Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Möglichkeit, jemanden da draußen vergessen zu haben, war grauenvoll. Sicher, es war schon mal vorgekommen, aber noch nie bei ihr.
    „ Die Küstenwache ist jedenfalls unterwegs. Aber in der einbrechenden Dunkelheit ist es nicht gerade leicht, zwei Menschen da im Ozean zu finden.”
    Sie nickte. Abgesehen von der geringen Wahrscheinlichkeit, trotz einer Wassertemperatur von fünfundzwanzig Grad an Unterkühlung zu sterben, drohten genügend andere Gefahren. Und wenn es Haie waren wie gestern? Als sie zurück zum Hafen aufgebrochen waren, hatte gerade die Flut eingesetzt. Sie konnten also auch keine Zuflucht auf den bei Ebbe aus dem Wasser ragenden Riffen suchen, und die nächste Koralleninsel, die nicht bei Flut überspült würde, war viel zu weit entfernt.
    „ Haben Sie meine Kollegen schon befragt? Matt Pine und Gordy Barnes?”,
wollte
sie
wissen
.
    „Mister Pine haben wir nicht angetroffen. Und Gordy Barnes konnte sich nicht so richtig an die beiden erinnern.”
    „Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte. Hoffentlich klärt sich alles bald als Irrtum auf.“
    Er nickte ihr zu, lächelte noch einmal und ging.

    Annabel sah ihm nach, wie er in den Po
liz
eiwagen stieg, die Scheinwerfer anschaltete und die schmale Anliegerstraße fast lautlos hinabrollte. Sie schloss die Tür. Sicher sind sie schon seit Jahren ein Paar, hatte sie
gedach t. De r eine war der schlanke, sportliche Typ, der sich aber im Hintergrund hielt, der andere eher gedrungen und der Zupackende
.
Das “ Coral Beach Resort” war ein bekanntes Feriendomizil für vor allem schwules Klientel. Die Küche des Restaurants war bekannt. Annabel war
schon öfter dort essen gewesen.
    Wie hatte das nur passieren können? Sie fühlte sich schuldig. Warum war ihr das Fehlen der Männer nicht aufgefallen? Aber sie hatten
doch
zu Matts Gruppe gehört ...
    Sie schaltete das Licht aus, legte sich auf die Couch und sah hinaus auf den Ozean, bis es dunkel wurde und das weiße, kalte Licht des Mondes einen Pfad in die Unendlichkeit leuchtete.
    Irgendwann im Halbschlaf klingelte das Telefon.
    In der Hoffnung, die beiden Männer seien gefunden worden, griff sie hastig zum Hörer.
    „ Belle?”, erklang eine Stimme, noch bev or Annabel Hallo sagen konnte. „ Hier ist Jonathan.” Es gab nur einen Menschen, der sie so nannte. „ Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass es dir gut geht! Aber ich habe dir schon immer gesagt, dass Tauchen eine verdammt risikoreiche Angelegenheit ist. Weißt du noch, wie wir beide damals nach Hummern tauchten und plötzlich in diese Strömung gerieten
...

    „ Das ist mehr als zehn Jahre her“, unterbrach sie seinen Redefluss. „ Wir waren Kinder und haben uns ziemlich naiv verhalten.” Sie wurde ungeduldig.
    „ Ja, du hast Recht. Na ja, wie ich dich kenne, lässt du dich auch nach diesem kleinen Intermezzo nicht vom Tauchen abhalten.”
    „ Genau. Du kennst mich.”
    „A ch, übrigens, willst du
eigentlich
wissen, wie es mir geht?”
    „ Nicht wirklich”, antwortete sie und meinte es tatsächlich so, aber sein Lachen verriet ihr, dass er es ihr trotzdem sagen würde.
    „ Du hast wirklich Humor! Aber mir geht’s so weit gut, Eve und den Kindern auch. Ja, ach, übrigens - hat dein Broker auch deine verdammten RTO-Aktien zu spät verkauft? Ich habe einen verdammten Verlust gemacht. Eine dreiviertel Million hatte ich angelegt - und dann sind sie in vier Tagen um fünfzig Prozent gefallen.” Jonathan stöhnte.
    Er rauft sich wahrscheinlich gerade die Haare, überlegte Annabel. Schon als Jugendlicher interessierte er sich kaum fürs Geschäft. Er ging lieber surfen und Tennis spielen oder mit Mädchen aus. Außerdem schien ihm kaum etwas wichtig zu sein. Alles war nur da, um ihm Spaß zu bereiten, und wenn er genug davon hatte, warf er es weg. Menschen behandelte er nicht anders.
    „ Ich hab sie bereits nach einer Woche wieder verkauft, weil es mir zu heiß geworden ist”, erklärte sie. Mit dieser Vorsichtsmaßnahme hatte sie aus zweihunderttausend Dollar das Dreifache gemacht.
    „Tja, so bist du eben, Schwesterchen!“, erwiderte er, „ sonst hättest du dich
schon
längst auf einen Mann eingelassen, Belle!”
    Sie bemerkte
den Unterton
in seiner Stimme, die er hinter einem lässig en Lachen zu verbergen suchte. „ Ich muss
jetzt
aufhören, ich erwarte Besuch.” Sie
verabschiedete sich und legte
auf. Wenn sie etwas nicht ertragen konnte, dann war es, wenn jemand auf ihr Privatleben

Weitere Kostenlose Bücher