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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Barber nannte, zu tun? Es machte ihn geradezu
verrückt
, untätig im Stau festzusitzen, während in der Gegend ein Mörder
herumlief und sein nächstes Opfer suchte. Er hupte, bis andere auch zu hupen begannen. Der Fahrer neben ihm blickte herüber
und tippte sich an die Stirn.
37
    Das war also ihr Tauchausflug mit Steve gewesen! Ärgerlich nahm sie aus dem Kühlschrank eine Flasche Weißwein, warf die Kühlschranktü r wieder zu und klemmte sich eine Chipstüte unter den Arm. Dann öffnete sie die Weinflasche, goss ein Glas fast randvo ll und trank den Wein in großen Schlucken und goss sich nach. Die Chips aß sie systematisch, einen nach dem anderen.
Sie
tat sich selbst leid in ihrer Einsamkeit. Warum fühlte sie sich immer von den falschen Männern angezogen?
    Plötzlich begann sich vor ihr alles zu drehen und ihr wurde übel. Sie schaffte es gerade noch ins Badzimmer. Danach ging es ihr wieder besser. Sie duschte und legte sich draußen auf die Veranda in den Liegestuhl und sah in den Sternenhimmel.
    Zweimal in ihrem Leben war alles, woran sie geglaubt hatte, jäh infrage gestellt worden. Das eine Mal hatte sie ihre Mutter tot in ihrem Bett gefunden, neben ihr auf dem Nachttisch ein leeres Röhrchen Schlaftabletten. Das andere Mal war acht Jahre später gewesen, nachdem ihr Vater an einem Herzinfarkt auf den Galapagos Inseln gestorben war , nur ein halbes Jahr nach seiner zweiten Frau Paula.
    Dieser Tag lag nun drei Jahre zurück. Annabel erinnerte sich an jenen seltsamen Besuch bei Helen, der langjährigen Haushälterin ihrer Mutter, kurz nachdem ihr Vater gestorben war.
    Der Himmel strahlte hellblau, die Luft war angenehm warm. Sie kam vom Einkaufen zurück, parkte das Cabrio, ein Geschenk ihres Vaters kurz vor seinem Tod, in der Tiefgarage des Apartmenthauses, das sie geerbt hatte, und fuhr mit dem Aufzug direkt in ihre Wohnung. Durch die getönte Glasfront des Wohnzimmers wirkte das Wasser des Sydney Harbours noch tiefer blau. Sie drückte die Abhörtaste des Anrufbeantworters und legte sich auf den weißen Flokati, mit dem das gesamte Wohnzimmer des Drei-Zimmer-Apartments im obersten Stock des Hauses ausgelegt war.
    C
harlotte
erinnerte sie an die Party bei Gil, und dann hörte Annabel eine relativ jung klingende Männerstimme:
    „ Annabel Bailor?” Der Anrufer wirkte unsicher. Annabel se tzte sich auf dem Teppich auf. „ Hier ist
Stuart
Gable, Helens Sohn. Meiner Mutter Helen geht es nicht gut”, er räusperte sich, „ das heißt, sie ist
ziemlich krank
und man weiß nicht, wie lange sie noch ...” Er räusperte sich wieder. „ Sie hat mich gebeten, Sie zu verständigen. Sie möchte
Sie gerne sehen.“
    Sie brauchte eine Ewigkeit bis in den Stadtteil Surry Hills. Der Feierabendverkehr staute sich in allen Ausfallstraßen der City. Als Annabel endlich in die Fitzroy Street einbog, fand sie keinen Parkplatz und ließ ihren
W
agen im Halteverbot stehen. Sie klingelte an einem der kleinen, zweistöckigen Häuser mit Balkon, die auf dieser Seite der Straße sehr gepflegt aussahen. Im Vorgarten standen Trompetenbäume und andere tropische Gewächse. Aus dem Nachbarhaus drang klassisches Klavierspiel.
    Die Tür öffnete sich, ein
zierlicher
Mann um die dreißig, mit kurzen, hell braunen Haaren,
begrüßte sie
und lächelte verhalten. Als sie näher kam, bemerkte sie den Tabakgeruch, der ihn einhüllte
.
    „ Es geht ihr heute sehr schlecht.”
    Sie erinnerte sich, ihn als Kind gekannt zu haben.
    Die Tü r fiel ins Schloss, und Annabel wurde von einem Geruchsgemisch aus Krankheit und Küchendünsten überfallen.
Stuart
trug eine
enge Jeans und ein altes, ausgewaschenes
Polo Shirt.
Trotz seiner
Zierlichkeit
erkannte Annabel einen
kleinen
Bauchansatz. Irgendwo lief ein Fernseher. Das Haus war eng und verwinkelt. Hinter der zweiten Tür des schmalen, fensterlosen Gangs lag sie.
    „ Mum, Annabel ist
zu Besuch
gekommen.” Er blieb am Türrahmen stehen, und Annabel musste sich an ihm vorbeidrängen. Sie erblickte in einem winzigen, grünlich tapezierten Zimmer, dessen Fenster von einer gelblichen Gardine halb verdunkelt waren, eine abgemagerte Gest alt mit strähnigem, weißem Haar .
    „ Lass uns allein
, Stui
.” Helens Stimme klang überraschend kräftig. Mit
ihren
knochigen Fingern klopfte sie an den Rand der fleckigen Bettdecke und Annabel
setzte sich
auf die Bettkante.
    Helen verzog ihr Gesicht und Annabel wusste nicht, ob sie lächelte oder ihr etwas weh tat.
Ihre
Hand griff nach

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