TODESSAAT
zerfressenen Wand der Höhle, in die das Traggerüst und die Stützpfosten unverrückbar eingepasst waren, hatten in gleichmäßigem Abstand drei Katjuscha-Zwillingsgeschütze gestanden, deren hässliche Mündungen nahezu direkt in das blendend helle Zentrum zielten, jederzeit bereit, alles, was womöglich aus dem gleißenden Licht auftauchen könnte, mit einem Geschosshagel einzudecken. Näher zum Zentrum hin hatte ein mit einem Tor versehener Elektrozaun als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung gedient.
Aber als Sicherheitsvorkehrung wogegen?
Die Antwort lag auf der Hand: gegen etwas, das allem Anschein nach direkt aus der Hölle kam.
Was das Perchorsk-Projekt nun ursprünglich gewesen war und wie es sich zu seinem jetzigen Zustand entwickelt hatte:
Als die USA ihr SDI-Programm aufnahmen, gedachte die UdSSR, mit Perchorsk zu antworten. Wenn Amerika es sich zum Ziel gesetzt hatte, neunzig Prozent aller ankommenden russischen Raketen außer Gefecht zu setzen, dann mussten die Roten eben einen Weg finden, hundert Prozent aller aus den USA stammenden Raketen abzuschießen – oder auf andere Weise auszuschalten. Die Antwort hätte ein Energieschild sein sollen (eigentlich mehrere), der das sowjetische Kernland respektive weite, wichtige Teile davon mit einem undurchdringlichen Schirm umgab.
Ein Team hochrangiger Wissenschaftler war bald zusammengestellt, und in den Tiefen der Schlucht von Perchorsk wurde ein bemerkenswerter unterirdischer Komplex aus dem Berg gesprengt und gehauen. In der Schlucht wurde ein Staudamm gebaut. Seine Turbinen lieferten genügend Wasserkraft, um den Komplex zu betreiben und die Energie seines Atommeilers zu ergänzen. Da die sowjetische Spezialeinheit wie verrückt arbeitete, stellte sie das Perchorsk-Projekt ohne Verzug und exakt innerhalb eines sehr knapp bemessenen Zeitplanes fertig. Allerdings war der Zeitplan vielleicht ein kleines bisschen zu knapp bemessen.
Dann wurde die Einrichtung getestet. Es gab nur einen einzigen Probelauf, und der ging katastrophal daneben ... technisches Versagen ... Energien, die eigentlich ausfächern und sich über einen riesigen Himmelsabschnitt verteilen sollten, kehrten sich um und wurden hinabgelenkt ins Herz des Projekts, den Meiler. Das Perchorsk-Projekt verzehrte sich selbst!
Es fraß Fleisch und Blut und Knochen, Plastik, Fels und Stahl, den Kernbrennstoff und den Atommeiler selbst. Innerhalb einer Sekunde – vielleicht waren es auch zwei oder drei – wurde alles verschlungen, bis es sich schließlich selbst verzehrte. Als alles vorüber war, schwebte das leuchtende Dimensionstor frei in der Luft, und die ganzen Laboratorien und Ebenen ringsum waren zu Magmasse zusammengeschmolzen.
»Magmasse-Ebenen« – diesen Namen hatte Direktor Luchov jenen monströsen Bereichen in der Nähe der zentralen Höhlung und des Tors gegeben – monströs geworden durch das, was in ihnen passierte, als der Rückschlag einsetzte und Fleisch, Gestein und was sonst noch zusammengepackt und miteinander verschmolzen oder in die unglaublichsten, unvorstellbarsten Formen gepresst wurden, als handle es sich lediglich um Knetmasse. Menschen, deren Eingeweide von innen nach außen gestülpt waren, waren eins mit der Felswand geworden. Näher zum Zentrum hin, wo die Hitze des Rückschlags sie pulverisiert hatte, waren ihre entstellten, fremdartig anmutenden Umrisse in das geschwärzte Gestein gebrannt. In gewisser Weise war es ähnlich wie in Pompeji. Allerdings konnte man dort die Abdrücke in der Asche und in der Lava wenigstens noch als menschlich identifizieren.
Danach stellte sich ziemlich bald heraus, worum es sich bei der Kugel eigentlich handelte. Wie sich zeigen sollte, hatte das fehlgeschlagene Experiment ein Loch in die Wand unseres Universums gesprengt, hin zu einem anderen, das dem unseren parallel lag. Und die Kugel war der Durchgang, die Pforte ... das Tor. Doch es war ein seltsames Tor. Was auch immer hindurchging, konnte nicht zurück. Das Gleiche galt für alles, was von der anderen Seite kam, aus der Parallelwelt von Sunside und Starside. Das Problem bei Starside war natürlich, dass der Vampirismus dort seinen Ursprung hatte, weil es die »Heimat« der Wamphyri war.
Natürlich war von der anderen Seite manches herübergekommen. Aber mit Gottes Hilfe – oder durch Zufall, vielleicht auch Glück – war es vernichtet worden, bevor es die tödliche Seuche, den Vampirismus, in die Außenwelt tragen konnte. Die Wesen hatten jedoch ein solches Entsetzen
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