Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
Vom Netzwerk:
war, knirschte er mit den Zähnen.
    »Jimmy, ich halte das wirklich für eine ganz schlechte Idee.«
    »Und ich halte es für eine schlechte Idee, dass du wieder anfängst zu arbeiten.«
    Timmy machte ein Gesicht, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Sie konnte die beiden nicht aufhalten, und sie wusste, dass Jimmy ihr nie verbieten würde, ihren Sohn zu besuchen. Und was ihre Entscheidung anging, wieder arbeiten zu gehen, konnte sie seine Haltung verstehen. Sie hatte Monate gebraucht, um ihre Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass sie in der Lage war, Anweisungen zu befolgen. Wenn sie jetzt von ihr verlangten, dass sie an ihrem ersten Arbeitstag Überstunden machte, und sie sich weigerte, wäre sie ihren Job womöglich gleich wieder los. Um ihren Sohn nicht noch mehr zu ängstigen, überwand sie sich schließlich zu einem tapferen Lächeln. »Fahr vorsichtig«, sagte sie und begleitete die beiden zum Wagen. Wenn sie wollte, dass die Situation sich beruhigte, tat sie gut daran, erst einmal nachzugeben. Jimmy war kein kaltschnäuziger Typ, und es stimmte, dass hauptsächlich er sich um Timmy kümmerte. Außerdem, dachte sie schuldbewusst, war das, was gerade passierte, die Strafe für das, was sie vor acht Monaten getan und womit sie Jimmy belastet hatte.
    »Ich rufe dich an, sobald wir angekommen sind, oder auch morgen früh, falls du zeitig ins Bett gehen willst«, sagte Jimmy.
    »Wie rücksichtsvoll«, erwiderte sie.
    »Spar dir diesen Ton. Wenn du damals deinen Verstand benutzt hättest, wäre es nie so weit gekommen.«
    Vorsichtig, wie es seine Art war, setzte er den Hyundai aus der Einfahrt. Obwohl weit und breit kein anderes Fahrzeug in Sicht war, betätigte er den Blinker. Tim drückte sein Gesicht gegen die Scheibe auf der Fahrerseite, ein kleines, blasses Oval, das vor ihren Augen verschwand. Es brachte sie um. An diesem Abend hatte sie eigentlich feiern wollen. Vor fünf Stunden hatte sie erfahren, dass die Untersuchungskommission ihre Suspendierung vom Dienst aufgehoben hatte. Aber als sie Jimmys Gesicht sah, hätte sie sich denken können, dass der Anruf die Spannung, die sich seit Monaten zwischen ihnen aufbaute, auf die Spitze treiben würde.
    Merkwürdigerweise war sie vor Jimmy immer mit hartgesottenen Typen zusammen gewesen. Männern, die nicht redeten. Die viel tranken.
    »Er gefällt mir, weil er so sensibel ist«, hatte sie zu ihrer Mutter gesagt, als sie sich vor acht Jahren in Jimmy verliebt hatte. »Er ist anders als die anderen.«
    »Wenn er sensibel ist, bedeutet das, dass er nicht nur einfühlsam ist, sondern auch eigene Bedürfnisse hat. Kannst du damit leben?«
    Damals war die Liebe Wirklichkeit gewesen und Probleme reine Theorie. »Jimmy sieht gut aus, er ist treu und talentiert. Er schreibt und illustriert Kinderbücher.«
    Seufzend hatte ihre Mutter geantwortet: »Gegensätze ziehen sich an, wie es so schön heißt.«
    Und so war es auch hei uns, bis ich einen Menschen getötet habe, dachte sie, während die Leere in ihr wuchs und sie mit pochenden Schläfen nach oben ging, um sich den Schweiß vom Körper zu duschen.
    Es war im vergangenen Jahr an Halloween passiert. Sie durchlebte das Ereignis in der Stille ihres leeren Hauses noch einmal. Sie war nach einem langen Arbeitstag gerade in der Küche beschäftigt gewesen, erschöpft von endlosen Befragungen in einem Fall von Hasskriminalität, als das Telefon klingelte. Jimmy war gerade mit Tim nach Hause gekommen, die beiden hatten tütenweise Süßigkeiten gesammelt. Als Kinderbuchautor war Jimmy fast den ganzen Tag zu Hause und konnte sich um Tim kümmern. Er machte ihm morgens Frühstück, brachte ihn zur Schule, holte ihn um drei wieder ab und spielte mit ihm, bis Christa von der Arbeit kam und ihm bei den Hausaufgaben half. Mit dem Abendessen wechselten sie sich ab. Als an jenem Abend der Anruf kam, war Tim in seinem Spiderman-Kostüm gerade dabei, seine süße Beute auf dem Küchentisch auszubreiten. Schokoriegel, Kaugummi, Gummibärchen.
    »Eine Süßigkeit pro Tag«, sagte Jimmy gerade, als Christa am Telefon zum ersten Mal den Namen Carl T. Roan hörte.
    Roan, der »Mann aus dem Horrorkabinett«, wie die Daily News ihn später nennen sollte, war Busfahrer, »still und freundlich«, wie die Nachbarn sagten, und wohnte in Prospect Heights. Als der Anruf kam, wurde sein Haus gerade von einem SWAT-Team umzingelt. Roan hatte es in ein »Halloween-Schreckhaus« verwandelt, hatte Laken über die Möbel geworfen und die Fenster

Weitere Kostenlose Bücher