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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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überlegt?«
    »Diese ganze Geschichte ergibt von vorn bis hinten keinen Sinn. Warum hat man dich deines Postens enthoben? Warum hat man uns Walsh vor die Nase gesetzt? Wieso hält man an ihm fest, nachdem Paz verschwunden ist, nachdem vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, nachdem er Leute auf die falsche Fährte geschickt hat? Er hat auf der ganzen Linie versagt.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Mir geht Esteban Paz nicht aus dem Kopf. Ich kann einfach nicht glauben, dass John Kukulka bestechlich war. Ich war bei der Taufe seines Kindes.«
    »Das Bankkonto in Übersee war auf seinen Namen eingerichtet.«
    »Ja, eben! Er macht telegrafische Überweisungen über mehrere Länder, betreibt einen Riesenaufwand, um den Weg des Geldes zu verschleiern, aber das Konto eröffnet er unter seinem realen Namen?«
    »Kriminelle sind dumm. Und viele Menschen haben verborgene Seiten.«
    »John war nicht dumm. Und außerdem, woher wusste dieser Handlanger von Nestor, dass er hierherkommen musste und nicht aufs Polizeirevier? Und wer hat Walsh angewiesen, das Mikro auszuschalten? Oder hat er es selbst angeordnet?«
    Jared seufzte. »Walsh hat hier jeden überprüfen lassen, nachdem Esteban Paz verschwunden ist – Marshals, Polizisten, die ganze Sonderkommission.«
    »Und sich selbst auch? Walsh wusste, wohin Paz verlegt werden sollte.«
    »Ich glaube, du brauchst eine Pause, Christa.«
    »Ich hatte gerade eine. Fünf Monate lang.«
    »Christa, du wirst allmählich paranoid.«
    »Walsh überprüft Walsh«, sagte Christa nachdenklich.
    Christa saß allein im Pausenraum und trank Kaffee aus dem Automaten. Sie hatte vier Tütchen Zucker in den Becher gestreut, weil sie einen Energieschub brauchte. Immer wieder hatte sie vor Augen, wie Rubens im Verhörzimmer in sich zusammengesackt war und wie er sich geweigert hatte, an den Lügendetektor angeschlossen zu werden, nachdem er noch Minuten vorher danach verlangt hatte.
    Jared hatte sich verzogen, vielleicht war er auch nach Hause gegangen.
    Und Rubens, der sie mit leerem Blick gefragt hatte, ob sie Mutter sei. Klang er etwa wie ein reuiger Killer, der ein Kind getötet hatte? Hatte er deshalb das Thema auf Kinder gelenkt?
    Sie ging auf und ab und blieb neben dem Colaautomaten stehen. Plötzlich schienen Jared und Walsh recht zu haben. Vielleicht war sie ja tatsächlich paranoid und sollte sich lieber ins Auto setzen und über die Triboro Bridge nach Norden fahren, falls die Straße nicht gesperrt war- weg von Rubens, zu ihrer Familie, zu ihrem Sohn.
    Sie hörte Rubens mit dieser tonlosen Stimme, aus der alle Entschlossenheit gewichen war, sagen: »Ich habe das Kind getötet.«
    Sie erinnerte sich auch daran, wie Walsh zu ihr gesagt hatte: »Und was ist, wenn er es wieder tut?«
    Sie nahm den Telefonhörer ab und rief ihren Mann an.
    »Verdammt noch mal«, sagte sie, »ich bin eine gute Mutter. Ich habe mich monatelang um Tim gekümmert. Ich habe erst vor ein paar Tagen wieder angefangen zu arbeiten. Wenn ein Mann so hart arbeitet, findet das jeder normal.«
    Er klang traurig. »Ich bitte dich. Tausende von Ehen scheitern, weil der Mann ein Workaholic ist.«
    »Du bist nur eifersüchtig auf meine Arbeit.«
    »Du benutzt deinen Job, um deiner Familie fernzubleiben. Du bist süchtig nach deiner Arbeit.«
    Sie schlug wütend mit der Faust gegen den Colaautomaten. Eine Dose Diätlimo fiel in den Schacht. Der Hauptgewinn des Abends. Sie sah die winzige, leblose Gestalt vor sich, das ermordete Kind, das vor wenigen Tagen in der Stadtvilla auf dem Fußboden gelegen hatte.
    »Jim, dieses Kind hatte keine Chance. Es wird nie Musik hören, zur Schule gehen, sich verlieben, nicht einmal ein ordentliches Steak essen.«
    »Hast du dich jemals gefragt, wie es kommt, dass du dir so viele Gedanken über die Kinder anderer Leute machst? Was ist mit deinem eigenen Kind?«
    Die Worte trafen sie. »Das ist nicht fair. Gib mir mal Tim.«
    »Ich will ihn nicht wecken. Er hat Schlafstörungen. Er träumt schlecht, weil seine Mom nicht hier ist.«
    Sie merkte, dass ihre Tränen auf den Tisch tropften, an dem sie saß. Der Raum wirkte plötzlich verschwommen. Sie legte auf.
    Wieder zurück an ihrem Arbeitsplatz im Büro, suchte sie den Namen des Polizisten heraus, der Rubens verhaftet hatte, und rief ihn zu Hause an. Sie fragte ihn, was genau Cizinio im Animal Land zu ihm gesagt hatte, als er versucht hatte, Rubens’ Verhaftung zu verhindern.
    Der Kollege klang verschlafen, war aber

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