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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Sie etwa geglaubt, das hätte ich vergessen? Haben Sie vielleicht angenommen, das hätte ich nicht bedacht und keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen? Sie gehen jetzt besser, Harry, bevor meine Leute durch diese Tür da brechen und Sie zu einem Häufchen Asche verbrennen!«
    »Was?« Harry ließ ihn los und machte einen Satz zurück, weg von ihm.
    Luchov schlug seine Bettdecke zurück und zeigte dem Necroscopen den auf dem Stahlrahmen angebrachten Knopf. Den Knopf, den er – wann eigentlich? – gedrückt hatte und dessen winziges rotes Lämpchen immer noch blinkte. Harry erkannte, dass er seinem eigenen Vampir aufgesessen war.
    Denn diesen Misserfolg hatte er seiner dunklen Seite zuzuschreiben. Das Ding in ihm hatte sich produzieren, die Oberhand gewinnen wollen. Es hatte die Sache auf seine Art regeln und die Antworten aus Luchov herauspressen wollen. Ja, und danach hätte es ihn womöglich getötet! Hätte Harry es bezwungen, hätte er sich die Antworten wahrscheinlich einfach aus dem Bewusstsein des Wissenschaftlers pflücken können. Doch dazu war es jetzt zu spät.
    Jedoch nicht zu spät, sich zur Wehr zu setzen und sich das verborgene Wesen wieder zu unterwerfen, es niederzuzwingen. Genau das tat er auch, und Luchov sah, dass er es wieder mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
    »Ich habe ...«, schluchzte er, »ich habe schon gedacht ... Sie würden mich umbringen!«
    »Nicht ich«, erwiderte Harry, während draußen eilige Schritte laut wurden. »Nicht ich – es! Und ja, um ein Haar hätte es Sie umgebracht. Aber verdammt noch mal, Sie haben mir schon einmal vertraut, Viktor. Und habe ich Sie etwa enttäuscht? Na gut, mein Körper hat sich verändert, aber mein Ich doch nicht. Ich bin immer noch derselbe.«
    »Aber jetzt ist es etwas anderes, Harry«, entgegnete Luchov. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er – was auch immer – von sich abgewendet hatte. »Das verstehen Sie doch sicher? Ich arbeite nicht mehr nur für mich selbst. Noch nicht einmal für Mütterchen Russland. Es geht um die ganze Menschheit – um uns alle.«
    Sie hämmerten bereits an die Tür, Rufe erschollen.
    »Hören Sie.« Harrys Miene war so ernst und menschlich, wie der Russe sie in Erinnerung hatte. Beinahe jedenfalls, bis auf die verteufelten Augen. »Mittlerweile müsste das E-Dezernat doch wissen – und Ihre russische Organisation ebenfalls, wenn sie ihr Geld wert ist – dass ich nur weg will. Warum – lassen sie mich – also – nicht – einfach – gehen? «
    Auf dem Korridor waren Schüsse zu hören, zehn, vielleicht auch mehr, in schneller Folge. Wie Hammerschläge krachten sie in das Schloss der mit Stahlplatten verstärkten Tür und zertrümmerten den Schließmechanismus.
    »Soll ... soll das etwa heißen, dass Sie es nicht wissen?« Luchov sah jetzt nur noch Harry vor sich, nichts als den Menschen. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie gar nicht verstehen, warum?«
    »Vielleicht schon«, erwiderte Harry. »Ich bin mir nicht sicher. Nur im Moment sind Sie der Einzige, der mir sagen kann, ob ich recht habe.«
    Also bestätigte Luchov es ihm. »Dass Sie verschwinden wollen, Harry, bereitet ihnen ja gar keine Sorgen«, sagte er, während die Tür aus den Angeln flog und Licht hereinströmte. »Aber sie zerbrechen sich den Kopf darüber, was Sie vielleicht mitbringen könnten, sollten Sie eines Tages zurückkehren.«
    In der Tür drängten sich verängstigte Männer. Einer hielt einen Flammenwerfer an sich gedrückt. Die flackernde Mündung zeigte genau auf Luchov. »Nicht!«, kreischte der Direktor, zwängte sich in die Ecke und hielt die zitternden Hände kraftlos vors Gesicht. »Um Himmels willen, nein! Er ist weg! Er ist weg!«
    Da standen sie nun im Türrahmen, im beißenden Pulverdampf nur als Schemen zu erkennen, und ließen ihre Blicke durch die kahle Zelle schweifen. Schließlich fragte einer von ihnen: »Wer ist weg, Herr Direktor?«
    Ein anderer sagte: »Haben Herr Direktor ... geträumt?«
    Luchov sank schluchzend auf seinem Bett zusammen. Und wie er sich wünschte, nur geträumt zu haben. Aber es war kein Traum gewesen. Jedenfalls nicht alles. Denn er spürte noch immer sein Handgelenk, an dem der Necroscope ihn festgehalten hatte, und dieser brennende Blick ging nach wie vor durch und durch.
    Oh ja, Harry Keogh war hier gewesen, und er würde ziemlich bald wiederkommen. Doch dem Direktor war ebenfalls klar, dass, wenn er sich nicht sehr irrte, Harry nur einen Teil dessen erfahren hatte, weshalb er

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