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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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nach vierzigjähriger Behördentätigkeit: nach altem Papier, Schuhcreme, Staub und Graphit. Die meisten Kollegen waren gegangen, in der Hoffnung, dass ihre jeweiligen U-Bahn- oder Buslinien fuhren. Christa hatte gehört, dass der Verkehr auf den wenigen noch befahrbaren Straßen in Richtung Brooklyn Bridge umgeleitet wurde – weg vom Battery Tunnel, der ebenfalls überflutet war.
    Nestors Mann war noch im Gebäude, weil er sich mit Walsh unterhalten hatte. Jetzt drehte er sich zu Christa um. Ihr fiel sofort seine Wachsamkeit auf, die Sparsamkeit seiner Bewegungen, seine Gelassenheit selbst an einem ihm fremden Ort. Aus der Nähe sah sie kupferfarbene Sprenkel in seinen hellblauen Augen. Das schmale Lächeln schien an den Mundwinkeln zu enden.
    »Was haben Sie zu ihm gesagt?«, fragte Christa.
    Sie war völlig verblüfft gewesen über die Veränderung, die mit Rubens vor sich gegangen war, als sie die beiden Männer durch den Verhörspiegel beobachtet hatte. Seine Entschlossenheit war restlos verflogen. Walsh hatte angeordnet, dass die Mikrofone ausgeschaltet würden. Daher hatte es keine Möglichkeit gegeben, zu hören, was in dem Raum gesagt wurde.
    »Ich habe zu ihm gesagt«, erwiderte der Mann mit dem gleichen nasalen Akzent wie Rubens, »dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, damit er nach Brasilien ausgeliefert wird. In Ihren Gefängnissen hier führen Kriminelle ein angenehmes Leben. Fernsehen! Videospiele! In unserem Land wird er die Behandlung bekommen, die er verdient hat.«
    »Wer hat Ihnen die Erlaubnis erteilt, mit Rubens zu reden?«
    Cizinio zuckte die Achseln. »Ich wünschte, ich könnte es Ihnen sagen. Ich kann es auch nicht leiden, wenn Leute mir Dinge verschweigen. Aber das ist geheim. Fragen Sie Ihren Vorgesetzten.«
    Das hatte sie bereits getan, aber Walsh hatte lediglich geantwortet, er habe einen Anruf erhalten von »jemandem ganz oben im Justizministerium«, der mit jemandem »noch weiter oben im Außenministerium« gesprochen habe.
    »Er ist nicht mal Anwalt«, hatte sie entgegnet, wütend darüber, dass ihr Verhör genau in dem Moment unterbrochen worden war, als Rubens angefangen hatte auszupacken. »Seit wann lassen wir private Sicherheitsdienste hier rein, Herrgott noch mal?«
    Walsh hatte ebenfalls ein wenig irritiert gewirkt, aber erwidert: »Sie wissen so gut wie ich, dass der nationale Sicherheitsapparat mittlerweile auch private Firmen beschäftigt. Mir sind die Hände gebunden, Christa.«
    »Sind Sie denn nicht neugierig? Rubens hat den Namen des Mannes genannt. Er hat ihn der Morde beschuldigt!«
    Daraufhin hatte er gefaucht: »Soweit ich weiß, gibt es zwischen den beiden böses Blut, und das reicht schon lange zurück. Fazit ist, wenn er hier ist, dann aus einem guten Grund. Ich kann kein Kompetenzgerangel gebrauchen. Es gibt genug Anerkennung für alle. Wir haben ihn! Wir haben gute Arbeit geleistet! Hören Sie auf, das Ergebnis in Frage zu stellen!«
    Und jetzt sagte Cizinio: »Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr sagen.«
    »Wir sind doch ganz unter uns. Ich werde es für mich behalten.«
    »Sie haben Großes für die Freiheit geleistet, indem Sie diesen Terroristen gefasst haben«, sagte er, als sei er ihr Vorgesetzter. Sein herablassender Tonfall war unüberhörbar.
    »Sie haben ihn bedroht«, sagte sie.
    »Natürlich habe ich das. Ich habe ihm klargemacht, dass er nach Brasilien ausgeliefert wird und dass ihm dort seine Lügen nichts nützen werden. Er ist ein ausgebildeter Killer. Ich weiß, dass er aus einer Familie kommt, die nichts als Ärger gemacht hat. Diese Hinterwäldler sind für Kartelle und Terroristen leichte Beute.«
    Als die Türen sich öffneten, trat Cizinio in den Aufzug.
    Christa versuchte es mit einer anderen Taktik. »Nun, was auch immer Sie gesagt haben, es hat funktioniert. Kaum hatten Sie den Raum verlassen, hat er angefangen zu reden. Vorher hat er kein Wort gesagt. Jetzt ist er gar nicht mehr zu bremsen.«
    Cizinio drückte den Knopf.
    Er sagte: »Ich hatte genau den gegenteiligen Eindruck, Miss.«
    Verdammt. Er bat zugesehen.
    Die Aufzugstüren schlössen sich.
    Christa ging zu Rubens zurück, der kraftlos am Tisch saß und dumpf vor sich hin starrte. Er war ein völlig anderer Mann, so still wie der Tod.
    »Ich habe es getan. Ich habe alles getan, was Sie wollen«, sagte er.
    »Ein Hundewetter«, sagte Walsh. »Vielleicht hat AI Gore ja recht mit der globalen Erwärmung.«
    Er blickte durch das regenverschmierte Fenster seines

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