Todesriff
Schmeicheleien
so genannter Freunde vor.
Türläuten riss sie aus ihren Erinnerungen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie nicht einfach da im Liegestuhl auf der Veranda bleiben und den glitzernden Nachthimmel betrachten sollte, doch da klingelte es ein weiteres Mal und sie dacht, es könnte vielleicht etwas Dringendes sein.
„ Hi, Annabel!” Greg stand mit einer Flasche Wein vor der Tür. „ Ich dachte, ich komm einfach mal auf einen Drink rüber.” Er strahlte über das ganze jugendliche Gesicht, und Annabel schaffte es nicht, ihn wieder weg zu schicken.
„Was ist los mit dir? Du brauchst ein bisschen Aufheiterung!“ E
r küsste sie
auf die Wange und schloss die Tür hinter sich. Mit großen Schritten nahm er ihre Wohnung in Besitz, steuerte zielstrebig in die Küche und nahm zwei Weingläser aus dem Regal. Auf Anhieb fand er die Schublade mit dem Korkenzieher und hatte in wenigen Sekunden die Flasche geöffnet und die Gläser gefüllt. Er wollte ihr eines reichen, doch sie lehnte ab.
„ Ist dir nicht gut?”, fragte er besorgt.
„ Alles okay .” Sie
fror plötzlich. Mit einem Glas und der Flasche ließ
Greg
sich breitbeinig in den Sessel ihr gegenüber fallen.
„Ich hab heute ein neues Seminar angefangen, es ist bis auf den letzten Platz besetzt. Ich musste ein paar Studenten ablehnen!“
„Wie schön für dich!“
„Ja, ich bin wohl ziemlich beliebt!“ Er lachte und nahm einen kräftigen Schluck und sagte beiläufig: „Du warst heute mit der Yacht draußen, ich hab dich gesehen.“
„Ach ... ja?“ Etwas in ihr wurde alarmiert. Und plötzlich wurde er ernst. „D u bist nicht allein gefahren. Er war dabei.“
Sie sah zu wie er sein Glas austrank und sich nachschenkte.
„ Seitdem diese
r
Typ
aufgetaucht ist
,
benimmst du dich
irgendwie
seltsam
!“, sagte er, beugte sich vor und schien zu überlegen, wie er das Gespräch fortführen sollte. Seine Finger streiften das Kondenswasser vom Glas
.
„I ch mache mir
einfach
Sorgen um dich. Ich kenn dich lang genug und ich weiß, dass du dich oft auf die falschen Typen einlässt!“
Sie wollte etwas erwidern aber sie fühlte sich irgendwie matt. Er sagte: „ Weißt du
denn überhaupt
, wo dieser Typ wohnt?”
„Er heißt
Steve
” , wandte sie immerhin ein. Sie hätte vorhin die Tür nicht aufmachen sollen.
„ Okay, okay! Weißt du, wo er wohnt?” Er sah sie herausfordernd an. „ Er hat zusammen mit diesem anderen, der
sich
übrigens Nick
nennt
, einen Wohnwagen auf dem Campingplatz unten im Süden in der Reef Street gemietet.”
„Und, i st das
jetzt schon
ein Verbrechen
sich einen Wohnwagen zu mieten
?“
„Aber Belle ... ”
„Nenn mich nicht Belle ! ” Sie wurde wütend.
„ Okay, Annabel, ich weiß nicht, wer dieser Steve ist, woher er kommt, was er hier tut. Er wird dich ausnutzen wie all die anderen in den letzten Jahren.
“
„ Wer Umgang für mich ist, bestimme ich selbst, merk dir das. Jeder wollte mir bisher in mein Leben hineinreden. Meine Mutter, mein Vater, mein Bruder und all die Liebhaber
und angeblichen Freunde.
„
D
amit ist Schluss. Ein für alle Mal.” Sie stand auf. „ Und jetzt entschuldige , ich bin müde .”
S
ie
stand auf
und ging durch den Flur, der zum Schlafzimmer und dem geräumigen Badezimmer mit Blick auf den Pazifik führte. Als sie sich auszog, hörte sie, wie die Haustür zufiel. Vom Bett aus sah sie silbrige Streifen des Mondes auf dem Schwarz des Wassers liegen. Sie war sich nicht mehr sicher, ob Greg wirklich ein Freund war ...
38
Shane hatte plötzlich das Bedürfnis Kim und Pam in Cairns anzurufen. Das war ihm eigentlich noch nie – oder wenn schon nur selten passiert. Er hielt den Hörer in der Hand als er auf einmal nicht mehr wusste, was er sagen sollte. Es war sechs Uhr morgens stellte er fest – sowieso viel zu früh.
Es war diesig, als er in seinen Wagen stieg und in die Roma Street ins Headquarter s fuhr.
Tamara war bereits in Unterlagen vertieft und sah nur kurz auf als er hereinkam. „Morgen, Shane!“
„Schläfst du schon hier?“, brummte er.
„Bis jetzt noch nicht, aber wenn wir in die heiße Phase der Ermittlungen kommen ...“ Ihr Strahlen hatte etwas Herausforderndes und er fragte sich, wie sie es s chaffte, sogar um diese Zeit so frisch und ausgeschlafen auszusehen.
„Es gibt ein paar Neuigkeiten.“ Sie stand auf si e und goss sich ihren Tee ein . „Du bist ein Morgenmuffel, stimmt’s?“
Er nuschelt e irgendwas , was er selbst
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