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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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Probleme gegeben.
    Aber diese Probleme hatte er mittlerweile ausgelagert. Man gab bestimmten, sorgfältig ausgesuchten Personen einen Auftrag und sorgte dafür, dass sie einen mehr als alles andere auf der Welt fürchteten oder verehrten. Wie Cizinio. Nestor musste daran denken, wie er Cizinio kennengelernt hatte, der damals Leibwächter eines Mannes gewesen war, mit dem er und sein Sohn in Brasilien zu Abend gegessen hatten. Cizinio hatte in dem Restaurant zwei Angreifer abgewehrt, brutal und kurz entschlossen. Dankbar für die Rettung, hatte Nestor Cizinio überprüfen lassen, und das Ergebnis hatte ihn sehr beeindruckt. Aber nicht Cizinios Stärken hatten den Ausschlag gegeben, sondern seine Schwachstelle. Im Aufspüren von Schwachstellen war Nestor unübertroffen; in den Augen des Leibwächters war sie einen Moment lang aufgeflackert, als Nestor nach dem vereitelten Anschlag seinen Sohn in die Arme geschlossen und mit väterlicher Liebe überschüttet hatte.
    Das hatte Cizinio einen Stich versetzt. Der Moment der Innigkeit zwischen Vater und Sohn hatte den knallharten Typen eifersüchtig gemacht. Das war Cizinios Achillesferse, die Nestor sich zunutze gemacht hatte.
    Die U-Bahn hielt im Bahnhof Jackson Avenue. Keuchend schob Nestor sich auf den ebenfalls brütend heißen Bahnsteig. Gott, er war völlig außer Form. Das Plakat für den Film „Oil!“ zeigte einen brennenden Bohrturm über einer halb nackten, am Boden liegenden Frau.
    Als der Zug wieder losfuhr und Nestor allein auf dem Bahnsteig stand, klingelte sein Handy. Hatte dieser bescheuerte Cop etwa jeden brauchbaren Ort im U-Bahn- System für einen guten Empfang ausgekundschaftet?
    „Gut, Sie sind allein“, sagte die Stimme. „Gehen Sie nach oben und überqueren Sie die Straße. Nehmen Sie den Bus Q 104. Rufen Sie niemanden an. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Sie aussteigen sollen.“
    Wer zum Teufel beobachtet mich?
    Der Mann hegte einen tiefen Groll, und solche Leute waren die schlimmsten. Die ließen sich weder kaufen noch beschwichtigen noch einschüchtern.
    Sie waren nur von ihrer Wut getrieben.
    Gedankenverloren befingerte Nestor die Anstecknadel mit der US-Flagge an seinem Tennisshirt. Ohne diese Nadel hätte er sich gar nicht erst auf den Weg gemacht, denn sie strahlte ein GPS-Signal aus. Ein Meisterwerk moderner Technik. Viele Topmanager, die in Ländern mit hohem Sicherheitsrisiko arbeiteten, waren zu ihrem Schutz mit solchen Geräten ausgestattet. Im Notfall waren sie von unschätzbarem Wert.
    Behaltet nur ja das Signal im Auge, dachte Nestor, als er sich in die Schlange an der Bushaltestelle einreihte. Mittlerweile befand er sich in Queens, wo er normalerweise nie hinfuhr. Vielleicht hatte sich Rubens das Viertel ja als Treffpunkt ausgedacht, weil es ihm vertraut war. Jemand in der Schlange rempelte ihn. Er erinnerte sich daran, wie seine Großeltern ihn als kleinen Jungen in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen hatten, wenn sie ihm irgendetwas in der Stadt zeigen wollten. Die Museen, den Zoo oder ein Baseballspiel. Sie hatten ein verdammtes Auto, aber um Spritkosten zu sparen, fuhren sie mit dem Bus und der U-Bahn. Der Lärm, die Hektik und der Gestank waren ihm schon damals auf die Nerven gegangen. Voller Verachtung hatte er sich geschworen, niemals mit dem Bus zu fahren, wenn er erst erwachsen wäre. Er würde Kunstschätze besitzen und es nicht nötig haben, in Museen zu gehen, um sie sich anzusehen. Er würde in Privatjets fliegen. Er würde nicht Schlange stehen und nicht den Fraß essen, den man im Flugzeug vorgesetzt bekam. Seine Eltern und Großeltern erschienen ihm als unwichtige kleine Leute, und er hatte sich geschworen, es einmal besser zu haben.
    Und jetzt habe ich es besser. Man muss sich nur nehmen, was man haben will.
    Dennoch musste man hin und wieder ein Risiko eingehen, wenn man die Nase vorn behalten wollte.
    Und jetzt musste er sich von einem verschwitzten Pöbel hin und her schubsen lassen, bloß weil jeder einen Sitzplatz in dem verdreckten Bus ergattern wollte. Die Sonne schien ihm direkt in die Augen, und der Bus schien kein Schlagloch und keine rote Ampel auszulassen, während er langsam vorwärts kroch.
    Ob er es wagen konnte, Cizinio anzurufen? Vielleicht saß ja niemand im Bus, der ihn beobachtete. Aber vielleicht war es die Schwarze mit den Einkaufstüten, die ihn anschaute. Oder der Arbeiter in Latzhose, der vor sich hin döste, oder der fette mediterrane Typ in der unförmigen braunen Jacke, der ihn

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