Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
angerufen. Wieso denn die Polizei?«
»Es handelt sich hier um einen Unfall mit schweren Folgen und den muss die Polizei aufnehmen. Gerd, ruf mal schnell durch und schildere kurz den Fall. Beeil dich!«, wies er einen der beiden Helfer an und zog geübt eine Spritze mit einem Schmerz- und Beruhigungsmittel auf, welche er dann behutsam an der Armbeuge der Verletzten ansetzte. Danach strich er mit der flachen Hand leicht über die unterste Stufe der Holztreppe und murmelte:
»Wirklich verdammt gut gebohnert!«
Die Träger waren noch mit dem Verladen der Schwerverletzten beschäftigt, als mit Blaulicht ein Fahrzeug der örtlichen Polizei auf das Grundstück fuhr. Die Beamten kannten den Arzt, denn sie begrüßten ihn wie einen alten Freund:
»Was ist denn los, Victor? Wo brennt’s?«
»Es hat hier einen schweren Unfall gegeben. Die Frau ist die Treppe heruntergestürzt und so stark verletzt, dass sie sofort in den OP muss. Ihr müsst den Fall aufnehmen. Ich lasse sie jetzt ins Kreiskrankenhaus bringen.«
»Hast du einen Hinweis auf Fremdverschulden gefunden?«
»Nein, nichts dergleichen«, erwiderte der Arzt kopfschüttelnd, sprang zu der Verletzten in den Wagen und zog die Türen hinter sich zu. Sekunden später brauste das Fahrzeug mit Blaulicht und Sirene vom Grundstück.
»Ich brauche Ihren Namen und eine Schilderung des Vorfalles«, wandte sich der Beamte an den Dicken, welcher gebeugt in der Tür stand, verzweifelt dem Krankenwagen nachstarrte und immerzu mit seiner fleischigen Hand über den Kopf seiner Tochter streichelte.
»Ich bin Georg Walden und die Verunglückte ist meine Frau Mira. Das hier ist meine Tochter. Ich will sofort zu meiner Frau ins Krankenhaus, Herr Wachtmeister. Können wir das nicht später machen?«
»Ich komm mit, Papa«, meldete sich nun auch die Tochter schluchzend zu Wort. »Ich zieh mir nur schnell was an.«
»Selbstverständlich hat es Zeit, Herr Walden. Wenn Sie es wünschen, können wir Sie beide auch sofort hinfahren«, schlug der Beamte leise und betont einfühlsam sprechend vor. »Sie können dann irgendwann in den kommenden Tagen auf dem Revier ein Unfallprotokoll erstellen lassen.«
Der Frühmorgenverkehr flaute schon ab, als sich Schlosser und Genko auf den Weg zu der pompösen Villa der Wetzlars machten. Unmittelbar nach der Abfahrt platzte der Hagere mit seiner neuesten Information heraus:
»Der Versicherungsagent, der für die Lebensversicherung des Toten zuständig ist, macht seit zwei Wochen Urlaub in der Karibik. Von seiner Sekretärin habe ich allerdings die Auskunft erhalten, dass Herrmann Wetzlar zwei Tage vor seinem Tod unbedingt mit dem Agenten sprechen wollte und als Wetzlar erfuhr, dass dieser erst einige Wochen später wieder aus seinem Urlaub zurück sein würde, bestand er darauf, dass ihn der Agent unverzüglich zu kontaktieren habe. Die gute Frau konnte sich deshalb so gut daran erinnern, weil er so nachhaltig auf diesen Punkt pochte. Auf ihre Nachfrage, worum es sich handle und ob sie behilflich sein könne, war sie nur mit einem ›Nein‹abgefertigt worden.«
Vor sich hinnickend und mit der rechten Hand die Bartspitzen leicht zwirbelnd äußerte sich Michael Schlosser brummend:
»Das passt alles zusammen und ein Tatmotiv würde vom Vermögenswert her gesehen auf den Bruder des Toten zielen.«
»Muss aber nicht, Chef.« Genko schüttelte heftig den Kopf.
Michael Schlosser sah seinen Mitarbeiter an. Er hatte in diesem Moment das Gefühl, dass dieser damit meinte, dass es trotzdem die Sullers gewesen sein müssten.
»Stimmt!«, pflichtete er nachdenklich bei, um gleich mit dem nächsten Satz das Aufleuchten in den Augen des Hageren wieder zu ersticken. »Es kann zum Beispiel auch die jetzige Ehefrau Vorteile davon haben und damit ein Motiv. Haben wir schon Auskünfte über die Firma auf dem Tisch?«
»Nein, leider noch nicht. Unsere Wirtschaftsabteilung braucht immer mehrere Tage bis sie so etwas schafft und die Banken helfen uns nur dann schnell, wenn wir mit einer richterlichen Verfügung ankommen, weil sie einen Mordsbammel davor haben, dass wir gleich das gesamte Bankhaus mit einer Durchsuchung belegen. Imageschaden und so. Trotzdem hab’ ich Hoffnung, bis morgen Abend alle erforderlichen Informationen auf dem Tisch zu haben.«
»Das müsste genügen«, nickte er. »Jetzt nehmen wir uns erst einmal die Ehefrau, danach, wenn möglich, den Bruder und das Personal vor. Dann dürften wir ein ganzes Stück weiter sein.«
Sie
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