Todesriff
Oberlippe zitterte. Ein unterernährter Junkie, dachte Shane und gab selbst die Antwort:
„ Vielleicht hätte man ihn ja um seine Brieftasche erleichtern können , oder? ”
„ Nein, nein! Besti mmt nicht!”
Ryan Edney
schüttelte heftig den Kopf. Seine Panik gegenüber der Polizei war nicht zu übersehen. „ Ich war es nicht, Boss! Ich war es nicht!”
„ Das behauptet ja
auch
keiner,
Ry
an, wir müssen nur ein paar Formalitäten regeln, klar? Kommen Sie.” Aber
Ry
an machte keine rlei Anstalten, ihm zu folgen.
„
Ry
an, es geschieht Ihnen nichts”, be
ruh
igte Shane ihn. Der Streifenpo l i zi st wollte
Ry
an Edneys Arm nehmen, doch in dem Moment sprang dieser
mit überraschender Leichtigkeit zur Seite, war in zwei langen Schritten an der mannshohen Mauer, die den Hinterhof von einem anderen trennte, stieß sich vom Boden ab, als hätte er Sprungfedern, und war über die Mauer verschwunden. Den dumpfen Aufprall hörte Shane sogar im Hinterhof. Als Shane und der Po liz ist auf die Straße rannten, lag
Ryan Edney
blutüberströmt direkt vor einem weißen Lieferwagen, dessen Fahrer ausstieg und sich erbrach. Ryan Edney wurde ins Krankenhaus gebracht , und Shane machte sich Vorwürfe.
23
Der Portier hatte nur einen Arm, und seine ganze Erscheinung wirkte grau und schlaff, als hätte er die letzten Jahre ausschließlich vor dem Fernseher verbracht. Dorthin wollte er offenbar auch wieder zurück, denn er reagierte nicht einmal besonders überrascht, als Shane ihm seinen Dienstausweis zeigte und ihm mitteilte, dass ein Bewohner des Apartmenthauses ermordet worden sei.
Shane stieg die schmale Stiege hinauf. Andrew Barbers Apartment war wie der Rest des Hauses dunke l und schäbig: Gelbe Velourscouch, hässlich und fleckig, davor ein niedriger Tisch aus billigstem Furnierholz, darauf ein Aschenbecher ohne Zigarettenkippen, aber mit Aschespuren. Von der Couch aus sah man auf eine Küchenzeile. Auf der Ablagefläche eine schmutzige Tasse, ein Teller mit Saucenresten sowie ein Messer und eine Gabel.
Shane ging ins Schlafzimmer. Hier stand ein Queensize-Bett mit einer dicken Synthetik-Tagesdecke, die zahlreiche bräunlich umrandete Löcher aufwies. Das Bett war gemacht. Daneben ein Nachttisch, auf dem ein altmodischer Plastikwecker stand, gegenüber ein Einbauschrank. Shane
zog
die einzige Schublade des Nachttisches auf. Darin lag eine angebrochene Schachtel Zigaretten der Marke Marlboro. Shane schloss die Schublade wieder. Die Kollegen von der Spurensicherung würden sich darum kümmern. Die Tür des Kleiderschranks war nur angelehnt. Das Schloss funktionierte nicht mehr. Shane zog die Tür auf. Ein Geruch nach ungelüfteten Kleidern
kam
ihm entgegen. Drei billig aussehende Jacketts mit ausgebeulten Taschen und schmuddeligem Kragen, vier ungebügelte und bereits getragene Hemden in Weiß und
Hellblau,
sowie zwei mit schmalen Streifen hingen auf Bügeln. Ebenso fünf Hosen. Auf dem Boden des Schranks standen vier Paar Schuhe, Größe elfeinhalb, wie Shane sah, jeweils ein Paar ausgetretene Sportschuhe, Schnürstiefel, Sandalen und Slipper.
Der Mann hatte offenbar überhaupt keinen Wert auf sein äußeres Erscheinungsbild gelegt. Shane griff in die Taschen der Jacken. Er fand eine abgestempelte Busfahrkarte und ein Gasfeuerzeug, wie man es in jedem Supermarkt oder Seven Eleven kaufen konnte: blau und ohne Werbeaufdruck. Auf dem wackeligen Tisch, der an die Wand unter einen fleckigen, blinden Spiegel geschoben war, fand er zwei Ausgaben des Yacht-Magazins Showboats , aufgerissene Briefkuverts mit Kontoauszügen und Werbebriefen. Die Kontoauszüge stammten von der Commonwealth Bank. Er zog die Schubladen unter dem Tisch auf und fand in der mittleren
weitere
Auszüge, Rechnungen und Belege, die achtlos hineingeworfen worden waren.
„ Wann haben Sie Andrew Barber zum letzten Mal gesehen?”, fragte Shane den Portier, als er wieder unten war. Der rieb sich die Augen. Seine Haut war trocken und so faltig, als nähme er seit Jahren keine Flüssigkeit mehr zu sich.
„ Wie ist er eigentlich ermordet worden?”,
wollte
der Portier
zuerst
wissen
.
„ Bitte beantworten Sie meine Fragen, Mister ...”
„ Green. Was wollten Sie wissen?” Er verzog das Gesicht und legte die Hand ans Ohr als sei er schwerhörig. War er vielleicht auch. Shane wiederholte die Frage.
„ Gestern Abend hab ich ihn zuletzt gesehen . Und i ch denke, ich hab auch den Mörder gesehen.” Green kratzte sich a
m
Ohr.
„ Wa
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