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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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hätte er laut geschrien, als er das kleine pinkfarbene Nokia-Handy mit dem Aufkleber des Stepptänzers Savion Glover sah. Auf dem Handy, das goldfarben, rot und grün glitzerte, prangten winzige goldene Sterne. Rubens hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    Cizinio legte ihm die freie Hand sanft auf die Schulter.
    »Kein Wort«, flüsterte er. »Ja, es ist ihr Handy.«
    Lauter sagte er: »Wir haben deine Bankkonten in Brasilien gefunden! Tatsächlich, Rubens!«
    Cizinio machte ein betrübtes Gesicht. Richtig traurig. Er zog für die Zuschauer hinter dem Spiegel eine perfekte Schau ab oder, falls diese Leute in die Sache verwickelt waren, für die Kamera. Er beugte sich so dicht zu Rubens hinunter, dass der seinen warmen Atem im Ohr spürte, und flüsterte kaum hörbar: »Sie sieht genauso aus wie Rosa. Wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Cizinios Worte wirkten auf Rubens wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Sie ist groß geworden, Rubens. Diese Poster in ihrem Zimmer von den Tänzern! Du bist bestimmt stolz auf sie. Und ihr Englisch ist perfekt! Du hättest sie fluchen hören sollen, als wir sie bei dem Anwalt gefunden haben.«
    Ich habe ihr gesagt, sie soll zu Tommy gehen, dachte Rubens verzweifelt.
    »Jetzt hängt alles Weitere ganz von dir ab, Rubens.«
    Die Hand auf seiner Schulter drückte fester zu. Die Wände schienen seine Stirn zu zerquetschen, und in diesem Augenblick wünschte er sich, sein Schädel würde unter dem Druck platzen.
    Ich töte die Menschen, die ich liebe.
    Cizinio kniete sich neben ihn wie ein Priester, und Rubens spürte seinen Atem an der genähten Wunde. »Gib alles zu, was sie wollen. Wir werden es erfahren, falls du plauderst. Sag zu allem ja und amen.«
    Rubens sackte wie betäubt in sich zusammen. Seine Ohren dröhnten. Die Handschellen saßen so stramm, dass er das Gefühl in seinen Händen verloren hatte, vielleicht hatte aber auch sein Herz aufgehört zu schlagen.
    »Gut«, flüsterte Cizinio.
    Dann stand er auf, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah Rubens an wie ein erzürnter Vater. Er hob die Stimme, spielte den Empörten.
    »Du hast wohl geglaubt, du würdest damit davonkommen, Rubens. Du hast den Gouverneur getötet. Du bist eine Schande für uns, Rubens. Und ganz besonders für mich, deinen ehemaligen Vorgesetzten.«
    Rubens brachte kein Wort heraus.
    Cizinio schüttelte den Kopf. Er hatte sein Englisch während der vergangenen zweieinhalb Jahre perfektioniert. »Ihr seid doch alle gleich, ihr Terroristen. Im Dschungel habt ihr eine große Klappe. Aber letzten Endes finden wir euch alle.«
    Rubens ließ den Kopf hängen.
    Cizinio spuckte Rubens ins Gesicht. Dann richtete er den Blick auf den Spiegel und sagte: »Er ist es. Das ist der Mann.«
    Nachdem Cizinio gegangen war, traten die Frau und der russische Experte wieder ins Zimmer. Die Handschellen wurden ihm abgenommen. Rubens war immer noch wie benommen. Sie begannen, die Anschlussdrähte abzuwickeln, seine elektrischen Venen.
    Rubens blickte zu ihnen auf. »Vergessen Sie’s.«
    Detective Salazar sah ihn verblüfft an. Sie ist auch nur eine Schauspielerin, dachte er. Sie stecken alle unter einer Decke.
    »Ich habe Honor Evans getötet.«
    »Was hat dieser Mann zu Ihnen gesagt, Rubens?«
    »Ich gestehe alles, was Sie wollen. Ich habe es getan.«
    »War das Cizinio? Der Mann, von dem Sie mir erzählt haben?«
    Rubens lachte verbittert auf.
    »Rubens, was ist hier vorgefallen?«
    Vielleicht tut er ihr ja nichts, zumindest, solange ich noch lebe.
    Rubens sagte erschöpft: »Ich habe vorhin gelogen.«
    Sie blickte von Rubens zum Spiegel und zur offenen Tür, als könnte sie Cizinio durch die Wände hindurch weggehen sehen. Vielleicht war ihre Verblüffung sogar echt, dachte Rubens.
    Und wenn schon, es spielte keine Rolle mehr. Es war gleichgültig, was irgendwer behauptete oder vorgab. Denn wenn die Ausrufer beim Tierlotto die Gewinnzahlen bekanntgeben, das hatte er tausendmal erlebt, gibt es kein Raten mehr, kein Träumen, kein Hoffen und kein Glauben.
    Da gibt es nur noch Abertausende Verlierer.
     

16
     
    Christa holte Rubens’ Besucher, den Walsh als einen Mann vom Sicherheitsdienst der Nestor-Gruppe bezeichnet hatte, vor dem Aufzug Nummer drei ein. Der heftige Regen, der inzwischen wieder niederprasselte, hatte Teile des Kellers unter Wasser und die anderen Aufzüge außer Betrieb gesetzt. Um neun Uhr am Abend war der einzige funktionierende Aufzug langsam.
    »Warten Sie!«
    Der leere Korridor roch

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