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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schmecken. Denn war er nicht ein Wamphyri? War dies nicht sein ureigenstes Territorium? Weder in dieser noch in einer anderen Welt war Platz für zwei Kriegsherren.
    Die eisige Glut einer unermesslichen Enttäuschung trieb Shaithis jählings auf die Füße. Die niedergeworfenen Sklaven und knienden Aufseher-Leutnants erhoben sich mit ihm (und alle, ganz gleich ob Herren oder Lakaien, wichen unter der Strenge seines Blickes zurück); vier kleinere Kriegerkreaturen in matt schimmernder Panzerung fauchten warnend ob des hektischen Gedränges, blieben jedoch gehorsam in den fernen Ecken des großen Saales stehen.
    Zu Shaithis’ Füßen kroch die Lady Karen von ihrem Herrn und Meister weg. Ihr Scharlachblick flackerte; zum Teil lag Verehrung darin (na ja, sie war so hinterhältig wie eh und je), doch die pure Angst überwog bei Weitem. Mit einem Tritt, der sie der Länge nach zu Boden schleuderte, scheuchte er sie aus dem Weg und trat allein an die hohen Bogenfenster. Dort draußen, in schwindelnder, luftiger Höhe war die Nacht nun mit ganzen Kolonien rauchgrau bepelzter Desmodus- Fledermäuse lebendig geworden. Aufgeregten, blitzschnell hierhin und dorthin wogenden Mückenwolken gleich wimmelten sie um Shaithis’ gigantische, den Himmel durchkämmende Kriegerkreaturen herum. Reihe um Reihe schwebten mantaförmige Flügler im reich geschmückten, dekorativen Staatsgeschirr einher, stolz befehligt von Leutnants und hochrangigen Leibeigenen. Shaithis’ neues Siegel prangte auf ihren Sätteln. Im Gefolge seines größten Sieges war dies eine wahrhaft luftige Zurschaustellung seiner Macht. Die Hände in die Seiten gestemmt, den Kopf hoch erhoben, blieb er einen Moment dort stehen und sah der Parade zu ... ein General, der seine Truppen inspiziert. Dann wandte er die blutroten, von schweren Lidern überschatteten Augen ab und blickte westwärts – wo der Garten des Herrn lag oder vielmehr der hohe Grat in den Grauen Bergen, auf dem sich dieses blühende Paradies einst befunden hatte. Ah, doch das war gestern gewesen, und heute ... züngelten dort Flammen, schwarzer Qualm wogte himmelwärts, und die Bäuche der über die Gipfel jagenden Wolken schimmerten rötlich im Widerschein des unter ihnen tobenden Infernos. Shaithis hatte einen Schwur geleistet, und nun war er Wirklichkeit geworden! Der Garten brannte und seine Verteidiger waren ... tot?
    Nein, nicht alle. Noch nicht.
    »Bringt sie zu mir«, ordnete Shaithis, tief in seinen Traum verstrickt, an. »Ich werde mich mit ihnen befassen – und zwar sofort.« Mindestens sechs Leutnants hasteten los, seinen Befehl auszuführen, und binnen kürzester Zeit kehrten sie mit zwei Gefangenen wieder und stießen sie vor ihren Meister. Wuchtig ragte er vor ihnen auf. Natürlich, schließlich war er ein Lord der Wamphyri: Er beherbergte einen Vampir in seinem Körper und Gehirn, während seine Gefangenen lediglich Menschen waren. Oder etwa nicht? Selbst in diesem Moment haftete ihrem Benehmen etwas Herausforderndes an; etwas, das, für sich genommen, nahezu ... Wamphyri sein mochte? Dann sah Shaithis in ihre Augen und erkannte die erstaunliche Wahrheit.
    Ah! Was das für seine Rache bedeutete! Für einen Vampir gibt es nichts Köstlicheres, als einen Artgenossen zu martern und zu foltern und von seinen Lebenssäften zu kosten. »Bewohner ...«, sagte Shaithis, und die Drohung in seiner Stimme war so sanft, dass er beinahe flüsterte. »Bewohner oder Herr des Gartens, ganz gleich, wie es dir beliebt ... Komm, nimm deine goldene Maske ab. Denn ich kenne dich nun, wie ich dich von Anbeginn an hätte kennen sollen. Nur deine Magie hat mich zum Narren gehalten, wie einen jeden von uns. Magie? Hah! Nichts dergleichen – stattdessen jedoch die wahre Kunst eines großen Vampirs! Denn wer außer einem Meister eines jeden Wamphyri-Talents – aye, oder doch zumindest des einen oder anderen! – würde es wagen, einen Ein-Mann-Krieg gegen alle großen Lords dieser Welt zu führen? Und wer außer dem Allerlistigsten – ah, dem Allergerissensten – aller Vampire hätte einen solchen Krieg gewinnen können?«
    Der Bewohner gab keine Antwort; er stand einfach nur da in seinen fließenden Gewändern und der Goldmaske, hinter deren Augenschlitzen es feuerrot flammte. Shaithis, der in jenen halb verborgenen Augen die nackte Angst zu sehen glaubte, lächelte grimmig. Oh ja, und ob er sich in diesem Moment nun täuschte oder nicht, so wusste er doch eines – er würde diese Empfindung zu sehen

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