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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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hätte, wäre sie auf der Stelle zu ihm gefahren. Aber das Problem war von Jim künstlich herbeigeführt worden. Er benutzte den Jungen.
    »Ich fasse es nicht, dass du ihn mitgebracht hast.«
    »Warum? Wir waren doch hier verabredet. Zuerst bist du sauer, dass er weg ist, und jetzt bist du sauer, dass er wieder da ist.«
    »Gib mir Timmy«, sagte sie wütend, dann hörte sie, wie das Handy weitergereicht wurde, von der großen Hand in die kleine. Jim sagte etwas zu Timmy, das sie aber wie üblich nicht verstehen konnte.
    »Wo bist du, Mom?«, fragte Timmy. Er bemühte sich, tapfer zu klingen, sie spürte jedoch, dass er den Tränen nahe war.
    »Einem kleinen Kind ist etwas Schlimmes angetan worden, mein Schatz, und ich versuche, der Familie zu helfen.«
    »Wieso hast du die Kinder von anderen Leuten lieber als mich?«
    »Was für ein Unsinn, mein Kleiner. Wer sagt denn so was?«
    »Daddy.«
    »Daddy hat sich geirrt«, sagte sie zähneknirschend. Sie musste sich zusammenreißen, um dem Jungen nichts Negatives über seinen Vater zu erzählen. Das Ganze machte sie so traurig, dass ihr die Augen brannten. Das war es also, was ihre Mutter gemeint hatte. Ihr war, als würde sich ihr ganzes Leben in Wohlgefallen auflösen. Nichts würde sich ändern, wenn sie jetzt kapitulierte und zu den beiden fuhr. Es sei denn, sie erklärte sich bereit, ihr Lebenswerk aufzugeben. Es ging um den Vater, nicht um den Sohn.
    »Daddy und ich lieben dich beide«, erklärte sie.
    Das Haus war beeindruckend, dachte Rubens, als er es aus Tommys Sunbird heraus betrachtete, der schräg gegenüber in der verregneten, von Bäumen gesäumten Sackgasse geparkt war. Auf dem weitläufigen Grundstück führte eine geschwungene Auffahrt zu dem großen weißen Haus im Kolonialstil mit einem Vorbau, der von zwei Säulen getragen wurde, und einer ans Haus angebauten Doppelgarage. Rubens bemerkte einen New-York-Liberty-Aufkleber an einem Fenster im ersten Stock.
    »Er ist zu Hause«, sagte Tommy. Der braune Legacy stand trotz des prasselnden Regens in der Einfahrt. Und dahinter stand ein glänzender, schwarzer Camry.
    »Er ist aber nicht allein da drinnen.«
    Sie waren über die Whitestone Bridge auf die Route 684 gefahren, einen frisch asphaltierten achtspurigen Highway, auf dem es sich mühelos dahingleiten ließ – ganz anders als auf den Schlaglochpisten in Acre. In Bedford Hills standen lauter gediegene Villen. Auf den größeren Grundstücken grasten Pferde. Benzin kostete einen halben Dollar mehr als in der Stadt. Eine kleine Einkaufspassage, an der sie vorbeigekommen waren, beherbergte einen teuren Supermarkt und gehobene Feinkostläden. Die Autos waren entweder teure SUVs oder Nobelmarken wie BMW oder Lexus.
    »Diese Leute nennen mich einen Linken«, knurrte Tommy verdrossen, »dabei bin ich derjenige, der einen amerikanischen Wagen fährt.«
    Die rote Eingangstür öffnete sich und Clayton De’Arte trat mit einem Regenschirm heraus, den er über eine schlanke Schwarze im Gymnastikanzug und zwei neun- oder zehnjährige Mädchen mit Zöpfen hielt. Die Kinder trugen rosafarbene Sporttaschen. Die Erwachsenen verabschiedeten sich mit einem Küsschen auf die Wange. Der Camry rollte aus der Einfahrt und fuhr langsam an dem Sunbird vorbei, als wollte die Fahrerin nachsehen, wer darin saß. De’Arte war mittlerweile wieder im Haus verschwunden.
    »Sobald ich ausgestiegen bin, fährst du los, Tommy. Ich habe das Gefühl, dass den Leuten hier fremde Autos sofort auffallen. Warte in der Mall auf mich.«
    »Was willst du ihm sagen, Rubens?«
    »Weiß ich noch nicht. Im Flugzeug war er sehr nervös, und auch, während er in Manhattan auf seinen Wagen gewartet hat. Er scheint mir überhaupt ein nervöser Typ zu sein. Vielleicht kann ich mir das zunutze machen.«
    »Vielleicht sollten wir uns erst noch ein paar Gedanken machen.«
    »Nein. Die Frau und die Kinder sind weg. Ich will mein Glück versuchen, solange er allein ist.«
    Zum Schutz gegen den Regen hielt Rubens sich das New York Magazine über den Kopf, während er über die Straße rannte und Tommy losfuhr. Ich bin Polizist, dachte er. Ich weiß, wie man nervösen Menschen Fragen stellt. Als er auf der Eingangstreppe unter dem Vorbau stand, warf er einen Blick über die Schulter. Niemand sonst war draußen zu sehen. Er konnte nur hoffen, dass es im Haus keinen Hund gab. Hunde machten es einem schwer, ihre Herrchen einzuschüchtern. Er holte tief Luft und sah zu, wie sein Finger auf den Klingelknopf

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