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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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worden.«
    »Das mag ja sein«, stieß Luchov hervor, »aber Sie sind ein Vampir!«
    Harry lächelte, wenn auch grauenhaft. »Sehen Sie mich doch an«, sagte er. Seine Stimme klang sehr sanft, beinahe warm, sogar vernünftig. »Ich meine, ich kann es wohl kaum leugnen, oder?« Damit beugte er sich ein bisschen weiter zu Luchov.
    Der Russe war so, wie Harry ihn in Erinnerung hatte; vielleicht war seine Haut eine Spur fahler, die Augen etwas fiebriger, doch im Grunde war er derselbe geblieben. Er war klein und dünn, hatte fürchterliche Narben, und auf der linken Hälfte seines Gesichts und des von gelben Venen durchzogenen Schädels fehlte das Haar. Aber wie verwundbar Luchov auch scheinen mochte, Harry wusste, dass er nicht so leicht unterzukriegen war. Er hatte den furchtbaren Unfall überlebt, bei dem das Tor entstanden war, die ganzen Wesen überstanden, die in der Folge hindurchgekommen waren, und schließlich sogar das Inferno. Ja, er hatte alles überlebt. Jedenfalls bisher.
    Unter dem prüfenden Blick des Necroscopen wurde Luchov blass, sein Atem ging schneller. Er betete darum, in der stählernen Wand zu verschwinden, möglicherweise in der Zelle nebenan wieder aufzutauchen, nur weg von diesem ... Menschen? Luchov hatte schon einmal einem Vampir gegenübergestanden, und allein der Gedanke daran jagte ihm eine schreckliche Angst ein. Schließlich zwang er sich zu sagen: »Warum sind Sie hier?«
    Harry wandte den Blick nicht von ihm. Er sah das heftige Pulsieren der gelben Venen unter dem Narbengewebe von Luchovs versengtem Schädel und antwortete: »Warum? Aber das wissen Sie doch sehr gut, Viktor. Ich bin hier wegen dem, was das E-Dezernat Ihnen mitgeteilt hat beziehungsweise Ihnen mitteilen ließ. Ich sehe mich nämlich gezwungen, diese Welt zu verlassen, und dazu muss ich das Tor in Perchorsk benutzen. Keine große Sache. Eigentlich hätte ich gedacht, dass Sie alle froh wären, mich loszuwerden!«
    »Aber ja doch! Natürlich!«, stimmte Luchov eifrig zu. Dabei nickte er so heftig, dass er Schweißperlen versprühte. »Es ist nur so, dass ... dass ...«
    Harry neigte den Kopf ein wenig zur Seite und lächelte abermals sein furchtbares Lächeln. »Fahren Sie fort!«
    Doch Luchov hatte bereits zu viel gesagt. »Wenn es stimmt, was Sie sagen«, plapperte er drauflos und versuchte, das Thema zu wechseln, »dass Sie bis jetzt niemandem ... etwas zuleide getan haben ... Ich meine ...«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass ich Ihnen nichts tun soll?« Harry öffnete den Mund zu einem wohl überlegten Gähnen, das er taktvoll hinter der Hand verbarg – jedoch nicht ohne dem Russen zuvor einen Blick auf seine langen, scharfen Zähne zu gönnen. Dabei zeigte er ihm auch gleich die Klauen an seiner Hand. »Weshalb? Um meinen guten Ruf zu wahren? Jeder ESPer innerhalb und wahrscheinlich auch außerhalb Europas ist mir auf den Fersen, aber ich soll ein braver Junge sein? Wir wollen doch fair bleiben, Viktor. Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was das E-Dezernat eurem Haufen mitgeteilt hat und was sie von euch verlangen? Ach ja, und welche Maßnahme – welche endgültige Lösung – es für das Frankenstein-Monster gibt, das ihr hier in Perchorsk geschaffen habt?«
    »Aber ich kann nicht ... ich kann es nicht riskieren, Ihnen auch nur etwas davon zu erzählen«, jammerte Luchov und presste sich an die Stahlwand.
    »Nach allem, was Sie durchgemacht haben, sind Sie also immer noch ein wahrer Sohn von Mütterchen Russland, was? Gehirnwäsche inklusive!« Harry verzog das Gesicht und schnaubte verächtlich.
    »Nein!« Luchov schüttelte den Kopf. »Nur ein Mensch, ein Teil des Menschengeschlechts.«
    »Aber einer, der alles glaubt, was die Leute ihm erzählen, nicht wahr?«
    »Auf alle Fälle das, was ich mit eigenen Augen sehe.«
    Die Geduld des Necroscopen war zu Ende. Er beugte sich weiter vor, umfasste Luchovs Handgelenk mit einer stählernen Klaue und zischte: »Sie verstehen es, Ihren Standpunkt zu vertreten, Viktor. Vielleicht hätten Sie doch ein Wamphyri werden sollen!«
    Zu guter Letzt wurde der Projektdirektor Zeuge, wie vor seinen Augen sein schlimmster Albtraum Gestalt annahm, er sah die Verwandlung eines Mannes in eine potentielle Heimsuchung und wusste, dass nicht viel dazu fehlte, bis er der nächste Überträger werden würde. Aber einen Trumpf hatte er noch im Ärmel. »Sie ... Sie sprechen jedem wissenschaftlichen Prinzip Hohn«, plapperte er. »Sie kommen und gehen auf Ihre merkwürdige Art. Haben

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