Todesriff
Ruin!” , rief sie aus der Küche und kehrte dann mit der Flasche im Kühler und einem Glas zurück. „ Der Arme, aber zehn Millionen Dollar sind ja auch keine Peanuts.”
„ Er muss zehn Millionen Steuern nachzahlen?”
Von dieser Summe hatte sie keine Ahnung, es hatte immer 3 oder 4 Millionen geheißen.
„Das hat er mir gesagt! ” Kerrie nickte bekräftigend und gab
einen Eiswürfel in ihr
G
las
. „E r hat mich sogar um Geld gebeten. Aber ... ach, wir haben ja
schließlich
drei Kinder und das Haus hier, und du weißt ja, wie es
momentan
um die Zuckerrohrindustrie steht. Ein paar Millionen sind schließlich kein Pappenstiel, nicht wahr?”
„ Du hast ihm also nichts ...?”
„ Nein”, unterbrach
Kerrie
sie und schüttelte resolut den Kopf
.
„ Ich frage mich nur, warum er dich nicht um Geld gebeten hat.”
Annabel hätte beinahe geantwortet: weil er wusste, dass ich ihm keines geben würde. Stattdessen schwieg sie und spießte die letzten Rucola-Blätter und ein Stück Avocado auf.
„ Na ja”,
Kerrie
stand auf
, “vielleicht hat er ja Glück im Unglück und kann mit der Versicherungssumme für die Yacht seine Steuerschulden bezahlen. Möchtest du noch einen koffeinfreien Espresso, Annabel-Darling?”
Als sie im Auto saß und an den gelben Zuckerrohrfeldern vorbeifuhr, bis der Weg auf den Küsten-Highway stieß, erinnerte sie sich an eine Begebenheit in ihrer Kindheit.
Sie war zehn und Jonathan sechzehn gewesen. Er und seine Freunde hatten nichts anderes im Kopf gehabt als Surfen und Mädchen. Obwohl die Bailors
sehr
reich waren, erhielten die Kinder doch nicht übermäßig viel Taschengeld. Jonathan hatte keine Lust zum Jobben, und hin und wieder lieh er sich bei Annabel Geld, das er meist nicht vollständig zurückzahlte. Deshalb entschloss sie sich irgendwann, ihm nichts mehr zu leihen.
Zu dieser Zeit besaß sie einen kleinen Hund namens Bob, um den sie sich allein kümmerte und den sie sehr liebte. Eines Tages, ihre Eltern waren eingeladen und nicht zu Hause, packte Jonathan den kleinen Hund un d bog dessen Kopf nach hinten.
„ Wenn du mir das Ge ld nicht gibst, töte ich Bob!”
Starr vor Entsetzen gab Annabel ihm das Geld, mit dem er seine Schulden bei seinen Freunden bezahlen konnte. Als sie es den Eltern erzählte, stellten sie Jonathan zwar zur Rede, doch er tat alles als Hirngespinst seiner Schwester ab. Die Eltern glaubten ihm , denn Jonathan war eindeutig ihr Liebling. Er durfte sich fast alles erlauben und bezeichneten Annabel als eifersüchtig und missgünstig. Auch dieses Mal war es so und sie bestraften Annabel für ihre “gemeine” Anschuldigung.
In diesem Moment fiel ihr das Foto aus dem Wohnwagen ein. Ihr wurde fast übel. Jetzt wusste sie, woher es kommen musste! Durch das Seitenfenster sah sie, wie sich die tropischen Wolken massen über die bewaldeten Berge heranschoben . Sie gab Gas, überholte einen Mietwagen und konzentrierte sich auf den Verkehrt. Sie nahm die Abfahrt in ihre Straße und raste den Berg hinauf, an den Nachbarh äusern vorbei , die alle wie auch ihr Haus über einen unverbaubaren Meeresblick verfügten und deren Grundstücke bis hinunter zum Wasser reichten. Noch fünfhundert Meter, dann war sie endlich daheim ...
D ie Fotos waren auf dem Speicher . Jonathan war der Einzige, der einen Nutzen aus ihrem Tod ziehen könnte - an diese Tatsache hatte Greg sie erinnert als er fragte, wer ihr Geld erben würde . Sie war nicht verheiratet, hatte keine Kinder. Zudem bestimmte eine Klausel im Testament ihres verstorbenen Vaters, dass die Firmenaktien nur innerhalb der Familie weitervererbt und nicht an andere veräußert werden durften. Jonathan konnte also, selbst unter finanziellem Druck, seine Aktien, seinen Anteil an Titan TV, nicht an Nicht-Familienmitglieder verkaufen.
Ein Auto parkte direkt vor dem Aufgang zu ihrem Haus. Die Straße war keine Durchgangsstraße, und es gab auch keinen öffentlichen Zugang zum Meer, daher verirrten sich nur selten Fremde und Touristen hierher. Noch vor zwei Wochen hätte sie das Auto wahrscheinlich noch nicht einmal wirklich bemerkt. Sie hätte sich höchstens darüber geärgert, dass es auf dem Platz stand, auf dem sie normalerweise parkte.
Mit klopfendem Herzen
lief
sie die Stufen zur Haustür hinauf. Fast erwartete sie, das Türschloss aufgebrochen vorzufinden, doch es war unversehrt; der Schlüssel ließ sich so problemlos wie immer drehen. Dennoch betrat sie
zögernd
das Haus. Schon immer hatte sie
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