Todesschlaf - Thriller
auf Machtspielchen ab? Im Krankenhaus kann man jedenfalls den Eindruck haben. Würden Sie nicht auch wahnsinnig gerne wissen, was Victor vor seinem Tod herausgefunden hat? Auch, wenn ich Mr. Cleveland an seiner Stelle wahrscheinlich ganz anders behandelt hätte.«
»Bestimmt. Wo haben Sie denn Ihre Verhörtechnik gelernt?«
Sie grinste und klemmte den Kaffeebecher zwischen die Knie, um damit herumspielen zu können. Noch etwas, wovon Murphy den Blick nicht lassen konnte. »Von der besten Verhörspezialistin im Morddezernat von L.A., Corinne Jackson. Wenn sie ihre kleine Süßholznummer abgezogen hat, dann sind die schweren Jungs reihenweise umgefallen wie die Fliegen.«
»Darauf wette ich. Bestätigen Sie mir noch mal, dass Sie keinen Sex mit mir haben wollen.«
Leary zögerte keinen Augenblick. »Ich will keinen Sex mit Ihnen haben.«
Aber sie grinste. Zumindest drohte sie ihm nicht mehr.
»Heftiges Petting«, lautete sein nächstes Angebot, wobei er sich zurücklehnte, sodass es ihm zumindest so vorkam, als sei er ein Stückchen weiter von ihr entfernt.
Sie schob sich mit einer ausgesprochen zweideutigen Geste das letzte Stück ihres Donuts in den Mund. »Nein danke.«
Murphy schloss die Augen. Wenigstens hatte er ihr ein Lächeln entlockt. »Das heißt dann wohl, dass dieser Unfall keine Erfahrung war, die Ihr Leben entscheidend verändert hat.«
»Nein«, entgegnete sie. »Das war die Scheidung.«
Er schlug die Augen auf und sah es. Sah die knisternde Anziehungskraft. Das Bedauern, dass sie ihrem Kopf die Führung überließ.Ach, na ja, es war auf jeden Fall besser so. Wenn er nur dieses Lächeln nicht als persönlichen Erfolg verbuchen würde.
So, als ob der bloße Gedanke an Petting eine Reaktion der Stadtverwaltung erforderlich machte, klopfte es jetzt unfreundlich ans Fenster. Murphy beugte sich nach vorne und sah einen rothaarigen Kerl, eindeutig vom FBI, der sich zur Beifahrerseite des Autos hinabbeugte. Er hatte einen Kaffeebecher in der Hand und weißen Puderzucker auf seiner Jerry-Garcia-Krawatte.
»Ich hoffe doch, dass unreine Gedanken hierzulande nicht als Ordnungswidrigkeit geahndet werden«, sagte Murphy.
Leary lachte und kurbelte gleichzeitig das Fenster herunter. »Ach was. Detective Sergeant Micklind und ich sind alte Freunde. Nicht wahr, Detective?«
Der Kerl beugte sich noch ein wenig weiter herüber, sodass er den Ellbogen auf die Fensteröffnung stützen konnte,
während er an seinem Kaffee nippte. »Ms. Leary. Wie geht es Ihnen heute?«
»Leary-Parker, Detective Sergeant«, versetzte sie freundlich. »Aber ich nehme an, es hat keinen Sinn, noch weiter darauf zu bestehen.«
Der Detective zeigte keinerlei Reaktion. »Wenn ich richtig gehört habe, dann haben Sie einen Rekordsprung über irgendeinen Futtersilo gemacht?«
»Ja, Sir, das ist richtig. Schön, dass Sie sich nach mir erkundigen.«
Murphy sah ein winziges Zucken um die Mundwinkel des Detectives, was auf eine Spur von Humor hindeutete. »Sie sehen ganz munter aus, Ms. Leary. Ob ich Sie wohl heute mal besuchen dürfte, um mich mit Ihnen zu unterhalten? Sagen wir, etwas später?«
Leary schnappte sich noch einen Schokoladen-Donut und nahm einen großen Bissen. »Sie haben gehört, dass mein Exmann in der Stadt ist und wollen mich einsperren, bevor er tot irgendwo aufgefunden wird?«, fragte sie heiter. »Sie wollen den Papierkram noch schnell erledigen, bevor das Theater losgeht?«
Noch ein Zucken, ein winziges bisschen deutlicher. »Sie spielen also mit dem Gedanken, ihn umzubringen?«
»Seit dem Tag, an dem er meine Möbel verkauft und damit die neuen Titten seiner Freundin bezahlt hat.«
»Das behalte ich im Hinterkopf. Wann wäre es Ihnen denn am liebsten, Ms. Leary?«
»Wie wäre es fünfzehn Minuten, nachdem er bei mir aufgekreuzt ist, Detective? Dann habe ich genügend Zeit, um meinen Baseballschläger zu suchen, und Sie, um zu reagieren.«
»Ich finde ja, die Herausforderung wäre größer, wenn Sie mir nicht verraten, wann Sie ihren Exmann umbringen wollen, Ms. Leary«, gab Micklind leichthin zurück. »Ich möchte
einfach nur wissen, wann ich heute noch bei Ihnen vorbeischauen kann.«
Leary nickte eifrig mit dem Kopf. »Also, wenn Sie kein Spielverderber sein wollen, wie wäre es dann mit zwei Uhr? Bis dahin sind wir hier fertig, und Sie haben immer noch ungefähr eine Stunde Zeit, um mir die Daumenschrauben anzulegen, bevor meine Tochter von der Schule nach Hause kommt.«
»Fertig, hmm?«, sagte er
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