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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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hierhergeflogen bist, um uns zu überraschen und Katie kennenzulernen -, was soll dann die ganze Scheiße?«
    »Ich habe keine Lust mehr darauf. Nicht hier. Nicht so.«
    Er war ein großer Mann mit rationellen Bewegungen. Er fand seine Boxershorts und zog sie an. Es war abrupt, endgültig
und änderte alles. Das kleine Fenster, das er geöffnet hatte - das, wodurch sie ohne Bestrafung oder Deckmantel hätte schlüpfen können -, war soeben geschlossen worden.
    Jetzt würde es einiges mehr kosten, das Fenster wieder zu öffnen.
    Und dennoch, als Grace zurück in ihrem Bett neben Katie lag und den Geräuschen der Brandung und denen von Mac, der am Waschbecken gurgelte, lauschte, schien es, als ob es schon immer so oder so ähnlich gewesen wäre. Und vielleicht würden sie, wenn die Wogen erst geglättet waren, auch wieder den Teil mit dem Sex fortsetzen und heiraten.
    Eine Fantasie, aus äußerst porösen Steinen aufgebaut.

3
    Freitag
    S ie verbrachten den Vormittag damit, in einem Golfwagen durch ein bonbonfarbenes Dörfchen mit Holzhäuschen auf Harbor Island zu fahren, und hielten nur an, um bei Angela’s Starfish frische Muscheln oder bei Jimmy’s Buffett paradiesische Cheeseburger zu essen. Mac war höflich und zurückhaltend ihr gegenüber gewesen und hatte stattdessen Katie seine ganze Aufmerksamkeit geschenkt. Und direkt vor Graces Augen blühte ihre Tochter geradezu auf.
    Plötzlich sah sie alles ganz klar: Es war ihr unmöglich, Katie und Mac eine Unterhaltung führen zu lassen, ohne die beiden zu unterbrechen, das Thema zu wechseln und Mac auszuschließen.
    Er zeigte auf ein bescheidenes Haus abseits der Straße und erklärte Katie, dass es eine Bibliothek sei. Grace drehte sich um und zeigte aufs Meer.
    Im Laufe des Vormittags wurde diese Tendenz immer klarer, bis Katie und Mac schließlich eine gemeinsame Einheit bildeten und Grace ausschlossen. Das war der Zeitpunkt, an dem sie völlig das Gleichgewicht auf dem emotionalen Felsen, den sie erklomm, verlor - diesem seltsamen neuen Territorium ohne festen Halt. Sie rutschte ein ganzes Stück bergab und verletzte Bereiche ihrer Psyche, von deren Existenz sie bisher gar nichts wusste.
    Ramponiert, dachte sie unbeschwert, aber immer noch vorhanden.

    Bei diesem Gedanken spürte sie einen Druck in ihrer Kehle und in ihren Augen. Sie war den Tränen nahe.
    Mittlerweile lagen Mac und sie auf Liegestühlen am Pool und beobachteten Katie beim Paddeln am anderen Ende. Die Schwimmflügel setzten sich in unsinkbarem Pink gegenüber dem Türkis des Wassers ab. Eine strahlende Wand aus Drillingsblumen verdeckte die Sicht von der Straße auf den Pool. Auch andere Gäste sonnten sich auf Liegen, aber Grace hatte nicht das Gefühl, dass man sie belauschte. Da waren nur sie beide, Seite an Seite, und das leise Geräusch der planschenden und vor sich hinsingenden Katie im Wasser.
    »Ich hab mit meiner Familie gesprochen.«
    »Und?« Sie nahm ihr Glas Limonade und trank einen Schluck.
    »Sie haben sich gefragt, ob ich Katie an Thanksgiving mit nach Atlanta bringen könnte. Sie wohnen nur eine Stunde entfernt und könnten zu mir kommen.«
    »Du meinst, ganz allein?« Grace antwortete mit ruhiger Stimme, doch Panik stieg in ihr auf.
    »Ich wäre ja da.«
    »Das ist in weniger als zwei Wochen.«
    Er schwieg.
    Bis zu diesem Moment war es ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Frage, ob Mac und sie ihre Beziehung noch retten konnten, vielleicht ihr kleinstes Problem war. Das Bild von Großeltern, verwirrt und verärgert wegen eines Enkelkindes, das ihnen vorenthalten worden war, schoss ihr plötzlich durch den Kopf. Ein weiterer Stachel, der die Blase ihres eingebildeten glücklichen Lebens zum Platzen bringen konnte.
    »Sie ist gerade einmal fünf Jahre alt. Ich dachte, wir fangen mit Ausflügen zu dritt an.«
    »Das ist doch schon einer.«

    »Du warst plötzlich hier. Ich hatte nicht mit dir gerechnet.«
    »Ich wollte Katie nicht kennenlernen, während ich im Krankenhaus lag, Grace. Da waren wir uns einig. Ich wollte ihr keine Angst einjagen. Du hast gesagt, du seist mit jedem Zeitpunkt einverstanden, der mir richtig erscheint.«
    »Nun ja, für gewöhnlich ruft man vorher an, aber vielleicht liegt es einfach an mir.«
    Er wollte etwas sagen, hielt jedoch inne. Das Ganze lief nicht so, wie Grace es sich vorgestellt hatte.
    »Grace, sie hat noch eine komplette Familie von der anderen Seite, die sie noch nie kennengelernt hat.«
    »Sie hat auch viele Verwandte von

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