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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hin.«
    »Ich weiß …« Und dann: »Verdammter Mist. Ich habe mich in eine dezente Chanel-Duftnote gehüllt. Das erweist sich jetzt als pure Verschwendung.« Sie beugte sich zu mir, legte die Hände auf meine Brust und gab mir ein sanftes Küsschen. Ja, sie roch wirklich gut; und ich wusste, dass sie sich auch gut anfühlen würde. »Heh, sei vorsichtig …«
    Zwei Themen, die mich auf der Fahrt nach Norden gedanklich beschäftigen würden: Sex und Tod.

3
    Die Nacht war dunkel wie der Samtanzug, den Elvis manchmal getragen hatte. Das Zischen der Reifen auf dem nassen Asphalt und die hin und wieder aufleuchtenden Bremslichter von Wagen, die zu unbekannten Zielen vom Highway abbogen, boten nur wenig Abwechslung. Anfangs ließ ich mich noch von der Musik einer Radiostation mit klassischem Rock unterhalten, aber nördlich von Hattiesburg blieb der Sender mitten in einem Stück von Tom Petty weg.

    Gleichzeitig ließ auch der Regen nach, verringerte sich zu einem Nieseln. Ich schaltete das Radio aus, um besser nachdenken zu können; meine Gedanken kreisten dabei immer wieder um Bobby. Was war mit ihm geschehen? Welche Folgen hatte es, wenn er tot war? Wo waren seine Datenbanken, wem waren sie eventuell in die Finger gefallen?
    Bobby hatte mich bei mehreren gewagten Unternehmen unterstützt. Es hatte dabei Tote gegeben. Dass die betroffenen Personen in den allermeisten Fällen den Tod verdient hatten, änderte nichts an der Tatsache ihres Ablebens – klarer gesagt, an ihrer gewaltsamen Beseitigung. Bobby kannte die meisten Einzelheiten, wie es zur Zerschlagung eines großen Raumfahrtunternehmens gekommen war. Er wusste, warum die merkwürdigen Sicherheitsprobleme im Betriebssystem Windows immer wieder auftraten. Er wusste, warum ein amerikanisches Satellitensystem nicht immer so arbeitete, wie es eigentlich vorgesehen war. Er wusste, wie eine Kommunistin es geschafft hatte, Bürgermeisterin einer Stadt unten im Mississippi-Delta zu werden.
    Er hatte viel mit John zusammengearbeitet. John war früher einmal so etwas wie ein radikaler schwarzer Agitator im tiefen Süden gewesen, vornehmlich im Delta. John sprach nicht darüber, aber er war ein harter Bursche, und zu dem wird man nicht durch puren Zufall. Und er hatte Narben am Körper, die man sich nicht beim Tennisspielen zuzieht.
    Bobby wusste also mehr, als für unser aller Unversehrtheit gut war. Er wusste Dinge, die ein paar Dutzend, vielleicht sogar ein paar hundert Leute in den Knast bringen konnten. Wahrscheinlich auch mich.
    Dreißig Meilen südlich von Jackson geriet ich in ein Gewitter – man nennt es wohl ›ein in einen Hurrikan eingebettetes Gewitter‹, wobei ich keinen Unterschied zu einem ›nicht eingebetteten‹ erkennen konnte. Der Regen prasselte in murmelgroßen
Geschossen aus den Wolken, Blitze zuckten und jagten über den Himmel.
    Ich hoffte, dass John gut durch das Unwetter gekommen war. Er hatte eine tückische Wegstrecke nach Jackson zurückzulegen, meist über Landstraßen durch einsame Dörfer – selbst bei Sonnenschein kein ungefährliches Unterfangen. Ich hatte John bei einem meiner von Bobby eingeleiteten Spezialfälle kennen gelernt, einem Job, der für mich im Krankenhaus von Memphis geendet hatte. Die Narben waren inzwischen fast verblasst, aber die Albträume quälten mich immer noch …
    John und ich waren Freunde geworden, obwohl er aus einem ganz anderen Umfeld stammte als ich. Er hatte als Ermittler bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Memphis gearbeitet, war aber vornehmlich – im Untergrund – bei einer radikalen schwarzen Partei als eine Art »Durchsetzungsgehilfe« tätig gewesen. Und gleichzeitig war er wie ich künstlerisch tätig. Statt mit Farben arbeitete er jedoch mit Stein und Holz – er war Bildhauer. Im Lauf der Zeit hatte er sich eine gewisse Reputation erworben und verdiente Geld mit seiner Kunst.
     
    Für diese letzten dreißig Meilen im Gewitterregen brauchte ich vierzig Minuten, und es war fast zwei Uhr, als ich in Jackson ankam. Ich bog zum La Quinta ein, hielt unter dem Säuleneingang und stieg aus, da kam auch schon John aus dem Eingang. Er trug einen grauen Plastikregenmantel, und er lächelte und sagte: »Verdammt, bin ich froh, dich zu sehen, Kidd! Ich hatte schon Angst, du wärst in den Graben gefahren.« Er ist ein schwarzer Mittvierziger, hat ein kantiges Gesicht, kurze Haare, breite Schultern und intelligente dunkle Augen.
    Wir schüttelten uns im Regen die Hände, und ich sagte: »Du hast dir

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