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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dass du, hättest du auch nur das Geringste geahnt, es noch einmal versucht hättest. Und das wäre mit Sicherheit mein Tod gewesen! Der Gedanke daran hat mir furchtbare Angst eingejagt.«
    »Ich weiß noch, ich bin eingeschlafen.« Harry fuhr sich mit der Zunge über die trockenen, beinahe ausgedörrten Lippen. »Damals war ich sogar noch fertiger als jetzt – von dem, was ich getan und gesehen hatte.«
    »Ja«, nickte sie. »Du bist auf einem Stuhl eingeschlafen. Das hat mich gerettet. Denn während du geschlafen hast, ist jemand von meinem Gesinde in die Feste zurückgekehrt.«
    »Jemand von deinem Gesinde? Eine Kreatur?«, fragte Harry mit gerunzelter Stirn. »Aber die sind doch alle entweder vernichtet oder freigelassen worden.«
    »Weggeschickt, ja«, entgegnete sie. »Diese hattest du aus reiner ›Herzensgüte‹ freigelassen. ... Du hättest sie in den sicheren Tod geschickt!«
    »Sie?«
    »Eine Trogfrau, eine Zofe, die in der Feste und meinen persönlichen Gemächern als Dienstbotin gearbeitet hat. Sie ist hier geboren worden und kannte überhaupt kein anderes Leben. Zu guter Letzt kehrte sie in das einzige Zuhause zurück, das sie jemals gehabt hatte. Ich wusste es von dem Augenblick an, als sie ihren Fuß auf die unterste Stufe der Treppe setzte. Sie hatte meinen Ruf gehört und war, so schnell sie konnte, herbeigeeilt. Aber das Umherirren in der eisigen Wildnis Starsides hatte sie völlig entkräftet, und der Anstieg ins höchste Geschoss meines Horstes hatte sie zu Tode erschöpft. Zu Tode, ganz recht!«
    »Sie ist gestorben?« Harry spürte, dass Karen ein wenig traurig war, ungefähr so, als handle es sich um ein Haustier, das sie gemocht hatte.
    Die Vampir-Lady nickte. »Aber vorher entfernte sie noch die silbernen Ketten von meiner Tür und räumte die Töpfe mit den Kneblasch-Pflanzen weg! Erst dann fiel sie um und starb. Das war meine Chance.
    Während du schliefst, habe ich ihr mein bestes weißes Kleid angezogen und die Leiche über die Mauer verfrachtet. Sie sank in die Tiefe, beinahe so, als würde sie fliegen! Doch zum Schluss schlug sie auf den Felsen auf und wurde zerschmettert. Das hast du gesehen, Harry, als du oben vom Balkon hinuntergeblickt hast. Ich dagegen hatte mich versteckt und kam erst wieder heraus, als du weg warst.«
    Jetzt wurde dem Necroscopen einiges klar. »Ich ging zurück in den Garten des Herrn«, sagte er. »Mein Sohn wusste, was ich getan hatte. Weil er um sein eigenes Leben fürchtete, nahm er mir meine Fähigkeiten und brachte mich zurück in meine Welt, wo ich eine Zeit lang als ganz normaler Mensch lebte. Doch dann stieß ich dort auf ein paar Ungeheuer, und sie auf mich. Bis ich mich schließlich mit einem Vampir zu viel angelegt habe, wie du siehst.«
    Karen hatte sich zwischen seinen ausgestreckten Beinen niedergelassen. Obwohl die vergangenen Ereignisse, von denen sie sprachen, sehr ernst waren, pochte Harrys Glied nicht minder als sein Herz, als ihre Finger darüber strichen. »Du bist so stark, Harry«, seufzte sie, möglicherweise ein bisschen erstaunt. »Ich glaube fast, du könntest schon wieder.«
    »Wenn ich dich nur ansehe«, erwiderte er, »den Duft deines Körpers einatme ... Wie sollte ich da nicht können?« Er hob sie hoch, um sie auf seinen Schoß zu ziehen, doch sie entwand sich seinem Griff und stieg aus dem Bett.
    »Nicht hier«, stöhnte sie.
    »Wo?«
    »Dort«, sagte sie.
    »Dort?«
    »In deinem Geheimversteck.«
    »Im Möbius-Kontinuum? Du meinst, wir sollen uns dort lieben?«
    »Warum nicht? Es ist doch kein Heiligtum?«
    Harry erwiderte nichts darauf, denn er war sich da gar nicht so sicher.
    »Nimmst du mich dorthin mit, Harry? Und nimmst du mich dann dort?«
    »Aber ja doch«, antwortete er mit rauer Stimme. »Und ich werde dir einen Ort zeigen, den du dir einfach nicht vorstellen kannst, an dem wir es eine Sekunde oder ein ganzes Jahrhundert lang machen können, ganz wie es dir gefällt!«
    Sie flog ihm in die Arme, und er wälzte sich mit ihr aus den Laken ins Möbius-Kontinuum hinein. »Aber ... hier ist ja kein Licht«, zischte sie, während sie die Beine spreizte und ihm den Weg wies. »Ich will dich sehen – wie dein Gesicht bebt und dein Mund sich entspannt, wenn das Pochen nachlässt und es fast weh tut!«
    »Für dich werde ich Licht schaffen«, brummte er, nickte ... und im nächsten Augenblick befiel ihn eine furchtbare Angst. Denn das war einer Blasphemie schon sehr nahe gekommen – allerdings unbeabsichtigt! Sie sollte

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