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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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bewaffnete Mann im Lagerhaus und das Mädchen, das er in seiner Gewalt hatte – sei »unter Kontrolle«.
    Sie holperten weiter über Eisenbahnschienen. Das Lagerhaus von Nestor war ein niedriges Gebäude mit Seitenwänden aus blauem Stahlblech, umgeben von einem doppelten, mit Stacheldrahtrollen gesicherten Maschendrahtzaun. Auf dem Zaun entdeckte Rubens Überwachungskameras. Wenn sie eingeschaltet waren, konnte Cizinio beobachten, was draußen vor sich ging. Sie hielten neben einer Gruppe schwarzgekleideter Frauen und Männer, die sich mit ernster Miene hinter einem Dutzend Ford LTDs und Streifenwagen berieten. Im Einsatz waren Leute von der Hafenpolizei, Jersey Troopers und FBI-Agenten. Die Einsatzleiter hatten den ernsthaften, ratlosen Gesichtsausdruck von Strategen, die sich einer ausweglosen Situation gegenübersehen. Auf den Dächern der angrenzenden Lagerhäuser bemerkte Rubens winzige schimmernde Punkte, wahrscheinlich die Zielfernrohre von Scharfschützen.
    »Er will mit dem Vater reden«, sagte einer der Männer im Anzug.
    Und ich will ihn.
    Im Hafen roch es nach Salzwasser, Öl und Hitze. Die Scheinwerfer von Flugzeugen bewegten sich Richtung Flughafen Newark, der in einigen Kilometern Entfernung lag. Rubens hörte Hundegebell von Nestors Gelände. Es gab also Wachhunde im Gebäude.
    Er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte.
    »Er schickt die Wachen weg. Er bringt Granaten an den Türen an. Er weiß, dass wir kommen«, sagte Christa. »Aber er bleibt.«
    Rubens musste daran denken, wie Cizinio vor zwanzig Jahren gewesen war. Ein Junge, der ständig seine Fäuste einsetzte. Der darauf aus war, sich zu prügeln und verprügelt zu werden. Der sich über Schmerz definierte.
    Christa wiederholte: »Warum hier?«
    »Verstehen Sie denn nicht, Christa?«
    Sie schaute ihn an und wartete. Die Antwort war so einfach.
    »Er und ich«, sagte er. »Nach all den Jahren.«
    Sie argumentierte heftig dagegen, aber willigte schließlich ein, Rubens allein hineingehen zu lassen. Dann ließen sie ihn eine Erklärung unterschreiben, sie wollten sich rechtlich absichern, diese verdammten Gringos, die sich um Schadensersatzforderungen sorgten, während seine Tochter da drinnen saß. Sie verpassten ihm eine kugelsichere Weste und einen Schutzhelm. Sie riefen Cizinio im Lagerhaus an. »Keine Waffe. Gebt Rubens ein Handy und teilt mir die Nummer mit. Ich werde ihm sagen, was er zu tun hat, wenn er näher kommt.«
    Rubens entfernte sich von den FBI-Autos. Er hörte das Geräusch seiner Schritte. Er näherte sich dem Doppelzaun. Cizinio hatte zwei kleine Kupferschlüssel am äußeren Tor deponiert, unter einem Ziegelstein. Jeder Schlüssel passte in ein Vorhängeschloss an den Toren.
    »Hallo, Rubens«, sagte die altvertraute Stimme in sein Ohr.
    »Ich will mit Estrella reden.«
    »Bring die Schlüssel mit rein.« Cizinio sprach Portugiesisch. »Ich kann dich sehen, also versuch keine Tricks. Okay. Gut. Jetzt schließ die Vorhängeschlösser von innen wieder ab.«
    Das Hundegebell kam näher. Rubens konnte die  Hunde noch nicht sehen. Er hasste Wachhunde. Sie würden jeden zerfleischen, der nicht ihr Herrchen war. Es würde zu Cizinio passen, sie loszulassen, sobald er sich vom Zaun entfernte und dem Gebäude näherte, den Fluchtweg hinter sich abgeschlossen, in der Falle.
    Aber was hätte er tun sollen?
    Rubens stand der Schweiß auf der Stirn, und seine Achselhöhlen juckten unter der schusssicheren Weste. Er nahm den Helm ab. Er brauchte ihn nicht. Er ließ ihn fallen. Falls Cizinio ihn töten wollte, bevor er das Gebäude erreichte, würde ihm der Helm auch nichts nützen.
    Die Luft fühlte sich ein wenig kühler an ohne den Helm, und vom Hafen her wehte eine ganz leichte Brise. Er zog die Weste aus.
    »Hol sie ans Telefon«, sagte er.
    Cizinio tat es natürlich nicht, aber im Hintergrund hörte er plötzlich Estrellas Stimme. Sein Herz machte einen Satz. Sie rief ihm etwas zu.
    »Papa! Tu nicht, was er sagt!«
    Rubens hörte, wie Cizinio ihr befahl, den Mund zu halten. Er hörte, wie Estrella ihn lautstark verfluchte und ihn mit Obszönitäten bedachte. Wie sie ihn anschrie, ihren Papa in Ruhe zu lassen.
    »Sie ist wie ihre Mutter«, sagte Cizinio ins Telefon, bewundernd und erbost zugleich.
    Für Rubens war New York plötzlich weit weg; die Metropole mit all ihren Wolkenkratzern und endlosen Kilometern aus Asphalt und Flugzeugen am Himmel existierte nicht mehr. All das befand sich auf einem anderen Planeten. Einen Moment

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