Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
und wandte sich an die Anwesenden:
»Wir haben etwas Wesentliches übersehen, Kollegen. Wir sind davon ausgegangen, dass der Mord an Herrmann Wetzlar durch einen brachialen Schlag mit einem Eisen 7, also einem Golfschläger, ausgeführt wurde. Das war nur sehr bedingt richtig. Wir waren auf der falschen Spur und diese Tatsache wird es uns ermöglichen, wenn wir, also Sie, meine Damen und Herren, nur gründlich suchen, den Täter, der sich inzwischen sehr sicher glaubt, zu überführen. Der Täter hat nämlich aufgrund der Tatsache, dass wir uns den Tathergang nicht erklären können, er kann ihn sich übrigens ebenfalls nicht erklären, vermutlich seine Spuren nicht vollständig verwischt. Bei den anderen beiden Morden war er so gründlich, dass wir ihm diese Taten ohne den Mord an Herrmann Wetzlar niemals nachweisen werden können. Wenn ihr das findet, was ich haben möchte, dann kriegen wir ihn.«
Das nun folgende ungläubige Raunen und Staunen zeigte ihm, dass sie immer noch nicht wussten, worum es ging. Auch der Hagere musterte ihn mit sichtlicher Skepsis.
»Sakra! Was meintest du mit: »Herrmann Wetzlar wurde nur bedingt mit einem Eisen 7 erschlagen?« Wie kann man nur bedingt erschlagen werden? Ist Herrmann Wetzlar jetzt etwa nur bedingt tot?«, fragte Genko grübelnd.
Michael Schlosser brach in schallendes Gelächter aus. Solche Fragen konnte nur sein engster Mitarbeiter stellen. Die anderen Anwesenden, die die Fragen des Hageren sehr wohl nachempfinden konnten, blieben gespannt ernst.
»Ich meinte damit, dass Herrmann Wetzlar von keiner Person mit einem Golfschläger erschlagen wurde. Er wurde erschossen, lieber Genko!«
Als er das Gesicht seines Mitarbeiters sah, musste er unweigerlich noch mehr lachen. Dieser Mann war die Ratlosigkeit in Person. Ratlos blickten ihn jetzt letztendlich alle an.
»Sakra! Willst … willst du damit etwa andeuten, dass unser Rechtsmediziner, der ja immerhin ein ausgesprochen erfahrener Pathologe ist, nicht entdeckt hat, dass in dem Leichnam eine oder mehrere Kugeln steckten, Chef?«, wollte der Hagere, die Augen groß aufreißend, wissen.
»Nein, das wollte ich damit nicht andeuten«, erwiderte er, wieder ernst geworden. »Dergleichen Löcher im Körper eines Toten würde sogar ein Medizinstudent im ersten Semester erkennen.«
»Wenn er nicht vorher umfällt«, ergänzte der Hagere und schaute ihn weiter erwartungsvoll an. Gedämpftes Gekicher war zu hören.
»Das Eindringen des Schlägers in den Kopf des Opfers war eindeutig die Todesursache«, fuhr Michael Schlosser an alle gewandt fort. »Nur drang der Schläger nicht, wie von uns allen von vorneherein angenommen, durch einen Schlag, ausgeführt wie auch immer, durch Menschenhand in den Schädel ein, sondern durch die ungeheure Kraft einer abgeschossenen und aufprallenden Kugel.«
Er kam nicht mehr weiter. Lautes Geraune setzte ein. Wie soll denn das vor sich gegangen sein, das ist technisch doch gar nicht möglich und ähnliche Fragen oder Zweifel wurden ihm aus allen möglichen Ecken zugeworfen. Erst als sich die Anwesenden wieder ein wenig beruhigt hatten, setzte er erneut zum Sprechen an:
»Ich bin bis jetzt zwar nur auf Vermutungen angewiesen, aber eure Aufgabe wird es sein, diese Annahme durch das Auffinden der Patronenhülse und des Geschosskerns zu untermauern. Wenn wir diese beiden Dinge haben, behaupte ich hier, können wir den Täter überführen. Zu dem vermutlichen Tathergang nun: Eine Mitarbeiterin hat mit ihrer Bemerkung: ›Da steht doch ein Reh? Ach, ist das niedlich‹ und der Tatsache, dass sogar zwei Rehe unter einem alten Hochstand, wenn auch nur schemenhaft, zu erkennen waren, in mir eine Alarmsirene ausgelöst. Ein Hochstand, verdeckt durch einen herunterhängenden Ast, in einer idealen Schussentfernung zum Tatort. Für einen Jäger oder guten Schützen der beste Ort, einen gezielten Schuss abzufeuern, zumal das Sandhindernis nur gute fünfzig Meter entfernt liegt. Nur … es gab ja bisher noch keinen Anlass an einen Schuss zu denken. Also schaltete ich meine inneren Sirenen wieder ab. Trotzdem blieben meine Gedanken von der Jägerei und dem leicht verdeckten Hochstand irgendwie gefangen. Anschließend habe ich bei den Sequenzen, die vor den Aufnahmen, welche den Toten im Sandhindernis zeigten, abliefen, gelauscht, ob ich einen Schuss eines Jägers hören könnte, und sei er auch nur ganz weit in der Ferne. Deshalb kam mir plötzlich auch der misslungene Abschlag, der so etwas eigenartig
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