Todesschlaf - Thriller
Hinweis darauf, wieso wir kontaktiert wurden, und wieso jemand versucht hat, mit ein paar Schüssen eine Wohltätigkeitsveranstaltung aufzumischen.«
Sie nickte geistesabwesend. »Irgendeine Idee?«
»Alex Raymond«, sagte er ohne Zögern.
Sie wandte sich ihm zu, zutiefst überrascht. »Alex? Gro ßer Gott, wieso?«
Murphy überlegte, ob er noch eine rauchen sollte, entschied sich aber dagegen. »Weil er so perfekt ist. Bei perfekten Menschen kriege ich Pickel.«
Sie lachte schon wieder, und diesmal klang es ein wenig leichter. »Tut mir leid, dass ich Ihnen den Spaß verderben muss, aber Alex ist wahrscheinlich tatsächlich perfekt.Als er sich zum letzten Mal geprügelt hat, da war er zwölf.«
»Er hat auch ein paar Jahre in der Fremde gelebt.«
»Genau wie Jesus. Deswegen ist trotzdem kein Gangster aus ihm geworden. Wenn Sie ein Motiv für die Schüsse suchen, ich würde auf Einsparmaßnahmen und Kürzungen bei den Krankenversicherungsleistungen setzen. Ich habe zum Beispiel gehört, dass gewisse weiße Bürger Pucketts etwas
dagegen haben, dass ein gewisser schwarzer Verwaltungschef ihre Bekannten feuert.«
Schon wieder hatte sie Murphy beinahe zum Lachen gebracht. Hier saßen sie also hinter einem niedergebrannten Haus und schmiedeten Pläne, die ihr Leben unnötig verkomplizieren würden, und sie sorgte sogar dafür, dass er sich darauf freute.Verdammt noch mal.
»Also gut«, lenkte er ein. »Die Sterberate des Krankenhauses. Wenn Sie bei Gelegenheit die Einzelheiten auskundschaften, dann sehe ich mich bei der Price University um. Einverstanden?«
Sie richtete sich auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, sodass sie senkrecht nach oben standen. Dann musterte sie noch einmal nachdenklich das Haus. »Aber zunächst einmal muss ich die öffentliche Wahrnehmung dessen, was Brandstiftung ist und was nicht, infrage stellen.«
In dem östlich an Victors angrenzenden Haus wurde in einem Zimmer - vermutlich in der Küche- der Vorhang hochgeschoben und wieder heruntergelassen.Wenn der Nachbar genauso handlungsfreudig wie neugierig war, dann blieben Murphy und seiner Komplizin noch ungefähr fünf Minuten, bevor ein Streifenwagen auftauchen und sie von ihrem Beobachtungsposten vertreiben würde.
»Da wäre noch etwas«, sagte Murphy. »Wie passt Billy Mayfield in das Bild?«
Sofort legten sich dunkle Wolken über Timmies Miene. »Oh Gott. Billy.«
»Sie glauben, dass er ermordet wurde, nicht wahr?«
Keine Antwort. Kein Augenkontakt.
»Hat er etwas mit dem Krankenhaus zu tun gehabt?«
Jetzt wandte sich Timmie Leary-Parker zum ersten Mal, seitdem Murphy sie entdeckte hatte, um, und schaute ihn bewusst an. Murphy fiel auf, wie tief ihre Augen mittlerweile in
die Höhlen eingesunken waren. Dass sie an manchen Stellen ein wenig verschwollen und blass wirkte. Außerdem trug sie eine Schiene am kleinen Finger. Eines war klar: Sie hatte in dieser Woche sehr viel mehr Schwierigkeiten gehabt als er.
»Wissen Sie was«, sagte sie und fing, sehr zu seiner Verwunderung, an zu strahlen. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich habe keine Ahnung, was er beruflich gemacht hat. Aber es würde passen. Falls er Victor gekannt hat, und das ist ziemlich wahrscheinlich. Ihre Frauen sind Arbeitskolleginnen. Vielleicht hat er früher auch einmal hier gearbeitet. Vielleicht war er Patient im Krankenhaus.«
»Das war er. Sie haben ihn umgebracht.«
»Ich habe ihn nicht umgebracht«, gab sie zitternd vor Wut zurück. »Das war jemand anders.«
»Wollen sie mit mir darüber sprechen?«
So, wie ihre letzte Begegnung verlaufen war, rechnete Murphy eigentlich mit einer Auseinandersetzung. Stattdessen erntete er ein verdrossenes Grinsen.
»Na ja, von mir aus.«
»Und dann besorgen Sie mir noch seine Sozialversicherungsnummer.«
Und dann erzählte sie. Murphy hätte wahrscheinlich auch wunderbar weiterleben können, ohne von der interessanten Verbindung zwischen Billy Mayfield und dem Leichenbeschauer von Puckett zu erfahren. Und er hätte wahrscheinlich ein glücklicheres, wenn auch langweiligeres Leben geführt, wäre nicht im Verlauf dieser Schilderung das Wort »Gift« gefallen.
Aber sie hatte es gesagt, und es ließ sich nicht mehr ungeschehen machen. Und Murphy wusste, dass er zumindest seine Neugier befriedigen musste. Mit dieser Gewissheit schickte er Timmie Leary-Parker wieder zurück in die Krankenhaus-Welt, damit sie Victor Adkins Obduktionsergebnisse besorgen konnte, und griff zum Telefon.
»Die
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