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Todesschlaeger - Ein Golferkrimi

Titel: Todesschlaeger - Ein Golferkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebek
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die Videoaufzeichnungen der Sullers anschauen. Wo befindet sich die verdammte Kassette?«, brauste er plötzlich auf und begann mit der Hand auf dem überfüllten Schreibtisch herumzuwischen.
    »Hier ist sie, Chef«, half ihm der Hagere, griff in eine Schublade auf seiner Seite und holte das gewünschte Band hervor. »Wir müssen allerdings in den Vorführraum gehen, unser Abspielgerät hier ist immer noch im Eimer.«
      »Na, dann los«, forderte er seinen Mitarbeiter ungnädig auf und bewegte sich schon holprig Richtung Tür.
    Kurze Zeit später saß er im Vorführraum. Genko stand am Videogerät, legte die Kassette ein und drückte auf Wiedergabe. Der Film begann mit der Aufzeichnung von Martin Sullers erstem Schlag auf Abschlag zehn. Sie saßen noch keine Minute, als sich nach und nach der Raum zu füllen begann. Irgendwie hatte es sich auf der Etage herumgesprochen, dass ein Film, den Mord an Herrmann Wetzlar betreffend, gezeigt werden würde. Als der große Fehlschlag Martin Sullers auf dem Abschlag der elften Spielbahn ablief, rollte eine Gelächterwelle durch den Raum. Es artete allmählich in eine Vergnügungsveranstaltung aus.
    »Schaut mal, wie der beim Schlag das Gesicht verzieht«, johlte einer los.
    »Der beißt sich ja gleich die Zunge ab«, gab ein anderer lachend seinen Kommentar dazu.
    Beim dritten Abschlag erreichte die Stimmung allmählich ihren Höhepunkt und Michael Schlosser wollte schon energisch einschreiten, als fast schlagartig von allein die Stimmen und das Gelächter erstarben. Der Tote war ins Bild gekommen. Schaudernd und still saßen die Zuschauer im Raum. Die folgenden Bilder ließen keine heitere Stimmung mehr aufkommen. Erst als ein langsamer Schwenk in die nähere Umgebung gezeigt wurde, entspannte sich die verkrampfte Stimmung wieder. Der an die Golfspielbahn angrenzende Wald zeichnete sich mild und fast romantisch vor dem hellblauen Himmel ab.
    »Hey, schaut mal«, rief eine helle Frauenstimme, »da steht doch ein Reh, oder? Ach, ist das niedlich.«
    »Wo?«
    »Wo?«
    »Halt doch mal an, Genko«, meinte einer der Zuschauer und der Hagere drückte prompt auf die Stopptaste.
    »Wo siehst du denn ein Reh, du Reh?«, frotzelte ein anderer.
    »Da, dort neben dem Hochstand«, rief die Angesprochene, tief errötend.
    »Stimmt, da stehen sogar zwei. Eine Mutter mit Kitz, würde ich sagen«, begeisterte sich Genko.
    Jetzt sahen es alle. Ganz undeutlich, eher schemenhaft, waren die beiden Tiere zu sehen. Teilweise wurden sie von herunterhängenden Fichtenzweigen verdeckt, wie auch der morsche, hölzerne Hochstand. Er war kaum zu erkennen.
    Irgendwie berührte Michael Schlosser dieses Bild. An irgendetwas erinnerte ihn diese Szene. Sein linkes Bein durchzuckte ein kurzer, stechender Schmerz. Den Mund zusammengepresst, schüttelte er stumm den Kopf. Hätte es hier bei ihm klicken müssen? Der Film lief wieder weiter und war nach einigen Sekunden zu Ende. Es war für ihn total unbefriedigend.
    »Noch einmal von vorne, bitte«, wies er seinen Mitarbeiter mit leiser Stimme an.
    Ihn interessierte es in diesem Augenblick nicht, dass ihn Genko, aber auch die anderen, entgeistert ansahen. Was sollte denn das, sagten ihm die Blicke? Sie hatten diesen Film doch schon x-mal gesehen, bedeuteten ihre Gesten? Einige der Anwesenden standen leise auf und verließen kopfschüttelnd den Raum.
    Genko spulte geduldig zurück und drückte erneut auf den Startknopf.
    Der erste Abschlag, weitere Schläge, der zweite Abschlag, der dritte Abschlag.
    »Stopp«, brüllte Schlosser plötzlich. »Spule noch mal zwei Abschläge zurück!«, forderte er Genko auf.
    Er fühlte sich wie elektrisiert. Hatte er sich getäuscht?
    Und wieder die beiden Abschläge, die Martin Suller auf dem elften Loch gemacht hatte.
    »Noch einmal zurück!«, forderte er erneut auf.
    Wieder liefen die beiden Abschläge über den Bildschirm.
    »Zurück und noch mal dasselbe«, flüsterte er nur noch.
    Totenstille im Raum. Nur das Rauschen der Kassette beim Rücklauf war zu hören. Das Knacken des Bandes, als Genko den Rücklauf stoppte war so laut, dass einige der Anwesenden zusammenzuckten.
    Und wieder lief das Band.
    Michael Schlosser schloss die Augen und lauschte aufmerksam. Er öffnete die Augen und richtete sich auf.
    »Ist dir etwas besonders aufgefallen, Genko?«, wollte er zu seiner eigenen Sicherheit von seinem Mitarbeiter wissen.
    Dieser dachte sichtlich nach, zog den Mundwinkel bedauernd nach unten und stellte eine

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