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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Ort im Blickfeld hat. Und schau dir das an: Ein kleines
Stück weiter südlich ist eine der schmalen Stellen des Flussbetts, hier, bei Cutter’s Bend, und der Highway auf der anderen Seite verläuft dicht am Fluss … Er macht den Trick mit der Flussüberquerung.«
    »Ich muss los«, sagte ich. »Bring deine Leute in Stellung. Marvel, ich brauche dein Handy.«
    Sie gab es mir, fragte stirnrunzelnd: »Warum?«
    »Weil ich in der Lage sein will, mit unseren Jungs Verbindung aufnehmen zu können, während ich auf meinem Handy mit Carp telefoniere. Ich will, dass sie mithören, was ich zu Carp sage. Ich rufe John auf deinem Handy an, wenn ich ein paar Meilen außerhalb von Longstreeet bin, und halte die Verbindung, bis Carp mich auf meinem Handy anruft.«
    Noch während meiner Erklärung verließen wir das Haus, und ich stieg in den Wagen, winkte noch einmal, fuhr los. John sprach bereits in sein Mobiltelefon, dirigierte die Jungs, die im Norden auf den Einsatz warteten, nach Süden um.
     
    Der Highway südlich von Longstreet ist von Musikern, die zwischen Memphis und New Orleans den Mississippi flussauf und flussab gereist sind und in Baton Rouge, Natchez, Vicksburg, Greenville und Helena Stopps eingelegt haben, im Blues, im Jazz, in Country- und sogar in Rock-Songs verewigt worden. Der Highway ist alt, ein rissiger Flickenteppich aus Teer und Beton mit vielen Kurven – die Hälfte davon wird, so scheint es, von den Einheimischen als »Toter-Mann-Kurve« bezeichnet -, aber seit dem Bau der Interstate 55 im Osten wird er fast nur noch als Abkürzung benutzt.
    Auf der Fahrt nach Süden war ich zwar nicht allein auf der Straße, aber das nächste Fahrzeug vor mir war eine halbe Meile entfernt, und im Rückspiegel war kein Wagen zu sehen. Nur jede Minute oder so kamen mir Wagen entgegen, was auf Abstände von jeweils rund zwei Meilen schließen ließ.

    Es war wieder ein heißer Tag. August im Delta … Hitzewellen und zwei Meter hohe Luftspiegelungen hingen über der Straße. Eine niedrige Hügelkette verlief parallel zum Fluss. Als ich weiter nach Süden kam, schlängelten sich Fluss und Highway jedoch zwischen höheren Hügeln dahin, und das Tal wurde enger. Zehn Meilen südlich von Longstreet reichten die steilen Ausläufer der Hügel bis an den Straßenrand. Der Damm war eine halbe Meile entfernt. Schmale Felder – Baumwolle und Bohnen – waren zur Nutzung der Fläche zwischen der Straße und dem Damm angelegt. Ich rief John über Marvels Handy an, erreichte ihn, legte dann das Handy zwischen meine Beine auf den Fahrersitz, sodass ich hineinsprechen konnte. »Habe jetzt Universal erreicht«, sagte ich, kurz darauf dann: »Noch kein Anruf.«
    Universal war ein staubiger kleiner Ort an der Straße, bestehend aus drei Gebäuden und einer alten Nissenhütte aus galvanisiertem Stahl, die offensichtlich längst nicht mehr genutzt wurde. An der Seite der Hütte hing ein kleines Schild mit dem Namen des Erbauers – Universal -, was die Frage nach der Herkunft des Ortsnamens beantwortete. Ich bog langsam auf den Parkplatz vor dem Universal Café ein. Mein Mobiltelefon klingelte. »Anruf geht ein«, sagte ich zu Marvels Handy zwischen meinen Beinen.
    Ich drückte die Empfangstaste meines Telefons. Carp: »Nehmen Sie den Laptop und gehen Sie weiter den Highway runter.«
    »Weiter den Highway runter?«, wiederholte ich, vor allem für John. »Hören Sie, James, ich will eines klarstellen: Ich laufe nicht mit dem Laptop im Freien rum, wo Sie mich abknallen, den Laptop in die Finger kriegen und Rachel in Ihrer Gewalt behalten können. Ich marschiere nirgendwohin, klar?«
    »Ich habe doch nicht vor, Sie umzulegen, verdammt noch mal!«, quiekte er wütend.

    »Tut mir Leid, James, aber ich kann Ihnen nicht trauen. Sagen Sie mir, wo ich hinfahren und den Laptop ablegen soll, und ich mache es, okay?«
    »Das kleine Mädchen ist bereits draußen im Wald an einen Baum gekettet. Niemand wird es je finden – na ja, vielleicht findet in zehn Jahren ein Jäger mal ein Skelett, das mit Ketten an einen Baum gefesselt ist.«
    »Und jemand wird Ihren gottverdammten Kopf in einer Mülltonne finden«, fauchte ich. »Ich meine das ernst, glauben Sie mir!«
    Stille für einen Moment. Dann: »Okay. Fahren Sie ein Stück weiter nach Süden. Langsam. Ich sage Ihnen, wann Sie anhalten sollen, und ich sage Ihnen, wo Sie den Laptop ablegen sollen. Ich behalte Sie im Auge.«
    »Was ist mit Rachel?«
    »Bleiben Sie am Telefon. Fahren Sie nach Süden.

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