Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
klar war, dass sie die wichtigste Information unterschlagen hatte, weil sie die fordernden Aufschreie ihrer Kollegen hören und genießen wollte. Diese kamen auch prompt und sie genoss die Aufregung ihrer Kollegen sichtlich.
»Ach ja«, fing sie wieder an und strahlte über beide Wangen, »ich hätte ja beinahe vergessen euch den Auftraggeber mitzuteilen. Es waaaarrr …«
Sie zog das letzte Wort betont in die Höhe und hielt inne. Sie machte es so spannend, als würde es sich um die Auflösung einer Frage bei einer Quizsendung im Fernsehen handeln.
»Es waaarr … Norbert Wetzlar!«
Sie schmetterte den Namen in den Saal. Serienweise klappten die Münder auf und die Geräuschkulisse schwoll nachhaltig an. Erneut brandeten Ausrufe der Verwunderung oder des Unmuts auf. Nachdem sich der Lärm gelegt und die Mollige ihren Platz eingenommen hatte, meldete sich Michael Schlosser wieder zu Wort:
»So, das war, glaube ich, für alle eine riesige Überraschung und nun kommt gleich noch eine solche. Zumindest für einen unter uns, wird sie unangenehm überraschend sein. Die neuesten Erkenntnisse über die Familie Suller bitte!«
Ein gesetzter, reiferer Beamter, der in der vordersten Reihe saß, stand auf, drehte sich zu seinem Publikum um, verbeugte sich kurz und begann vorzutragen:
»Das Geld für den neuen Wagen hatte Alexander Suller teilweise durch eine Ausbildungsversicherung, die seine Eltern bereits bei der Geburt des Jungen abgeschlossen hatten. Diese machte immerhin satte neuntausend aus. Von seinen Eltern kamen gute fünftausend und Selbsterspartes legte er als Rest dazu. Das Selbstersparte verdiente er sich durch gelegentlichen Golfunterricht hinzu, welches selbstverständlich nie versteuert oder angemeldet worden ist. Deswegen hatte der Junge vermutlich auch ein schlechtes Gewissen, obwohl es hier wirklich nur um Peanuts ging.«
»Ha! Peanuts! Steuerhinterziehung ist Steuerhinterziehung! Und die Blutspritzer auf seinen Schuhen?«, meldete sich Genko heftig, aber sichtlich geschrumpft, zu Wort.
»Auch das konnte zu seinen Gunsten entkräftet werden. Die DNA-Analyse, also der genetische Fingerabdruck, war schwierig herauszuarbeiten. Wegen der geringen Menge des zur Verfügung stehenden Materials, wurde mir gesagt. Es hat sich aber letztendlich herausgestellt, dass es wirklich sein eigenes Blut war. Das mit dem Nasenbluten dürfte daher korrekt sein.«
»Himmelsackelzementhalleluia«, entfuhr es dem Hageren und er erntete dafür kurzes, heftiges Gelächter.
»Auch die Hausdurchsuchungen waren leider in ganzer Breite ein Schlag ins Wasser«, übernahm Michael Schlosser wieder das Wort. »Trotz gründlichster Suche konnte nirgends die geringste Spur eines Beweismittels sichergestellt werden. Nicht einmal im Tresor Herrmann Wetzlars, der ebenfalls gefunden wurde, und geöffnet werden konnte, lag etwas Interessantes. Sieht man mal von einer Eintragung im Aktienbuch der Wetzlar-Werke ab, die besagt, dass die Übereignung von neun-Komma-neun Prozent der Aktien von Norbert Wetzlar auf Georg Walden genau einen Tag vor dem Mord an Herrmann Wetzlar erfolgte, zogen wir nur Nieten.«
Unzufriedenes Gemurmel erhob sich nach dieser Feststellung
»Leider …«, fuhr er fort, »leider haben wir außer einigen vagen Annahmen und Vermutungen nichts in der Hand. Sollte Frederik Meinert wirklich in Tirol ermordet worden sein, so gibt es bisher noch nicht einmal einen Hinweis darauf, wer in seiner Nähe gewesen sein könnte und ob dieser Fall dann mit unseren Fällen hier in Berlin wirklich in Zusammenhang steht. Selbst wenn e…«
»Doch, Herr Schlosser, doch«, kam eine zarte, zurückhaltende Stimme aus der letzten Sitzreihe, hervorgebracht von einer langen, schlanken Frau, deren dunkles Haar durch einen Dutt verziert wurde, welcher sie älter und unnötig streng aussehen ließ. »Doch!«
»Wieso: doch?«, fragte er erstaunt.
»Zum Beispiel Georg Walden. Herr Walden wurde zwar hier in Berlin geboren, ist hier aufgewachsen, hat hier studiert und lebt hier eigentlich schon immer. Aber er ist der Sohn von Gustav Walden, Industriefacharbeiter, der vor acht Jahren gestorben ist, und von Resi Walden, geborene Hinterhuber, die in Garmisch-Partenkirchen zur Welt kam, dort aufgewachsen ist und zusammen mit ihrem Mann, seit dessen Rentnerdasein, bis er eben starb, die letzten zwanzig Jahre in ihrem Geburtsort gelebt hat. Die Mutter Waldens ist vor einem knappen Jahr im Alter von einundachtzig Jahren gestorben.«
»Was willst du
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