Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Wetzlar gewesen.«
»Oh! Der Bruder und nicht eine der Ehefrauen oder von mir aus sein Sohn?«
Er zog seine Augenbrauen kurz hoch, machte einen leichten Flunsch und warf Genko einen langen Blick zu.
»Das liegt an dem Alter der Versicherung«, fuhr dieser eifrig fort. »Damals war er noch nicht, oder besser gesagt, nicht mehr verheiratet. Er hatte seinerzeit gerade von Frauen die Nase gestrichen voll.«
»Schau, schau«, grinste Michael Schlosser hintergründig, »woher stammt denn dieses Gelbe-Blatt-Wissen?«
»Genau aus den Klatschspalten diverser Zeitungen und Zeitschriften. Hier ist das Dossier. Ich hab’s zusammenstellen lassen. Das Internet ist diesbezüglich eine tolle Hilfe. Es gab nicht viel, dafür war er eine Nummer zu klein, aber immerhin einiges.«
»Dann müssen wir umgehend herausbekommen, ob der Tote vor kurzem bei dieser Versicherungsgesellschaft den Begünstigten geändert hat oder ihn ändern wollte. Verstanden?«
Genko sah ihn so verständnislos an, dass er sich genötigt sah, ihn über das Ergebnis seiner Besprechung mit dem Anwalt des Toten zu informieren. Nun war sein Mitarbeiter an der Reihe, durch die Zähne zu pfeifen.
»Wenn da nicht dieser Alexander Suller wäre, würde ich sagen, dass wir uns ganz dringend den Bruder und die bunte Ehefrau vornehmen müssten.«
»Ohne wenn und aber: Wir werden diese beiden mal ganz genau unter die Lupe nehmen. Auch die Bankkonten sollten wir inspizieren und uns Wirtschaftsauskünfte über die Firma einholen. Mal sehen, ob Fleisch an der Sache ist. Vielleicht kapieren wir dann den Tathergang.«
»Ich setze trotzdem immer noch auf die Sullers«, beharrte der Hagere bissig auf seiner bereits festgesetzten Meinung. »Die Blutspritzer werden es beweisen. In wenigen Tagen erhalten wir das Resultat.«
Michael Schlosser sah ihn nur von unten her an und lächelte hintergründig.
9
Mit hohem Tempo, eingeschaltetem Martinshorn und Blaulicht raste ein Krankenwagen die von hohen Bäumen dicht besäumte, vor Nässe glänzende Landstraße entlang. Kurze Zeit später stieg der Fahrer auf die Bremse, bog vorsichtig auf einen Kiesweg ein und näherte sich einem restaurierten Bauernhof. Aufgeregt und zitternd stand ein junges Mädchen, nur mit einem langen, bunten Nachthemd bekleidet im erleuchteten Eingang und winkte dem ankommenden Fahrzeug zu:
»Schnell! Beeilen Sie sich!«, rief sie mit überschlagender, hoher Stimme. »Meine Mutti. Meine Mutti. Sie ist …«
Der Fahrer und sein Beifahrer rissen die Hecktüren auf und zogen eine Trageliege heraus. Ein Mann, der durch seinen weißen Kittel und großen Koffer unschwer als Arzt zu identifizieren war, stürmte an dem hilflosen Mädchen vorbei in das Haus. Die beiden Fahrer folgten mit der Bahre.
Nur wenige Meter hinter der Eingangstür lag am Fuße der geschwungenen Treppe, welche zum Obergeschoss führte, eine schlanke, elegant gekleidete Frau und stöhnte leicht. Über die Liegende gebeugt, kniete ihr Mann und hielt zitternd ihre Hand in der seinen und versuchte, sie, und offensichtlich auch sich selbst, zu beruhigen und trösten:
»Es wird alles gut, Mira, mein Schatz. Es kommt schon Hilfe. Halt nur aus. Halt nur aus.«
»Was ist passiert?«, fragte der Mann im Kittel, schob den Dicken sachte zur Seite und schaute auf die Verletzte.
Es genügten ihm wenige Blicke, um sich davon zu überzeugen, dass hier schwerste Verletzungen des Rückens und des Kopfes vorlagen.
»Ich war schon längere Zeit oben im Schlafzimmer, als ich einen lauten Aufschrei hörte. Ich bin dann sofort aus dem Zimmer gestürmt und hab meine Mira hier unten liegen gesehen. Sie ist schon wieder einmal auf der Treppe ausgerutscht. Es ist eine Katastrophe. Ich habe ihr immer gesagt, dass diese Treppe zu glatt gebohnert ist, aber sie wollte ja nicht auf mich hören. Es ist wirklich eine Katastrophe. Sie ist doch schon zwei Mal auf dieser verdammten Treppe ausgerutscht. Aber sie wollte ja nicht auf mich hören … sie …«
Schwer erschüttert und fast weinend trat der schwere Mann zur Seite und sah zu, wie der Arzt die ersten Handgriffe vornahm. Die Tochter, die inzwischen bei ihrem Vater stand, schluchzte unentwegt. Behutsam nahm er sie in den Arm.
»Haben Sie schon die Polizei gerufen?«, wollte der Arzt wissen und verarztete weiter die Frau, welche inzwischen das Bewusstsein verloren hatte.
»Die Polizei?«, fragte der Dicke und blickte ihn fragend an, »wieso die Polizei? Ich habe sofort die Feuerwehr und den Notarzt
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