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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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zurück. Wenn die Halskrause nicht gewesen wäre, hätte er sie vielleicht sogar schon vergessen.
    Jonathan Bailor und seine Schwester Annabel hatten vor dreieinhalb Jahren beide ein Vermögen geerbt, das auf jeweils rund dreißig Millionen Australische Dollar geschätzt wurde, als ihr Vater, William Bailor, Gründer und Halter der Aktienmehrheit der international operierenden Filmproduktion und Mediengesellschaft Titan TV, auf den Galapagosinseln an einem Herzinfarkt gestorben war.
    Neben den Aktien der Titan TV gehörten zur Erbmasse versch iedenste Aktienpakete, Bargeld und Immobilien – so weit der offizielle Teil. Was die Beteiligungen an Offshore-Gesellschaften sowie Konten auf den Cayman- oder den Kanalinseln anging, war die Steuerfahndung mit ihren Ermittlungen nicht weit gekommen.
    Die
höfliche
Geste, mit der Jonathan
Bailor
sie einlud, Platz zu nehmen, wie er die Latte macchiato für sie bestellte, wie er
unbeschwert lächelte
, wie er ihnen aufmerksam
zuhörte
, - all das machte ihn sympathisch und er verstand es glänzend, sich elegant herauszureden. Allerdings musste er schließlich doch Probleme mit der Steuerbeh örde zugeben und auch, dass er Kontakt zu Nigel Hurst hatte . Auf Tamaras angedeutete Möglichkeit hin , dass es bei der Explosion seines Bootes vielleicht nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen sein könnte, drohte
er
sofort mit seinem Anwalt. Ein flüchtiger, aber dennoch deutlicher Blick auf seine Rolex signalisierte schließlich , dass er das Gespräch für beendet hielt.
    „Tut mir l eid, Detectives, dass ich Ihnen
nicht weiter behilflich
sein kann . “ Er lächelte wieder als hätte das Gespräch gar nicht stattgefunden. „
Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
Er warf einen weiteren schnellen Blick auf seine
Uhr
. „ Ich habe einen
geschäftlichen
Termin.”
    „ Kaufen Sie sich eigentlich ein neues Boot?”, fragt e Shane unvermittelt beim Aufstehen.
    Bailor
warf einen Blick auf die Beine der jungen Kellnerin
.
„ Nein. Wissen Sie, man braucht sehr viel Zeit für ein Boot, und die habe ich nicht. Und außerdem”, er
lächelte der Kellnerin zu,
„ bin ich doch eher eine Landratte.”
    „ Verstehe.” Shane nickte, ohne zu lächeln. “Dann kam Ihnen dieser ... sagen wir ...
Vor
fall gerade recht, oder?”
    Bailor
setzte seine Sonnenbrille auf
. „ Wenn Sie vorhaben, mir noch mehr solcher Fragen zu stellen, dann wenden Sie sich a n meinen Anwalt.” Er erhob sich und legte einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch . „ Guten Tag
, Detectives
.“
Er schenkte Tamara noch ein höfliches Kopfnicken, dann verschwand er aus dem Café.
    „
Arrogantes Arschloch
! Warum haben wir ihn nicht
gleich
ins Büro bestellt?” Tamara war wütend.
    „ Ich wollte ihn erst mal kennen lernen.”
    „ Und was hältst du von ihm ?”
    „ Ich traue ihm alles zu.”

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    „ Also”, rekapitulierte Tamara, während sie mühelos d en Wagen aus der engen Parkbucht rangierte, „ Nigel Hurst kennt Ron Schuster, dem eine Explosion die veraltete Werkstatt und den Kompagnon vom Hals schafft. Hurst hat für diesen bankrotten Papierfabrikanten und für den von der Steuerfahndung gejagten Jonathan Bailor die Annoncen für die Yachten aufgegeben. Hurst kennt Goran Hentschel, den Bombenl eger im Kosovo.” Sie blinkte und wartete auf eine Lücke. „I ch denke, die Sache ist klar. Wenn dein Mann, dieser Kowalick, Recht hat, gibt es ja noch mehr von der Sorte Goran Hentschels. Dann hat eben ein anderer gestern dessen Job übernommen.” Sie fädelte sich in den fließenden Verkehr der Elizabeth Street ein.
    „ Was ist mit deiner Theorie, dass Auer und Hentschel ihre Auftraggeber erpressen wollten und deshalb ermordet wurden?”, fragte Shane und fummelte an seiner Halskrause herum, die ihn immer mehr einschnürte .
    „ Nigel Hurst könnte dahinter stecken, aber irgendw ie kann ich das nicht glauben“, sagte Tamara.
    „Halte da drüben an”, bat er, „ ich brauch was zu essen .” Er stieg aus, da fiel ihm ein, dass er etwas höfl icher sein sollte, und fragte: „Willst du auch ein Steak-Sandwich ?”
    Sie verzog angewidert ihren Mund. „R otes Fleisch fördert Darmkrebs und steigert auf ungesunde Weise die Libido. Ich will einen Tofu-Burger.”
    „Tatsächlich?“
    „Was?“
    „Das mit der ... der Libido?“
    Sie sah ihn so ernsthaft an, dass sie keine Antwort mehr zu geben brauchte.
    „ Keine Ahnung, ob die einen Tofu-Burger haben”, murmelte er schulterzuckend und

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