Todesschlaf - Thriller
wieder abzujagen?
Aber selbstverständlich.
Aber wovor hatte er solche Angst? Und wer wusste über die Verfahrensänderung, die er so unbedingt geheim halten wollte, Bescheid?
»Ich nehme an, das hat etwas zu bedeuten«, sagte Conrad.
»Oh, ganz bestimmt«, bestätigte Timmie. »Wann kann ich sie wiederhaben?«
»Lass sie mich für dich aufbewahren, Cara . Ich glaube, hier bei mir ist sie sicher.«
Timmie holte tief Luft, um das Gedankenkarussell in ihrem Kopf zu bremsen, das sich von Mary Jane, die nichts von Timmies Unfall gewusst hatte, über Alex, der von einem Vorstandsvorsitzenden abhängig war, der nichts dabei fand, Schwierigkeiten durch Geheimmissionen aus dem Weg zu schaffen, bis zu Mr. Cleveland drehte, der angenommen hatte, dass ein bestimmter Mann ihm ein Angebot zur Erfüllung seines schrecklichsten Wunsches unterbreitet hatte.
»Okay«, sagte sie schließlich. »Schick mir eine Kopie davon, damit ich alle Einzelheiten vor Augen habe. Hast du sonst noch etwas entdeckt?«
»Ja und nein. Ich habe mit Hilfe meiner Freunde beim FBI in den anderen Krankenhäusern des Landes nach unvorhergesehenen Todesfällen gesucht, deren Muster zu deinen passt, und habe auch eine ganze Menge entdeckt. Ein Krankenhaus ist einfach kein sicherer Ort, Carissima , verstehst du?«
»Und dabei haben wir es noch nicht einmal mit den neuesten Auswüchsen eines rein wirtschaftlich orientierten Gesundheitswesens zu tun.«
Conrads Lachen klang düster. »Ach, ja, natürlich. Es würde Jahre dauern, das alles aufzudröseln. Unsere Aufgabe ist, Gott sei Dank, einfacher. Zurzeit untersucht die Polizei etwa ein Dutzend mutmaßliche Mordserien in Krankenhäusern. In manchen Fällen gibt es zahlreiche Verdächtige, in anderen Fällen nur einige wenige und manchmal nicht den geringsten Hinweis darauf, wer für die Taten verantwortlich sein könnte. In der Regel jedoch finden sie im Intensiv-Bereich statt.«
»Das Supermann-Syndrom«, pflichtete Timmie bei.
Das war kein neues Phänomen. Timmie hatte einmal einen praktischen Arzt gekannt, einen jungen Mann an der University of Southern California, der dabei erwischt worden war, wie er einem wehrlosen Patienten Tubocurarin verabreicht
hatte, nur um anschließend als erster Retter zur Stelle zu sein, wenn der Patient den unausweichlichen Atemstillstand erlitt. So ähnlich wie ein Feuerwehrmann, der eigenhändig Feuer legt. Der Unterschied zu ihrem Fall bestand darin, dass ihren Patienten niemand zu Hilfe eilte.
»Diese ungelösten Fälle verteilen sich mehr oder weniger über das ganze Land«, fuhr Conrad fort. Er hatte sich offensichtlich Notizen gemacht. »Joliet ist ebenso betroffen wie St. Petersburg oder Boulder. Ich schicke dir zusammen mit der Maulkorb-Anweisung auch eine Kopie dieser Liste zu. Pass gut darauf auf und zeig sie nicht herum, Bella . Mein Freund ist ein netter Mensch und will uns helfen, deshalb hat er auch die Namen der Verdächtigen notiert, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die eigentlich wichtige Nachricht ist, dass dein Doktor zu keinem mit den Taten übereinstimmenden Zeitpunkt in einem dieser Krankenhäuser beschäftigt war.«
Timmie stieß erleichtert den Atem aus. »Es gibt also kein passendes Tatmuster.«
»Kein erkennbares.«
Timmie bedankte sich nicht. Das wäre übertrieben gewesen. »Du musst noch jemanden überprüfen, Conrad. Paul Landry. Er ist unser neuer Vorstandsvorsitzender.«
»Der, dessen Name auf dieser Anweisung steht, die irgendjemand mit so viel Auf wand zurückbekommen wollte.«
»Genau der.«
»Kannst du mir ein paar Daten geben, Belissima ?«
Damit erwischte er Timmie auf dem falschen Fuß. »Ähm … ich … weiß nicht.«
»Wie lange arbeitet er denn schon in eurem kleinen medizinischen Versorgungszentrum?«
Das war einfach. »Seit vier Monaten. Das weiß ich genau, weil er ungefähr zwei Monate vor meiner Rückkehr hier angefangen hat. Das wäre dann also Juli.«
Conrad blätterte summend in irgendwelchen Papieren. Draußen im Flur schrillte die Türklingel. Timmie legte die Hand auf das Telefon und brüllte, sie sollten reinkommen.
Conrad räusperte sich. »Wir haben folgendes Problem, Cara .«
Timmie vergaß die Tür. »Was?«
»Du glaubst, dieser Mann könnte möglicherweise für die Herzstillstände verantwortlich sein?«
»Ich hatte es irgendwie gehofft.« Eigentlich ja verzweifelt gehofft, aber das spielte jetzt keine Rolle. »Wieso?«
»Weil die ersten Fälle schon drei Monate vor
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