Todesriff
schleuderte sie in eine Ecke des Zimmers. „ Mein Name war in den Zeitungen zu lesen, er wurde bei diesem Fernseh-Interview in der Lodge erwähnt ... Wahrscheinlich hat dieser Kerl in der Presseabteilung oder sonst wo nachgefragt, was weiß ich!” Er versuchte erneut Kims Handy anzurufen, aber es schaltete sich bloß die Mobilbox ein.
„ Vielleicht blufft er einfach!“, sagte Tamara grübelnd.
Flimms war leise hinzugekommen, und Tamara
zeigte
auf den Bildschirm, auf dem noch immer die drohenden Sätze und das blutige Foto zu sehen waren.
„ Flimms, was ist mit den Leuten an der Fähre? Haben die ihn immer noch nicht gefunden?”
Flimms
schluckt
e.
„ Er muss sich irgendwo versteckt haben.”
„ Es ist nicht zu fassen!
Er v
erschwindet einfach spurlos! Was ist mit den Straßensperren?”
„ Die stehen. Da kommt er nicht durch.” Flimms spitzte nervös den Mund.
„ Es sei denn, er fährt inzwischen ein anderes Auto”,
gab
Tamara
zu bedenken
.
„ Und was ist jetzt mit Kuranda?”, fragte Flimms vorsichtig.
„ Die Kollegen vor Ort sollen Annabel Bailor und ihren Begleiter in Gewahrsam nehmen!“
Weder der Anruf im Motel noch der bei
einer Freundin von
Kim ergab etwas Aufschlussreiches. Die beiden hatten vor zwei Tagen ausgecheckt und schienen danach verschwunden.
Shane beauftragte Kollegen, sich in allen im Umkreis von dreihundert Kilometern gelegenen Lodges, Motels und Bed&Breakfast-Unterkünften nach Kim und Pam zu erkundigen. Die Gegend war bei Touristen sehr beliebt, und es gab entsprechend viele Übernachtungsmöglichkeiten. Als Reiseroute bot sich nicht nur die Küste hinauf bis nach Cooktown an. Interessant war vor allem der im Hinterland gelegene Regenwald beziehungsweise dessen Reste, die die Holzindustrie noch nicht für sich hatte beanspruchen können, da sie in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden waren und so unter einem speziellen Schutz standen.
„ Möchtest du einen Hamburger, einen Kaffee?” Tamara setzte ein Tablett vor ihm ab.
Shane schüttelte den Kopf.
„ Wir
krieg
en den Kerl. Ganz sicher.” Sie biss in den Hamburger. “Entschuldige”,
sagte
sie mit vollem Mund, “aber ich muss in solchen Momenten etwas Fettiges, Schweres und Ungesundes essen. Beruhigt irgendwie meine Nerven. ”
Er winkte ab. Ihm wurde schon beim Anblick von Essen übel. Ihn plagte sein Gewissen. Wenn er Al Marlowes Bitte abgeschlagen und darauf bestanden hätte, seinen Urlaub in Cairns fortzusetzen - Jacks Unfall hin oder her -, dann wäre es nicht so weit gekommen. Er wäre bei Kim und Pam gewesen und in den Medien nie in Verbindung mit Weinheimer aufgetaucht. Jack hätte den Fall bearbeitet. Doch er war ja froh gewesen, den Urlaub abbrechen zu können ... Und damit hatte alles begonnen.
Er sah durch die schmalen Schlitze zwischen den Rollo-Lamellen auf die nächtlich beleuchtete Straße. Autos fuhren vorbei, Touristen in gemieteten Campermobilen, sicher auf dem Weg zum Cape Tribulation oder noch weiter hinauf nach Cooktown und auf die York Peninsula. Vielleicht befanden sie sich auch schon wieder
Richtung
Flughafen Cairns. Palmen wehten im Wind. Manche behaupteten, hier sei das Paradies.
A
uf dem Bildschirm flackerte noch immer Weinheimers
Bild
.
Detective Shane O’Connor , Sie wollen doch sicher nicht dass ihre Tochter und di e Mutter so enden. Versuchen Sie mich also nicht aufzuhalten.
War es nicht seltsam, dass er gerade noch für Weinheimer Verständnis gehabt hatte? Jetzt hingegen war Shane zu allem bereit.
96
Während der Tankwart die Kreditkarte durch das Lesegerät zog, gelang es Weinheimer kaum, das Zittern zu unterdrücken. Es war
gefährlich
, mit der Kreditkarte der Frau aus dem Camper zu zahlen. Seine eigene Kreditkarte w
ollte
er nicht mehr einzusetzen. Er konnte nur hoffen, dass der Tankwart wie die meisten Leute keinen Blick auf die Karte verschwenden würde. Die Hitze und Schwüle wurden unerträglich. Gleich würde er Port Douglas erreichen.
Über dem Regal mit Scheibenwischblättern und Motoröl liefen die Nachrichten im Fernsehen - wieder zeigten sie d
iesen
Detective, und plötzlich spürte Weinheimer, wie ihm der Boden unter den Füßen wegzurutschen drohte. Seine Knie wurden weich. Bildfüllend prangte neben dem Phantombild von ihm, das ihm jedoch kaum ähnlich sah, wie er fand, ein Foto von Steve Wilson. Unverkennbar, wenn auch in miserabler Qualität. Man forderte Steve auf, sich bei der Polizei zu melden, er sei in Gefahr. Zurzeit
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