Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
den Golfplatz«, rief er ihm noch hinterher.
Endlich allein, zog er sich die Akten von Peter Wolf und Frederik Meinert aus dem umfangreichen Stapel und vertiefte sich in sie, als plötzlich das Telefon zu klingeln begann. Gelassen nahm er den Hörer ab und meldete sich.
»Ach, der österreichische Kollege aus Ehrwald. Was verschafft mir denn die Ehre Ihres Anrufs?«
Er lauschte eine Weile in den Hörer, nickte einige Male und antwortete dann mit einer deutlich heiteren Stimme:
»Das hat Ihnen also keine Ruhe gelassen, Herr Kollege. Danke für Ihre Mühe. Ich bin schon sehr auf Ihr Päckchen gespannt. Grüßen Sie auch die anderen Kollegen noch von mir. Auf Wiedersehen.«
Danach legte er grinsend den Hörer auf und schnalzte leise mit der Zunge.
Als Michael Schlosser und Genko Genske auf dem Golfplatz ankamen, war der Parkplatz mit Fahrzeugen übersät. Genko parkte den Wagen verbotswidrig an der Blockhütte und sie benötigten fast eine halbe Stunde, bis sie die zwölfte Spielbahn erreichten. Auf dieser sah es fast so aus, als würde ein großes Golfturnier stattfinden, wenn da nicht quer über das Fairway rotweiße Bänder gespannt worden wären und unzählige Männer und Frauen im Sandhindernis mit kleinen Sieben und Metalldetektoren hantiert hätten.
»Oh Gott«, entfuhr es dem Hageren, als er die Szene erfasste, »das ist ja eine Sisyphusarbeit.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Michael Schlosser bei, »und ich kann nur hoffen, dass eines von beiden Beweisstücken ganz schnell gefunden wird, denn ich glaube nicht, dass wir noch bis morgen Zeit haben werden.«
Er deutete auf eine Gruppe Reporter und Fotografen, die beständig interviewend und Bilder schießend den Tatort umlagerten. Auf dem Weg zum linken Fairwaybunker wurden sie auch prompt von dieser Gruppe gedrängt, Auskünfte zu geben, um was es hier eigentlich ging. Sie nur zur Seite schiebend, bahnten sie sich den Weg. Ein stummes Kopfschütteln des Einsatzleiters sagte Michael Schlosser, dass sie noch nicht fündig geworden waren. Enttäuscht ging er den Wald entlang zu dem alten, von Zweigen teilweise verdeckten Hochstand.
»Wir haben die verschiedensten Fasern von Kleidungsstücken auf dem Hochstand und an den Sprossen gefunden. Auch Zigarettenkippen. Aber noch keine Geschosshülse«, rief ihm eine Frau, sich Haarsträhnen aus dem Gesicht schiebend, zu.
»Na, das ist doch wenigstens schon etwas«, antwortete er und blieb in größerer Entfernung abwartend stehen. Zigarettenkippen? Auf einem Hochstand am Waldrand? Wie leichtsinnig. Keiner der Tatverdächtigen rauchte, soviel er wusste. Das schied wohl mit Sicherheit aus, überlegte er bedauernd. Es konnten langwierige, ätzende Stunden werden.
Immer wieder lief er zum Sandhindernis zurück, um zu sehen wie dort die Arbeit gediehen war. Immer wieder erntete er ein bedauerndes Kopfschütteln. Nicht anders erging es ihm beim Hochstand. Die Sonne, die ohnehin hinter den Wolken verborgen war, begann allmählich unterzugehen. Wenigstens hatte es den Tag über nicht geregnet, seufzte er auf und lief wieder einmal zum Hochstand. Genko war am Sandhindernis stehen geblieben und schien die Schnauze längst gestrichen voll zu haben.
Dass sich diesmal etwas geändert hatte, erkannte Michael Schlosser sofort. Eine größere Gruppe hatte sich um einen Strauch versammelt und schien vorsichtig einen kleinen Gegenstand mit einer Pinzette vom Boden aufzuheben. Ein Metalldetektor stand verlassen an einem Baum gelehnt – er schien ausgedient zu haben.
»Wir haben die Patronenhülse«, rief ihm der Einsatzleiter zu. »Ich bin sicher, dass es die richtige ist, Michael, denn es handelt sich um ein Kaliber, das seh’ ich hier auf den ersten Blick, welches ausgesprochen selten ist und normalerweise von Jägern in Europa kaum benutzt wird.«
Der Einsatzleiter nahm einem Mitarbeiter einen kleinen Plastikbeutel aus der Hand, hielt ihn hoch und eilte auf ihn zu. Er nahm ihm den Beutel ab und betrachtete sich das Fundstück.
»Auf welches Kaliber würdest du schließen.«
»Das kann ich dir ganz genau sagen: Es handelt sich um eine Woodleigh-Hülse der Größe 700 Nitro .700, also deutlich größer als Kaliber neun. Die Hülse ist die größte, die ich bisher gesehen habe. Außerdem muss es sich um einen außergewöhnlich schweren Stahlmantelkern gehandelt haben. Als hätte jemand einen Elefanten oder Nashorn erlegen wollen«, kam umgehend
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