Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Toaster. Noch nie hatte sie wirkliche Angst vor Haien gehabt. Es waren die Menschen, die Jagd auf die Haie machten, nicht umgekehrt. Für Haiknorpel wurden als angebliches Mittel gegen Krebs enorme Summen gezahlt, und in Südasien kostete eine Portion Haifischflossensuppe bis zu hundert US-Dollar. Fischer schnitten den Haien die Flossen ab und warfen die verstümmelten Körper der noch lebenden Tiere ins Wasser, wo sie qualvoll verendeten. Annabel hatte erst kürzlich gelesen, dass jährlich mehr als einhundert Millionen Haie von Menschen gefangen wurden. Dagegen griffen im selben Zeitraum Haie lediglich achtzig Mal Menschen an. In den meisten Fällen ging es glimpflich ab. Oft verwechselten sie Menschen mit Robben, ihren Beutetieren, oder reagierten reflexartig auf Lichtblitze, wie sie auch von Fischschwärmen erzeugt wurden. Trotzd em, heute hatte sie Angst vor m Tauchen. Sie wickelte sich aus dem Badehandtuch und zog ihre blaue Quicksilver-Uniform an. Dann
schüttete sie
den Rest grünen Jasmintee in die Spüle, stellte die Tasse hinein. Wenn sie zum Tauchen ging, trank sie nie Kaffee.
    Ob sie ihn vielleicht unten am Hafen wiedersehen würde?, überlegte sie, als sie den kurzen Weg von ihrem Haus hinunter zum Hafen hinunterfuhr. Kaum zehn Minuten später parkte sie ihren metallic-blauen Ford Mustang direkt a m Kai mit den Restaurants, Cafés, den Boutiquen, die Souvenirs, T-Shirts mit Great Barrier Reef- und Aborigine-Motiven, Akubras und Drizzabone -Mäntel verkauften . Dort hatten sich mehrere Touristeng ruppen versammelt. Die meisten von ihnen trugen bunte T-Shirts, Shorts und Baseballkappen oder breitkrempige Sonnenhüte. Manche von ihnen hatten zu viel Sonne abbekommen und ihre Haut war gefährlich rot .
Annabel stieg aus und schloss ihren Wagen ab. Die Mannschaften der Boote waren damit beschäftigt, das Catering zu verladen, die
Pressluft
flaschen und die Taucheranzüge, Brillen und Flossen bereitzulegen oder zu überprüfen. Alles war wie immer. Vielleicht war sie ja die Einzige, die heute ein seltsames Gefühl hatte. Sie ertappte sich dabei, wie sie nach dem blonden Mann Ausschau hielt. Steve hieß er. Annabel – ich weiß.
    Annabel
grüßte die Bedienungen aus den Cafés und stieß die Tür zum Aufenthaltsraum der Quicksilver -Besatzung auf.
    „ Matt hat si ch krankgemeldet”, sagte Gordy und schloss seinen Schrank. Seine Augen waren rot umrandet, und unter der Sonnenbräune war er blass. Ohne zu lächeln, wie es sonst seine Art war, erklärte er : „ Matt hat Leonard Griffith auf der Koralleninsel Jeff’s Point aufgelesen.”
    „ So weit weg?”
    Die Insel befand sich sicher zehn Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie den Tauchgang gestartet hatten. Er seufzte. „Ehrlich, am liebsten wär ich heute zu Hause geblieben.“
    „Wir dürfen den Leuten nicht zeigen, dass wir Angst haben“, sagte sie.
    „Nein, natürlich nicht.“ Er setzte ein Lächeln auf.

    Fünf Minuten später zog Annabel den Reißverschluss des Tauchanzugs mit den kurzen Ärmeln und Beinen hoch, hatte ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und sich an allen der Sonne ausgesetzten Körperteilen mit Sunblocker eingecremt. Eine halbe Stunde später legte die Explorer mit nur dreißig Tauchtouristen vom Steg ab in Richtung Korallenriff. Es lag etwa auf halber Strecke zwischen dem Riff, an dem der schreckliche Angriff auf Pete de Vries stattgefunden hatte, und der Koralleninsel Jeff’s Point. Über die Hälfte der Touristen hatte den Trip kurzfristig abgesagt
.
    Der weiße Bug der Explorer pflügte durch das glitzernde Meer, Delfine begleiteten sie, die Sicht und das Wetter waren großartig.
    Bis auf einen Touristen, der blass an der Reling lehnte, schienen sich alle körperlich wohl zu fühlen, bemerkte Annabel. Nach dem Tauchgang würde das kalte Büffet mit Shrimps, Krabbenfleisch, Hühnerschenkeln, tropischen Früchten, Oliven und Champ agner eröffnet werden, danach gä b e es Kaffee und Kuchen, und dann wäre man auch schon wieder zurück in Port Douglas – wenn nichts dazwischenkäme ...
    Wenn Annabel nur wüsste, was die Haie auf Greg und sie aufmerksam gemacht hatte! Haie reagierten mit ihren sensiblen sensorischen Organen auf geringste Konzentrationen chemischer Substanzen und auf die feinsten elektrischen Spannungen. Weder Greg noch sie waren verletzt gewesen, auch hatte sie nicht ihre Menstruation gehabt. Es hatte genügend Fische am Riff gegeben. Es war Vormittag und nicht Nachmittag gewesen, wenn

Weitere Kostenlose Bücher