Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
jetzt ganz und gar nicht mehr bärbeißig war, und war auf das Resultat gespannt. Nach wenigen Minuten sah er auf einem Bildschirm eine zigfache Zickzack-Linie.
»Tatsache, eine doppelte Interferenz«, brummelte der Spezialist vor sich hin.
»Können Sie uns das erläutern, Doktor?«, bat Schlosser den Mann, als er dessen Blick auf sich ruhen sah, und zeigte auf den Monitor.
»Es handelt sich um zwei Knallgeräusche, die fast zur gleichen Zeit auftraten. Das leisere war zuerst da und wurde anschließend von dem etwas lauteren überlagert und endete zugleich mit dem ersten Geräusch.«
»Welches von beiden würden Sie dem Schlag zuordnen?«
Er ahnte die Antwort bereits.
»Das leisere Geräusch. Ich werde es Ihnen gleich mal beweisen. Es dauert nur zwei Minuten, meine Herrschaften.«
Wieder hantierte der Spezialist an dem Gerät herum, spielte den zweiten Schlag vom gleichen Abschlag ab und wartete eine kurze Weile. Langsam halbierte sich der Bildschirm, die gezackte Linie von dem Doppelgeräusch wanderte in die linke Hälfte und es baute sich auf der rechten Hälfte eine neue, bedeutend schwächer gezackte Linie auf.
»Sehen Sie, was ich meine.«
Der Mann deutete auf die beiden Linien und zeigte auf die Zacken.
»Die Kurve des ersten Schlaggeräusches hier auf der linken Bildschirmseite hat in etwa die Form der Kurve des zweiten Schlages auf der rechten Seite. Der Ausschlag beim ersten Schlag ist immens hoch. Nach dem Beginn, im Millisekundenbereich, legt sich eine neue Kurve über die Erste. Dieses Geräusch stammt deshalb nicht von dem Schlag des Golfspielers.«
»Wovon könnte es denn sonst stammen?« hakte der Kommissar gespannt nach.
Statt zu antworten, hantierte der Fachmann wieder emsig an seinen Geräten herum. Nach kurzer Zeit bildete sich auf der rechten Bildschirmseite eine neue stark gezackte Kurve ab und die Kurve in der linken Spalte wurde flacher. Danach holte er einen dicken Aktenordner aus einem Regal heraus und begann darin zu blättern. Nach einiger Zeit, die Michael Schlosser wie eine Ewigkeit vorkam, schien der Spezialist gefunden zu haben, wonach er suchte. Er schlug das Blatt auf und legte es zufrieden vor den Monitor.
»Es handelt sich mit Sicherheit um einen Schuss aus einem Gewehr aus einer etwas größeren Entfernung. Das können Sie wunderbar an den beiden Linien vergleichen«, erklärte der Spezialist stolz und schaute sich um.
»Wunderbar«, echote der Hagere, den Ausdruck des Spezialisten nachahmend, und schüttelte aber den Kopf.
»Können Sie uns auch sagen, um was für ein Gewehr es sich gehandelt haben könnte?«, fragte Michael Schlosser nach.
»Nein, leider nicht. Es müsste sich allerdings um ein größeres Kaliber gehandelt haben. Die relativ tiefe Frequenz lässt darauf schließen.«
»Und aus welcher Entfernung und Richtung könnte der Schuss gekommen sein kann?«
»Also, der Lautstärke nach und wenn ich das Hallmuster betrachte, müssten es mehrere Hundert Meter gewesen sein. Die Richtung kann ich nicht bestimmen, da die Tonaufzeichnung nicht in Stereoqualität erfolgte.«
»Vielen Dank, Doktor, Sie haben uns sehr geholfen. Wir lassen Ihnen das Video hier und ich bitte Sie, uns bei Gelegenheit ein kurzes Gutachten zu schreiben«, bedankte sich Michael Schlosser und verließ hastig, seine Mitarbeiter im Schlepptau, den Laborraum.
»Was hat das nun zu bedeuten und was hilft uns das weiter?«, wollte Genko von ihm wissen.
»Das werden wir hoffentlich sehr bald wissen«, ging er auf die Fragen bewusst nicht ein, sondern fuhr fort: »Trommle bitte umgehend alle freien Leute von der Spurensicherung zusammen. Ab jetzt gilt höchste Geheimhaltungsstufe. Kein Wort an niemanden von dem, was wir soeben erfahren haben! Vor allen Dingen nicht an die Medien.«
Bei diesen Worten hatte er sich zu seinen Begleitern umgedreht und sie ernst angeblickt. Die Mitarbeiter tuschelten miteinander. Die Blicke, die Michael Schlosser registrierte, sagten ihm, dass ihn einige für überspannt und verrückt hielten, andere wiederum darauf wetteten, dass ihm die Erleuchtung gekommen war, wie dieser Fall zu lösen war.
Zwei Stunden später war es so weit. Der große Raum war wieder überfüllt. Es hatte sich in Windeseile im Dezernat herumgesprochen, dass sich in den Mordfällen Herrmann und Norbert Wetzlar sowie Mira Walden etwas bewegte. Michael Schlosser stand nachdenklich am Pult und wartete bis Ruhe eingekehrt war. Sein linkes Bein kribbelte ein wenig. Dann erhob er seine Stimme
Weitere Kostenlose Bücher