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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Alle paar Minuten überprüfte ich meine E-Mail. Zwei Stunden später ging auf einer meiner anderen Mail-Adressen eine Nachricht ein: »Ruf mich zu Hause an – J.«
    »Ich muss wieder weg«, sagte ich zu LuEllen. Sie war über das Bett gebeugt und schwang eine leichte Hantel – eine Golf-Gymnastikübung, die »Rasenmäherziehen« genannt wurde. »Ich habe eine Nachricht von John bekommen.«
    »Ist er auch Mitglied im Ring?«, fragte sie und machte drei letzte Hantelübungen. Sie kannte John so gut wie ich.
    »Ich habe stets angenommen, dass er es ist, aber wir haben nie darüber gesprochen«, antwortete ich. »Er ist anders als wir anderen.«
    »Kein Computerfreak …«

    »Ich bin auch kein Computerfreak«, sagte ich. »Echte Computerfreaks haben immer Farbstifte in den Hemdentaschen stecken, um bestimmte Textstellen in ihren Ausdrucken zu markieren.«
    »Du hast Buntstifte in fünf verschiedenen Farben in deiner Aktentasche, Kidd«, sagte sie und schlüpfte in ihren Regenmantel. »Ich bin mal auf sie gestoßen, als ich deine Aktentasche durchwühlt habe.«
    »Mein Gott, ich bin schließlich ein Künstler, der dazu ausgerüstet sein muss, spontane Zeichnungen anzufertigen«, konterte ich.
     
    John wohnt in Longstreet, einer Kleinstadt am Mississippi. Seine Frau und er waren mit LuEllen und mir befreundet. Ich traf die beiden mehrmals im Jahr, wenn ich am Mississippi zwischen St. Paul und New Orleans zu tun hatte. LuEllen besuchte sie, wenn sie in der Gegend auf Diebeszug war.
    Ich rief John von einer Conoco-Tankstelle aus an; Tankstellen mit Münzfernsprechern sollten steuerlich begünstigt werden. Er meldete sich nach dem ersten Läuten.
    »John, hier ist Kidd. Ich habe deine Mail bekommen«, sagte ich. Regen trommelte auf das Dach unseres Wagens, und ich konnte das trübsinnige Gesicht des Kassierers hinter der Glasscheibe des Verkaufsraumes sehen.
    »Du weißt von Bobby?«, fragte John. In seiner ruhigen, ausdrucksvollen Baritonstimme schwang ein Hauch von Memphis-Akzent mit.
    »Ich weiß, dass er sich nicht meldet. Bist du Mitglied im Ring?«
    »Ich bin derjenige, der die Worte der Mitglieder zusammensetzt. Hast du was zum Schreiben?«
    »Moment …« Ich kramte einen Kugelschreiber und ein Blatt aus meinem Taschenzeichenblock hervor. »Okay …«

    »Hier ist Bobbys Adresse.«
    »Bist du sicher, dass du sie mir geben willst?«
    »Ja. Für den Fall, dass … mir was passiert. Fertig? Also: Robert Fields, 3577 Arikara Street, 38292 Jackson, Mississippi. Die Zusammensetzung könnte auch was anderes ergeben: Robert Jackson, 3577 Arikara Street, 38292 Fields, Mississippi. Aber es gibt keinen Ort ›Fields‹ am Mississippi, soweit ich rausgefunden habe.«
    »Ich habe mal ein Gerücht gehört, sein Name sei Bobby DuChamps – französisch für ›Fields‹.«
    »Ja, ich habe das Gerücht auch gehört«, sagte er. »Was steckt hinter ›Arikara‹?«
    »Das ist ein Indianerstamm, glaube ich. Hast du versucht, Bobby telefonisch zu erreichen?«
    »Keine Telefonnummer zu finden …«
    »Na ja, er hat wahrscheinlich keine eigene Telefonnummer«, sagte ich. »Er braucht keine, weil er praktisch die ganze Telefongesellschaft in der Tasche hat.«
    »Das denk’ ich auch. Hör zu … Ich habe mir die Flugverbindungen von St. Paul nach Jackson angesehen …«
    »Ich bin unten in der Nähe von Biloxi«, unterbrach ich. »Zwischen Biloxi und Gulfport.«
    »Tatsächlich?« Seine Stimme hellte sich auf. »Dann könnten wir uns doch in Jackson treffen! Du kannst ja geradewegs über den Highway 49 hochfahren und in drei Stunden in Jackson sein. Ich brauche mindestens anderthalb Stunden. Es regnet bei uns in Strömen …«
    »Hier auch.«
    »Aber ich muss über schlechte Straßen fahren, Kidd. Und ich brauche Unterstützung. Wir müssen versuchen, die Sache noch vor Tagesanbruch zu erledigen.«
    Ich dachte einen Moment nach. Das konnte zu Schwierigkeiten führen, aber John war ein alter Freund, der uns schon
öfter aus der Patsche geholfen hatte. Ich stand in seiner Schuld. »Okay. Wo treffen wir uns?«
    »Ich habe mir ein Zimmer im ›La Quinta Inn‹ bestellt, direkt an der I-55. Wie viel Uhr haben wir jetzt? Hmm – fast zehn. Treffen wir uns dort um eins?«
    »Wir sehen zu, dass wir so schnell wie möglich hinkommen.«
     
    Als ich LuEllen berichtete, was das Gespräch ergeben hatte, runzelte sie die Stirn und starrte hinaus in den prasselnden Regen. »Eine schlechte Nacht, um schnell zu fahren.«
    »Aber ich muss

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