Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
roten Ziegeldächern ging eine bleiche Wintersonne am Himmel auf. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs putzte eine Frau die Fenster. Bo atmete aus, die Wärme, die er verströmte, formte kleine Wolken in der Luft. Dann kletterte er schnell auf die Balkonbrüstung hoch, stützte sich mit der rechten Hand am Mauerwerk ab, versuchte, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Die Frau auf der anderen Seite hielt abrupt inne und schaute zu ihm herüber. Er sah ihren verblüfften Gesichtsausdruck hinter dem sauberen Fenster, die weit aufgerissenen Augen, den offenen Mund. Er hatte Lust, ihr zuzuwinken, ihr: »Auf Wiedersehen!« zuzurufen oder: »Jetzt wirst du was zu sehen kriegen!« oder etwas anderes Cooles. Der Song Sweet Child O’Mine war zu Ende, und er merkte, dass er lächelte. Dann sprang er.
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Es hatte tagelang geschneit, und das Sommerhaus war von Schneewehen umgeben. Rebekka konnte die nackten, schwarzen Äste der Bäume unter dem Schnee nur erahnen. Sie hatte draußen vor dem Küchenfenster eine Garbe aufgestellt, um die sich jetzt zwitschernd die kleinen Vögel drängten. Sie mochte das Geräusch. Obwohl sie seinen Pullover, ihre dicken Leggings und Wollsocken angezogen hatte, zitterte sie vor Kälte, als sie den Kaminofen anmachte. Es würde einige Zeit dauern, bis das Haus richtig warm war, bis dahin mussten sie unter der Decke bleiben, dachte sie und spürte, wie sich bei dem Gedanken eine innere Wärme in ihr ausbreitete. Der Wasserkocher klickte, und sie goss den Tee auf, schnitt zwei Scheiben von dem selbstgebackenen Roggenbrot ab und steckte sie in den Toaster. Währenddessen holte sie den Käse und die Schwarze-Johannisbeer-Marmelade aus dem Kühlschrank und merkte, dass ihr Körper sich weich und entspannt anfühlte. Sie hatte den letzten Monat darauf verwandt, wieder zu Kräften zu kommen. Sie hatte geschlafen, sich beim Wein zurückgehalten und insgesamt versucht, etwas gesünder zu essen, als sie das bisher getan hatte.
Sie hatte ihre Laufrunden durch Boxen ersetzt, einen Sport, der sie interessierte und den sie als Herausforderung empfand, und sie hatte mit Winterbaden begonnen, angespornt durch ihre Nachbarin Karen-Lise, die sämtliche Wochenenden in ihrem Sommerhaus verbrachte und meinte, dass Rebekka Wikingerblut in den Adern habe. Sie hatte einfach damit angefangen, und das erste Mal hatte es sich angefühlt, als hätte sie einen rasanten Bauchklatscher gemacht. Trotzdem hatte sie der Sache noch eine Chance gegeben und nach ein paar weiteren Malen langsam Gefallen daran gefunden.
Das Brot war fertig. Sie nahm ein Tablett und richtete das Frühstück an. Sie schnupperte an ihrem Haar, nahm seinen einzigartigen Geruch an sich wahr und lächelte vor sich hin. Es war herrlich, ihn bei sich im Sommerhaus zu haben und wieder in seinen Armen liegen zu könnnen. Trotzdem loderte die Unsicherheit in ihr. Er hatte ihr vor einigen Wochen eine SMS geschickt, hatte sich mit ihr treffen wollen. Sie hatte ihn prompt abgewiesen, aber er war beharrlich geblieben, und schließlich hatte sie entschieden, ihm eine Chance zu geben.
Sie hörte ihn im Schlafzimmer hantieren. »Rebekka, wo bist du?«, rief er, und allein der Klang seiner Stimme löste ein Ziehen in ihrem Bauch aus.
»Ich komme!«
Sie nahm das Tablett und ging durch das Bad zu ihm ins Schlafzimmer. Ein muskulöser Oberarm griff begehrlich nach ihr.
»Pass auf, dass du das Frühstück nicht umwirfst«, lachte sie und stellte das Tablett auf den kleinen Nachttisch.
»Unter die Decke mit dir. Sofort. Ich habe dich vermisst.«
Schnell kroch sie zu ihm und spürte ein leises Glucksen in ihrem Körper.
DANKE
Es ist ein langer, manchmal beschwerlicher, vor allem aber ein wunderbarer Prozess, einen Kriminalroman zu schreiben, der dann am besten verläuft, wenn man von Menschen umgeben ist, die einen großzügig an ihrem Wissen teilhaben lassen, einen ermutigen, wenn es schwierig wird, und einen anfeuern, wenn alles prima klappt. Deshalb möchte ich folgenden Menschen danken:
Jens Damborg, Vizekriminalkommissar der Reichspolizei ( NEC ), und Nikolaj Friis Hansen, Rechtsmediziner, weil sie immer für mich da waren, wenn ich Fragen hatte, und weil ihr großartiges Engagement für Rebekka nie nachgelassen hat.
Meinem Lektor Jacob Søndergaard für seine kompetente Beratung, seine Fürsorge und seine phantastischen Lachanfälle.
Den Mitarbeitern meines Verlags Rosinante & Co, wo ich mich jedes Mal willkommen fühle, wenn ich über die
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