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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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eisigen Hüllen, ganz und gar durch diese Bohrlöcher herausgesaugt worden ... mit Ausnahme ihrer festeren Bestandteile.«
    Exakt dies war auch Shaithis’ Eindruck. »Doch wie?«, flüsterte er. »Wie, da sie doch gefroren waren? Ich meine, wie bewerkstelligt man das, einen zur Gänze gefrorenen Körper durch ein Loch zu ziehen, in dem ansonsten nicht einmal der Schädel dieses Körpers Platz findet?«
    »Ich weiß es nicht.« Der Ferenc schüttelte seinen missgestalteten Kopf. »Aber ich denke, dass es genau das ist, wovor dieser alte Bursche sich so entsetzlich geängstigt hat. Mehr noch: Ich denke, er ist vor lauter Angst gestorben.«
    Später, dem mittleren Bergkegel eineinhalb Kilometer näher, betraten sie eine der Burgen des inneren Rings.
    »In dieser hier bin ich noch nicht gewesen«, stellte der Ferenc fest. »Aber so nah, wie sie bei dem alten Vulkan liegt, gehe ich jede Wette ein, dass nichts darin zu finden ist.«
    »Ach?« Shaithis blickte ihn auffordernd an.
    »Überhaupt nichts!«, erwiderte der Ferenc wissend. »Nur über Lavablöcken zerhauenes Eis und eine leere Höhlung da, wo ein altehrwürdiger Lord hinfortgestohlen wurde.«
    Er behielt recht. Als sie den hohen Thron schließlich aufspürten, war er tatsächlich leer. Die Eismauern des Schreins lagen in zerschmetterten Scherben- und Trümmerhaufen am Boden. Einige wenige Stofffetzen waren zurückgelassen worden, so uralt und steif, dass sie zerfielen, wenn man sie berührte. Das war alles.
    Shaithis ließ sich neben den Trümmern auf ein Knie nieder und begutachtete die zerschrundete Oberfläche. Alsbald entdeckte er, wonach er suchte: die abgerundeten Ränder zahlreicher Bohrlöcher, die, fügte man die Brocken zusammen, insgesamt das Muster eines aufgespannten Fächers ergaben. Er schaute zu Fess und Arkis hoch und nickte grimmig. »Das ist eine scheußliche Sache ... Der Täter hätte den Schläfer jederzeit aus seinem Schrein heraussaugen können – so mühelos, als schlürfe er den Dotter aus einem Ei. Doch das war dieses Mal gar nicht nötig; die Eishülle war höchstens fünfundsiebzig Zentimeter dick. Also bohrte er ringsum diese Löcher, bis das Eis gelockert war, dann riss er die Brocken und Scherben beiseite und kam umso schneller an seine erstarrte Beute.«
    Fess sagte: »Habe ich richtig verstanden? Sagtet Ihr scheußliche Sache? «
    Shaithis hielt seinem und Arkis’ Blick stand. »Ich bin ein Wamphyri«, grollte er tief in der Kehle. »Ihr kennt mich gut. An mir gibt es nichts Weiches. Ich bin stolz auf meine Kraft, meine Wildheit und Leidenschaft, meinen Hunger und meine Gier. Auch wenn dies hier das Werk eines Mannes ist – selbst eines meiner eigenen Art – so nenne ich es dennoch scheußlich. Das Entsetzliche liegt im Vorgehen des Mörders begründet – in seinem heimlichen, verstohlenen Wirken, seiner hämischen Verderbtheit. Er weidet sich an der Verzweiflung seiner Opfer. Ja, ich bin ein Wamphyri! Und falls ich wahrhaftig in diesen Eislanden festsitzen sollte, werde ich mir zweifelsohne auch gewisse Methoden einfallen lassen, um mein Leben zu sichern. Natürlich werde ich mir eine Feste erobern und über subtilen Verteidigungsstrategien brüten und mir meine Nahrungsquellen erschließen. Auch ich wäre so heimlichtuerisch und Angst einflößend wie nötig. Aber seht Ihr denn nicht? Irgendjemand hat all diese Winkelzüge bereits getan! In dieser Ödnis aus Frost und Schnee sind wir in das Hoheitsgebiet von jemandem geraten, der die Wamphyri selbst peinigt und terrorisiert! Das meinte ich, als ich von einer scheußlichen Sache sprach. Selbst die Atmosphäre dieses Ortes brodelt vor Verderbtheit. Und noch etwas: Mir scheint, er ist böse allein um des Bösen willen!«
    Danach ... hätte Shaithis sich am liebsten die gespaltene Zunge abgebissen. Doch zu spät; er hatte längst viel zu viel angedeutet. Allerdings wog die drückende Last dieses Ortes so schwer auf allen seinen vampirischen Sinnen – so ungeheuerlich loderte die psychische Anspannung bis in seine Nervenenden – dass er wusste, dass die anderen es ebenfalls spürten.
    Seit Shaithis zum Sprechen angesetzt hatte, stand Arkis der Mund offen. Nun schloss er ihn und grunzte. » Huh! Ihr wart stets der Gewandteste, was die Ausdrucksweise anbelangt, Shaithis. Aber tatsächlich – auch ich habe die bedrohliche, unheilvolle Aura dieses Ortes wahrgenommen. Ich habe sie gespürt, als ich diese paar jämmerlichen blutverschmierten Splitter vom gepanzerten Rückenschild

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