wo«, wiederholte Bell, »ist Harry Frost?«
    »Er hat die Stadt verlassen.«
    »Stadtrat Foley, strapazieren Sie meine Geduld nicht über Gebühr.«
    »Nein, ich erzähle keine Märchen. Er ist wirklich abgereist. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Mit welchem Zug?«
    »In einem Automobil.«
    »Was für ein Typ?«
    »Thomas Flyer.«
    Bell wechselte einen kurzen Blick mit James Dashwood. Der Thomas war ein robustes Überlandvehikel, weshalb Bell ihn auch als Begleitfahrzeug für seinen Hilfszug ausgewählt hatte. Ein solches Fahrzeug – fähig, schlechte Straßen und offene Prärie zu bewältigen und sogar Eisenbahngleise zu benutzen, wenn Überschwemmungen und zerklüftetes Gelände ein Fortkommen unmöglich machten – ließ Frost gefährlich mobil

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