Todesspiel
gemeint?«
»Das würde ich auch gern wissen.«
»Glauben Sie, dass er von den Europäern oder den Kartellen Schmiergelder angenommen hat?«
Paula drehte nervös den Stiel ihres Weinglases. »Ich habe es ihm auf den Kopf zugesagt und ihn einen Heuchler genannt nach all dem Gerede über seine arme Mutter, die an einer Überdosis gestorben war. Es gefiel ihm, dass ich das dachte. Es hat ihn amüsiert, und er hat nur gelacht!«
Christa trank einen Schluck von ihrem Wasser. »Gelacht, weil es der Wahrheit entsprach?«
»Nein. Eher so, als wollte er mich wissen lassen, dass er Leute reingelegt hatte, aber nicht so, wie ich es mir vorstellte.«
Christa musste an die Grabrede denken, die der Chef der DEA bei Honor Evans’ Beerdigung gehalten hatte. »Ich weiß, welcher Arbeit er offiziell nachging, aber welchen Eindruck hatte die Familie? Was hat er Ihnen über seine Tätigkeit erzählt?«
»Er hat behauptet, er sei für die Logistik zuständig. Genauso, wie es in den Zeitungen gestanden hat. Er hat angeblich dafür gesorgt, dass die Ausrüstungsgegenstände, die Gelder und die Waffen der DEA in die richtigen Hände gelangten.«
Für Christa war die Verbindung klar. »Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass jemand gegen Schmiergelder Verträge in Richtung Süden umgeleitet hat.«
»Aber wenn es so war, warum wird er dann von allen Seiten in den höchsten Tönen gelobt? All die Reden beim Gedenkgottesdienst:« Er war etwas ganz Besonderes! Ein Kämpfer an vorderster Front! »Ich würde gern wissen, was er wirklich für die DEA geleistet hat. Und später, als privater Berater, hat er garantiert dieselben zwielichtigen Geschäfte gemacht.«
Christa versuchte es mit einem neuen Ansatz. »Wissen Sie zufällig, ob er das Einkommen aus seiner Tätigkeit als privater Berater bei der Finanzbehörde angegeben hat?«
»Danach habe ich Annie auch gefragt, und sie meinte, er hätte es angegeben. Aber wenn seine Einkünfte illegal waren, wie konnte er sie dann angeben?«
Das muss ich unbedingt überprüfen. Die beiden Frauen sahen sich an. Draußen regnete es in Strömen, und von der Dachterrasse stieg Dampf auf. Als Christas Telefon erneut klingelte, entschuldigte sie sich und nahm das Gespräch diesmal an. Der Anrufer war jedoch nicht ihr Mann, sondern Jared, der ziemlich aufgeregt klang.
»Ich habe eine Rückmeldung aus Washington. Du hattest den richtigen Riecher.«
Ihr war, als könnte sie durch das Handy ihren eigenen Herzschlag hören.
»Vor zwei, drei Jahren hat der Geheimdienst tatsächlich Ausweise ausgestellt, auf die die Beschreibung passt, und zwar für ausländische Teilnehmer eines Speziallehrgangs. Die Leute wurden eingeladen, zu Leibwächtern ausgebildet und wieder nach Hause geschickt, um uns wohlgesinnte Staatsmänner zu beschützen.«
»Hat der Secret Service Fingerabdrücke oder DNS- Proben der Leute genommen, die an dem Programm teilgenommen haben?«
»Sowohl als auch. Washington vergleicht derzeit die Unterlagen in der Datenbank mit dem Material, das wir in Evans’ Haus gefunden haben. In einer, höchstens zwei Stunden wissen wir mehr. Das wird gewaltigen Stunk geben, falls einer von denen, die sie ausgebildet haben, die Familie Evans ermordet hat.«
»Und noch viel mehr Stunk, wenn wir den Typen nicht fassen.«
»Christa, Walsh hat rausgefunden, was wir getan haben.«
Christa stellte sich vor, wie ihr Mann in dem kleinen Park bei St. John The Divine im Regen oder, wahrscheinlicher noch, im Café auf der anderen Straßenseite saß und auf sie wartete. Sie hatte versucht, ihn zu erreichen, und ihm zwei Nachrichten hinterlassen. Er war geduldig. Schon immer gewesen. Aber sie war bereits drei Stunden über die Zeit. Vielleicht war er ja auch gar nicht mehr dort und hatte sich längst entnervt auf den Heimweg gemacht.
Jared sagte: »Walsh will uns sofort sehen.«
»Geh du hin. Ich muss Jim treffen.«
»Er hat gesagt, wir beide.«
Sie entschuldigte sich bei Paula und ging aus dem Zimmer. Sie versuchte noch einmal, Jim zu erreichen. Er saß im Café, las die Times und trank Kaffee.
»Ich muss leider noch einen wichtigen Termin wahrnehmen«, sagte sie. »Komm doch einfach nach Hause, dann können wir die ganze Nacht lang reden. Du hast keinen Grund wegzubleiben.«
»Timmy ist bei mir. Ich habe ihn mitgebracht, um dich zu überraschen. Du fehlst ihm«, erwiderte Jim, und sie wusste sofort, dass der Junge neben ihm saß und alles hörte. Wenn Timmy krank gewesen wäre oder einen Unfall gehabt
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