Todesrennen
jedenfalls.«
»Wo ist Josephine?«
»Sie und Whiteway sind ins Hotel gefahren. Ich würde ihnen an Ihrer Stelle aus dem Weg gehen.«
»Was ist los?«
»Die Zeichen stehen auf Sturm.«
Bell winkte Josephines Detektiv-Mechaniker, die Werkzeug und Ersatzteile für Marco Celere heranschafften, der sich gerade kopfschüttelnd über den Antoinette-Motor beugte. »Behaltet Celere ständig im Auge. Lasst ihn auf keinen Fall an Joe Mudds Maschine heran.«
»Was ist, wenn er sich aus dem Staub macht?«, fragte Dashwood.
»Das wird er nicht tun. Celere verschwindet nirgendwohin, solang die Chance besteht, dass Josephine das Luftrennen gewinnt.«
Er begab sich zum Hotel, das nicht weit von der Festwiese entfernt stand. Preston Whiteway hatte die oberste Etage des zweistöckigen Gebäudes gemietet. Bell beschleunigte seine Schritte auf der Treppe, als er den Verleger schon wütend brüllen hörte. Er klopfte laut an die Tür und trat ein. Whiteway stand vor Josephine, die wie ein Häuflein Elend in einem Salonsessel kauerte und auf den Teppich starrte.
Whiteway entdeckte Bell und rief, anstatt zu fragen, was mit Harry Frost geschehen war: »Trichtern Sie ihr mal ein wenig Vernunft ein. Auf Sie hört sie vielleicht.«
»Was ist denn los?«
»Meine Frau weigert sich, das Rennen zu beenden.«
»Weshalb?«
»Das will sie mir nicht verraten. Vielleicht erzählt sie es Ihnen? Wo zur Hölle ist mein Zug?«
»Es ist gerade angekommen.«
»Ich bin zum Finale des Rennens in San Francisco.«
»Wo ist Marion?«
»Sie ist mit ihren Kameras schon vorgefahren«, antwortete Whiteway. Dann senkte er seine Stimme zu einem heiseren Bühnenflüstern, das Josephine noch drei Zimmer weiter hätte verstehen können: »Sehen Sie zu, dass Sie sie zur Vernunft bringen – sonst bringt sie sich noch um die Chance ihres Lebens.«
Bell nickte stumm.
Während Whiteway das Zimmer verließ, schien er Bell das erste Mal bewusst zu sehen. »Sie sehen ja aus, als hätten Sie mit ein paar Grizzlybären gerungen.«
»Sie sollten sich mal meinen Gegner ansehen.«
»Bedienen Sie sich von dem Whiskey.«
»Das hatte ich vor«, sagte Isaac Bell.
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»Wollen Sie auch einen?«, fragte Bell.
Josephine schüttelte den Kopf. »Nein.«
Bell füllte ein Whiskeyglas, leerte es in einem Zug, füllte es erneut und trank einen kleinen Schluck davon. »Josephine, wie haben Sie reagiert, als Marco Sie bat, mit ihm nach Nordafrika zu gehen?«
Sie blickte mit großen Augen vom Teppich hoch. »Woher wissen Sie das?«
»Er hat Harry Frost das gleiche Angebot gemacht.«
»Harry? Weshalb?«
»Marco wollte, dass Frost Ihren neuen Ehemann tötet.«
Josephines Augen wurden stumpf. »Marco ist noch schlechter als Harry«, sagte sie tonlos.
»Ich würde sagen, sie waren einander ziemlich ebenbürtig. Wie lautete Ihre Antwort, Josephine?«
»Ich sagte nein.«
Bell beobachtete sie aufmerksam, während er fortfuhr: »Ich wette, Marco glaubt, dass Sie es sich anders überlegen, wenn Sie eine reiche Witwe sind.«
»Niemals … ist Preston wirklich in Gefahr?«
»Harry Frost ist tot.«
»Gott sei Dank … Glauben Sie, dass Marco fähig ist, Preston ohne Harrys Hilfe zu töten?«
Anstatt diese Frage zu beantworten, sagte Isaac Bell: »Ich weiß, weshalb Sie aus dem Rennen ausscheiden wollen.«
»Das wissen Sie nicht.«
»Sie wollen ausscheiden, weil Marco Celere, verkleidet als Dmitri Platow, die besten der anderen Flugmaschinen sabotiert hat.«
Sie senkte den Blick. »Das habe ich mich gefragt«, flüsterte sie. »Ich habe es mich nicht nur gefragt, ich hatte sogar den starken Verdacht. Aber ich habe ihn nicht aufgehalten. Wenn ich dieses Rennen verliere, ist das meine Strafe. Ich war einfach schrecklich.«
»Weil Sie ihn nicht aufgehalten haben? Oder weil Sie an Marcos Plan mitgewirkt haben, Harry einen Mord anzuhängen?«
»Hat Harry Ihnen auch das erzählt?«
Bell lächelte. »Nein, darauf bin ich durch Zufall von selbst gekommen.«
»Rückblickend weiß ich, dass es ein böser Plan war. Das wusste ich zwar auch damals schon, aber Harry hatte es verdient, eingesperrt zu werden.«
»Weshalb haben Sie sich von Marco überreden lassen, Whiteway zu heiraten?«
»Ich war zu müde, um zu widersprechen. Ich wollte nur das Rennen gewinnen …«
»Dachten Sie vielleicht, wenn eine Ehe annulliert wurde, könnte das auch bei einer zweiten klappen?«
»Sicher, wenn nicht mal eine Hochzeitsnacht stattgefunden hat. Und ich schwöre, Isaac, ich hatte keine
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