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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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hatten?
    Max überprüfte seine Waffe. Er hatte noch vier Kugeln.
    Er wollte zum Pier hinunterrennen.
    Aber er kam nicht weit.
    Er hörte noch ein Geräusch, noch einen Motor.
    Ein Auto, das sich schnell von hinten näherte, die Scheinwerfer hatten ihn erfasst.
    Quietschende Bremsen.
    Er ließ die Waffe fallen und hob die Hände.
    59
    Es war Rosa Cruz in einem der krankenhauseigenen Jeeps.
    Sie ließ den Motor laufen und sprang aus dem Wagen.
    »Keine Sekunde zu früh«, sagte Max.
    »Alles klar bei Ihnen?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Er schaute aufs Meer hinaus. Das Boot war längst verschwunden, das Kielwasser mit den Wellen verschmolzen, als wäre es nie da gewesen.
    Max drehte sich um, und zum ersten Mal sah er das Haus. Ein zweistöckiges Wohnhaus aus roten Klinkern, das besser nach Neuengland als in die Karibik gepasst hätte, halb verborgen hinter einem Palmenhain. In den oberen Fenstern drängten sich die Flammen, und wo ein Teil des Daches eingebrochen war, quoll Rauch heraus.
    »Sie hat mir erzählt, was passiert ist.« Rosa deutete mit dem Kopf zum Jeep, in dem, eingehüllt in ihren Bademantel, Vanetta Brown saß und sie beide ansah. »Sie will nach Hause.«
    »Ich auch«, sagte er.
    Er trug Vanetta zum Pier hinunter und setzte sie sanft ins Boot.
    Nachdem er sie angeschnallt hatte, trat er zur Seite und ließ sie mit Rosa allein.
    Vanetta brachte ihre ganze Kraft auf, um Rosa in die Arme zu schließen und auf beide Wangen zu küssen. Sie wechselten ein paar Worte auf Spanisch, Rosa schniefte und wischte sich die ganze Zeit die Tränen aus den Augen.
    Max stand etwas betreten auf dem Steg, außer Hörweite, um ihnen etwas Zeit für sich zu geben, dabei hoffte er verzweifelt, sie mögen sich beeilen, damit sie verschwinden konnten, bevor noch jemand kam.
    Er schaute zum Horizont, in Richtung Haiti, wohin Boukman geflohen war. Er spielte kurz mit dem Gedanken, ihm zu folgen, statt nach Miami zu fahren, aber er wusste, er würde ihn niemals kriegen. Er hatte seine Chance gehabt, Boukman zu töten, vor siebenundzwanzig Jahren. Joe hatte ihn davon abgehalten. Max wünschte, er hätte es nicht getan – um ihrer beider willen, besonders aber wegen Joe.
    Aber waren die Dinge wirklich so einfach, so geradlinig, so brutal? Töte einen Menschen und lebe glücklich und zufrieden bis an dein Lebensende aus Altersschwäche? Oder war ihr Leben schon von Anfang an auf diesen Kurs gesetzt worden, gekettet an ein Schicksal, das sie nicht verhindern konnten? War Boukman vielleicht nur eine von einer Milliarde austauschbarer Äxte, mit denen das Schicksal um sich schlug?
    Und Max glaubte zu verstehen, warum Boukman so früh gegangen war. Boukman hatte gesagt, ihn einfach umzubringen, wäre zu leicht gewesen, hätte ihm nicht gereicht. Boukman wollte ihn leiden sehen. Boukman wollte Genugtuung . Nur darum war es gegangen, die ganze Zeit.
    Und so hatte Boukman vielleicht beschlossen, dass er ihn gar nicht sterben sehen wollte, dass er ihn als Lebenden in Erinnerung behalten wollte – allerdings mit einem Leben unter seinen Bedingungen, als sein Gefangener, seiner Gnade ausgeliefert. Eine süße Erinnerung, die er sich bis ans Ende seiner Tage immer und immer wieder würde wachrufen können: die Erinnerung an Max Mingus in seinen letzten Minuten auf Erden, wie er, an einen Stuhl gefesselt, die letzten zwölf Jahre seines Lebens an sich vorüberziehen sieht. Nur dass es gar nicht sein Leben war, wie er geglaubt hatte, sondern eines, das Boukman ihm gegeben hatte.
    Das ergab zumindest einen Sinn. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass er komplett danebenlag.
    Was würde geschehen, wenn Boukman erfuhr, dass Osso und Grimaud tot waren? Würde er davon ausgehen, dass sie durch ein Unglück in den Flammen ums Leben gekommen waren? Oder würde er die Wahrheit erahnen?
    Max wusste es nicht.
    Rosa kam zu ihm. Sie nahm den Rucksack ab, den sie auf dem Rücken getragen hatte. Er enthielt die CDs, das Diagramm und alle seine Notizen.
    »Wer ist Solomon Boukman?«, fragte sie.
    »Eine offene Rechnung.«
    »Ist sie jetzt beglichen?«
    Max schaute wieder aufs Meer hinaus, dann zurück zu ihr. »Haben Sie bekommen, was Sie wollten?«
    Sie nickte.
    »Ich hoffe, die Sache geht so aus, wie Sie es sich wünschen«, sagte er.
    »Das wünsche ich Ihnen auch.« Sie hielt ihm die Hand hin.
    Max nahm sie und hielt sie einen Augenblick lang fest. Beide drückten fest zu, dann ließen sie los.
    Max stieg ins Boot. Die Schlüssel steckten.
    Rosa

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