Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford

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die Arme schließen können.
    »Ich habe die Karte«, verständigte ich John.
    »Er hat ein Boot. Die Jungs auf der anderen Seite sehen ihn, er hat ein Motorboot, legt das Bike rein … Sein Wagen ist aber nirgends zu sehen. Die Jungs sagen, sie hätten ihn bis jetzt noch nicht entdeckt.«
    »Er muss ja aber irgendwo dort drüben sein. Passt auf, Carp hat vermutlich eine Waffe.«
    »Was ist mit Rachel?«
    »Er sagt, sie wär’ im Wald an einen Baum gekettet. Ich habe die Karte, wo das sein soll. Ich fahre hin.«
    »Wo ist das?«
    Ich erklärte es ihm, hörte ihn mit Marvel sprechen, dann sagte er: »Wir treffen uns in fünfzehn Minuten an dieser Straßenkreuzung.«

    Ich musste erst einmal vier Meilen nach Norden fahren, bis ich auf eine Querstraße stieß, die aus dem Tal hinaus- und nach Westen zu Rachels Versteck führte. John rief an: »Er fährt weiter den Fluss runter!«
    »Scheiße … Was hat er vor? Können die Jungs ihn noch sehen?«
    »Ja, aber wo will er hin? Er fährt am anderen Ufer entlang, gleich hinter dem Damm, den Fluss runter …«
    »Er muss den Wagen weiter südlich irgendwo da drüben versteckt haben«, meinte ich.
    »Die Jungs bleiben an ihm dran, und Marvel und ich sind unterwegs zum Treffpunkt mit dir.«

    Kurz darauf meldete er sich schon wieder, aufgeregt: »Scheiße, Kidd! Er ist wieder zurück über den Fluss gefahren! Sein
zweiter Trick, verdammt, sein zweiter Trick! Er hat uns reingelegt. Er ist an Land gegangen, aus dem Boot gestiegen, haut mit dem Bike ab!«
    Ich hörte ihn in ein anderes Mobiltelefon schreien: »Du musst an ihm dranbleiben! Henry, fahr nach Süden, zurück nach Süden, sein Wagen muss irgendwo da unten stehen! Kevin, fahr weiter Richtung Greenville, gib Gas … Ich weiß, ich weiß … Aber wenn er weiter nach Süden fährt … Ja, ich weiß …«
    Henry war der Fahrer des Wagens, der südlich von mir, südlich von Universal, gewartet hatte. Er hatte sich Carp und mir genähert, als der Austausch Laptop gegen Karte stattgefunden hatte, war dann weiter in Richtung Longstreet gefahren, um über die Brücke zu kommen. Er hatte inzwischen wieder kehrtgemacht und raste nun wieder auf dem Highway flussabwärts, aber Carp befand sich jetzt südlich von ihm, und niemand war südlich von Carp auf dieser Flussseite …
    »Wir verlieren ihn!«, schrie ich ins Handy, was sicher nicht sehr hilfreich war.
    »Nein, nein, nein!«, schrie John zurück.
    Dann hörte ich ihn wieder auf dem anderen Handy sprechen: »Du siehst seinen Wagen? Du siehst ihn tatsächlich? Fahr weiter, fahr weiter nach Süden, Henry, weiter, weiter …« Und dann zu mir: »Henry hat den Corolla gesichtet! Carp ist noch nicht dort. Henry setzt sich südlich vor ihn.«
    Großartig … Jetzt hatten wir Carp zwischen zwei Wagen. Zwei Wagen mit cleveren Fahrern. Ich konnte es nicht mithören, ging aber davon aus, dass sie Carp in der Zange hatten.
    Inzwischen näherte ich mich der Straßenkreuzung, von der aus wir mithilfe der Skizze Rachel finden sollten. Ich bog noch zweimal links ab, dann hätten die sich schräg kreuzenden Schotterstraßen und das verlassene Schulhaus vor mir liegen sollen …

    John und Marvel waren schon da, saßen noch im Wagen, schauten auf eine Straßenkarte. Ich hielt an, sprang aus dem Wagen, trabte zu John an der Fahrerseite. Die Sonne brannte heiß auf meine Schultern. »Zeig mir Carps Karte«, sagte John.
    Ich gab sie ihm. Es war sonnenklar: Wir befanden uns am richtigen Ort. Wir diskutierten hitzig einige Sekunden, schnatterten wie aufgescheuchte Gänse, aber es änderte nichts an den Tatsachen:
    Da war kein Schulhaus. Und da war keine in den Wald führende Hochspannungsleitung.
    Da war nichts als die Kreuzung zweier brennend heißer Schotterstraßen und Baumwollfelder, die sich in alle Richtungen ausdehnten. Eine Straßenkreuzung wie die, an der Robert Johnson dem Teufel seine Seele verkauft hatte.

20
    Wir standen neben Johns Wagen, prüften doppelt und dreifach die Karte und die Skizze, die Carp mir gegeben hatte, als Johns Mobiltelefon klingelte. Er hörte kurz zu, sagte dann: »In zwanzig Minuten«, und brach das Gespräch ab.
    Zu Marvel sagte er: »Ich steige um zu Kidd. Du fährst zurück zum Haus, falls jemand wegen Rachel dort anruft.«
    »Was ist passiert?«
    »Noch nichts. Aber es sieht so aus, als ob die Jungs bei der Verfolgung von Carp Hilfe bräuchten. Carp könnte unsere Leute womöglich entdecken, wenn der Wagen, der ihn verfolgt, nicht öfter wechselt. Du