Todesriff
aus. Er reiste gar nicht mehr aus – mit anderen Worten: Er hielt sich seit dem vierzehnten November des vergangenen Jahres illegal in Australien auf. Ron Schuster hatte bei einer Überprüfung behauptet, nicht zu wissen, wo sich sein Cousin aufhalte, und nichts mit ihm zu schaffen zu haben.
Nach dem Mord an Markus Auer war Ron Schuster, laut Jacks Ermittlungen, weder in seiner Autowerkstatt noch in seiner Wohnung angetroffen worden.
John Palmer, bei dem Markus Auer offenbar untergeschlüpft war und dem auch der Wagen gehörte, in dem Markus Auer tot aufgefunden worden war, hatte spontan für ein paar Tage Urlaub genommen und war auch mobil nicht zu erreichen. Dies hatte sein Arbeitgeber, ein gewisser Nigel Hurst, Besitzer einer Werft am Brisbane River, angegeben. Auf Jacks Tagesplan hatte der Besuch bei John Palmer gestanden. Doch dann war ihm der Unfall dazwischen gekommen.
In E lizas Bericht fand Shane nichts, was er nicht schon vor seiner Abreise gewusst hatte. Die Narbe an der Innenseite des linken Oberarms, fünf mal achteinhalb Zentimeter groß und flächig, könnte von der Entfernung einer Tätowierung herrühren, mutmaßte sie.
Niemand schien Markus Auer näher zu kennen. Gleich nachdem er als Tourist eingereist war, hatte er ein Konto eröffnet. Am Tag seines Todes befanden sich siebenhundertneunundsechzig Australische Dollar und vierunddreißig Cent darauf. Nie hatte es große Kontobewegungen gegeben, stets war Geld bar eingezahlt worden. Während seines Aufenthaltes in Australien belief sich dieser Betrag insgesamt auf rund zehntausend Dollar.
Auf dem Fotoabriss, den man bei der Leiche gefunden hatte, waren keine Fingerabdrücke nachzuweisen.
Offenbar hatte der Mörder Handschuhe getragen, als er Markus Auer das Foto gezeigt hatte, ohne es ihm in die Hand zu geben. Vielleicht hatte der Mörder den Fotoschnipsel auch einfach nach dem Mord wie eine Visitenkarte zurückgelassen.
Shane ging in die Fotografische Abteilung hinüber.
„ Könnte so was wie Rosmarin sein”, sagte Derek aus der Fotoabteilung
.
Er hatte den ersten Fotoabriss eingescannt und so weit wie möglich untersucht. Auf dem Ausschnitt waren grüne Büsche mit kleinen, nadelartigen Blättern zu erkennen, mehr nicht.
„ Und hier ...”, er zeigte am angerissenen Rand auf eine b räunliche unregelmäßige Linie. „P ass auf!” Derek drehte den Ausschnitt so, dass sich die scharfen Ränder o ben und links befanden.
„ So herum gehört es. Man sieht es auch auf der Rückseite, am Namensdruck des Fotopapiers.” Derek steckte sich ein Stück Schokolade in den Mund. Er war klein, korpulent und kurzatmig und litt immer noch schrecklich unter dem Rauchverbot im Büro.
„ Und?”, fragte Shane.
„ Dieses Bräunliche da am rechten ausgerissenen Rand ist die Fortsetzung des Bildes”, erklärte er kauend.
„ Das sehe ich auch. Aber was ist das?”
„
Ein Baum? Ein Balken? Ein e Hauswand? Haare? Ein Mensch? Wir wissen es nicht.“
Der zweite Fotoschnipsel, den man bei Andrew Barbers Leiche gefunden hatte, passte exakt in die Ausrisse des ersten. Er zeigte die rechte Seite eines Menschen bis zur Schulter. Die Beine steckten in beigefarbenen Hosen, die über Schuhen endeten. Der rechte Arm war angewinkelt, die Hand lag auf dem Bauch. Eine andere Hand, wahrscheinlich die einer weiteren Person, lag über der Schulter.
„ Ich brauche noch ein bisschen, um Näheres darüber sagen zu können”,
sagte
Derek.
Sein Mitar beiter kam herein und stöhnte.
„ Der Portier, dieser Green, macht mich fertig. Er weiß nicht, ob der Mann einen Bart hatte oder ob er eine Brille trug! Er kann sich nicht mal auf eine Gesichtsform festlegen - von der Augenpartie ganz zu schweigen! Ich fürchte, mit ihm kommen wir nicht sehr weit!”
„ Versuchen Sie es trotzdem weiter!”, ermunterte Shane ihn, bevor er ging. Green hatte sich kurz nachdem Shane gegangen war noch freiwillig bereit erklärt, an einem Phantombild mitzuarbeiten. Er legte gerade die Unterlagen beiseite, als die Tür aufgerissen wurde.
„ Guten Morgen, Shane!” Detective Tamara Thompson wehte herein.
Sie
strotzte vor Energie. Sicher war sie bereits zehn Kilometer gejoggt oder im Fitnessstudio gewesen. „ Ist es noch spät geworden?”, fragte sie, warf ihr
Jackett, das zu ihrem kurzen Rock passte, über die Rückenlehne von Jacks Schreibtischsessel, setzte sich und blätterte ihren Kalender durch
.
„ Es geht”, knurrte er.
„ Ich hab eine Aspirin, wenn ...” meinte sie
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