Todesschlaf - Thriller
»Lassen Sie’s gut sein, Murphy. Lassen Sie mich in Ruhe.«
»Und Sex ist …«
Sie seufzte noch einmal. »Ich sage Ihnen Bescheid.« Damit stieg sie aus dem Auto.
Und Murphy, der seit seinem zwanzigsten Geburtstag keinen Artikel mehr hatte überarbeiten müssen, ging nach Hause, um für eine Weile nichts mehr sehen und nichts mehr hören zu müssen.
18
Als Timmie nach Hause kam, wurde sie von Conrad auf dem Anrufbeantworter erwartet. Ebenso von Cindy, der Versicherung und der Rechtsanwältin, die ihr mitteilte, dass Jasons neuester Vorstoß erfolgreich abgeblockt worden sei. Angesichts dessen, was sie an diesem Tag schon alles erlebt hatte, wollte Timmie nur noch mit Conrad reden.
» Bella Donna !«, gurrte er ihr ins Ohr. Halb saß, halb lag sie auf dem Sofa, sodass das Telefonkabel quer durch das Esszimmer bis zu ihr reichte. »Endlich hast du mich gefunden.«
»So kann man es auch ausdrücken«, meinte Timmie zustimmend. Sie hatte, kaum dass sie nach Hause gekommen war, die guten Kleider, die sie für die Gespräche angezogen hatte, beiseitegeworfen und saß nun in Jeans und T-Shirt da. Ihr Körper schmerzte, ihre Kopfhaut juckte und nachdem sie den halben Tag mit Gesprächen mit diesen Angehörigen verbracht hatte, war sie verdammt müde und mürrisch. »Conrad, eine wichtige Frage: Wo sind die Ausdrucke, die ich dir gegeben habe?«
»Hier, direkt vor mir natürlich. Ich habe sie studiert wie die Schriftrollen von Qumran, immer auf der Suche nach Wahrheit und Erleuchtung.«
»Wahrheit und Erleuchtung könnte ich auch gut gebrauchen. Als ich von unserem kleinen Stelldichein nach Hause gefahren bin, hat mich irgendjemand von der Straße gedrängt,
weil er unbedingt diese Liste haben wollte. Hast du eine Ahnung, wieso?«
Zum ersten Mal, seitdem Timmie Conrad kannte, blieb er stumm vor Staunen. Dann fragte er mit heiserer Stimme, die Timmie fast nicht mehr erkannte: »Geht es dir gut?«
Es hätte nicht viel gefehlt und Timmie hätte losgeheult. »Alles in Ordnung. Aber ich bin wahnsinnig wütend und brenne auf Rache.Willst du mir dabei behilflich sein?«
»Noch lieber als Domingo in der Scala singen zu hören. Sag mir, was du brauchst.«
Sie seufzte und rieb sich das Gesicht. »Ich weiß nicht. Zuerst dachte ich, sie sind hinter der Originalliste mit den Krankheits- und Sterberaten her, weil sie die Computerversion verändern wollten, aber die Computerfassung ist immer noch die gleiche. Anscheinend sind wir die Einzigen, die durch diese vielen Herzstillstände misstrauisch geworden sind.«
»Und was nun?«
»Schau sie dir noch einmal genau an. Fällt dir vielleicht sonst noch etwas auf?«
Sie schloss die Augen, während am anderen Ende der Leitung Papiere raschelten, und überlegte, ob sie schnell noch ein heißes Bad nehmen sollte, bevor Micklind auftauchte. Sie dachte an den Besuch bei ihrem Vater, der für heute Nachmittag eigentlich anstand, und an Cindy, die garantiert wieder auftauchen würde, nur um ihr einmal mehr bewusst zu machen, wieso sie seit ihrer Rückkehr nach St. Louis immer noch nicht ihre Schwester besucht hatte. Sie dachte an ihre Tochter, die auf dem Nachhauseweg von einem Leibwächter begleitet wurde.
Und weil das alles so erfreuliche Themen waren, wandte sie sich wieder den Gesprächen des Vormittags zu. Den wenig überraschten Reaktionen der Angehörigen. Dem unausgesprochenen Flehen, das Ganze einfach ruhen zu lassen.
Der Zwiespältigkeit, die ihr auf der Seele lag, sowie der Tatsache, dass sie, wenn ihr nicht bald etwas Entscheidendes einfiel, noch eine Schicht in Restcrest würde erdulden müssen.
»Mir fällt auch nichts weiter auf«, sagte Conrad schließlich. »Bis auf diese letzte Notiz, die du mit der Liste zusammen ausgedruckt hast.«
»Welche Notiz?«
»Die über diese Verfahrensänderung.« Timmie riss die Augen auf. Ihr Herz wummerte vor Verblüffung. »Oh mein Gott.«
Landry.
Die Maulkorb-Anweisung für Angie in Bezug auf die umstrittene Änderung der Verfahrensrichtlinien, die niemandem gefallen würde. Die hatte Timmie in dem ganzen Tohuwabohu um die Liste mit den Krankheits- und Sterberaten völlig vergessen. War sie etwa schon Grund genug, dass jemand diesen Blödsinn ausheckte, der schließlich zu ihrem Abflug auf Bauer Johnsons Kuhweide geführt hatte?
Wer konnte das sagen?
Andererseits:War Landry so mächtig, dass er, nachdem er gemerkt hatte, dass die Notiz in Timmies Hände geraten war, einen Krankenhaus-Wachmann dazu bringen konnte, sie ihr
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