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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.Scott Reiss
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angrinste, als wären sie alte Freunde.
    Er sah hinaus, in der Hoffnung, dass Cizinios Leute in Autos hinter dem Bus herfuhren.
    Queens war erheblich weniger verstopft als Manhattan. Der Bus rumpelte vorbei an kleinen Reihenhäusern aus rotem Backstein mit briefmarkengroßen Vorgärten, an windschiefen Holzhäusern, einem koreanischen Eckladen, einem billigen Teppichgeschäft und einem indischen Restaurant. Die flache Landschaft verstärkte sein Gefühl, weit weg vom Zentrum der Dinge zu sein. Erinnerungsfetzen kamen hoch an seine Kindheit in einem langweiligen Vorort unter langweiligen, fleißigen Leuten. Mit neun Jahren hatte er zugesehen, wie seine Mutter anderer Leute Fußböden wischte. Jetzt wohnte seine Mutter in Florida in einem Penthouse mit Blick über den Strand aufs Meer, dank Jack, der allerdings kein Interesse daran hatte, sie zu besuchen.
    Sein Handy klingelte.
    »Okay, steigen Sie an der nächsten Haltestelle aus, Steinway. Halten Sie sich links und gehen Sie die 48 th Street hoch bis zu dem kleinen Park. Das Tor am Maschendrahtzaun ist offen. Ich warte dort auf Sie. Wir werden die Sache schnell hinter uns bringen.«
    In ganz Brasilien, das wusste Rubens, waren in diesem Augenblick Millionen von Menschen damit beschäftigt, die Gewinnzahlen der Ziehung im Tierlotto am kommenden Tag zu erraten. In Hochhäusern und Favelas, auf Booten und in Restaurants, in Parks und auf Highways spekulierten Männer und Frauen und träumten vom Hauptgewinn.
    Würde diesmal der Ameisenbär oder der Dachs gewinnen?
    Auch Rubens wettete jetzt auf die Tiere.
    Er wartete in der Abenddämmerung hinter einem vier Meter hohen Zaun zwischen frisch gepflanzten Fichten. Er befand sich im zukünftigen »Animal Land«. Hier hatte er für die Gartenbaufirma gearbeitet, bevor er sich Zugang zu Honor Evans’ Haus verschafft hatte; ein Park von der Größe eines Häuserblocks, ein Geschenk an die Stadt von einem »kleinen Trump«, wie Rubens’ Vorarbeiter ihn genannt hatte. Der steinreiche Grundstücksmogul hatte die Häuschen mit Garten platt gewalzt, um achtstöckige Apartmenthäuser zu errichten; als er kurz darauf erfuhr, dass er an Leberkrebs litt und nur noch wenige Monate zu leben hatte, beschloss er jedoch, stattdessen einen Park für Kinder zu errichten.
    Animal Land.
    Der Park sollte eine grüne Oase voller Fichten und Sumpfeichen werden, »um dem Planeten Kohlenstoff zurückzugeben«, hatte der Millionär verkündet. Er sollte in Anlehnung an den Nilpferdspielplatz im Riverside Park gestaltet werden. Hier eine Bronzeschildkröte, auf der die Kinder herumtollen konnten, dort eine Strickleiter, über die man auf die Elefantenrutsche gelangte. Es würde Adlerschaukeln und eine Affenwippe geben und in einem Teich einen Schwarm Bronzefische, den die Kinder herumwirbeln lassen konnten.
    »Bedrohte Arten«, hatte der Parkstifter vom Krankenhausbett aus verfügt und sich anschließend die Sauerstoffmaske wieder aufgesetzt.
    Derzeit war das Gelände vor allem schlammig nach dem Regen, allerdings führten einige betonierte Wege durch den Morast. Mit dem Schlüssel zum Tor, den er immer noch besaß, hatte Rubens sich Zugang verschafft. Aus dem Blechschuppen, in dem die Werkzeuge gelagert waren, hatte er sich einen Bolzenschneider geholt, um ein Loch in den hinteren Teil des Zauns zu schneiden, für den Fall, dass er fliehen musste.
    Rubens kannte sich in dieser Gegend aus, Jack Nestor dagegen vermutlich nicht. Das konnte ihm einen Vorteil verschaffen.
    Rubens tastete nach der Sig Sauer in seinem Gürtel. Nachdem sie das Wegwerfhandy gekauft hatten, hatte er Tommy gebeten, ihn bei den Schließfächern am Ditmars Boulevard aussteigen zu lassen, um sie zu holen. Er hatte Tommy nichts von der Waffe gesagt. Heute Nacht musste er sich Beweise für Jack Nestors kriminelle Aktivitäten beschaffen, egal wie. Beweise, die er dem FBI präsentieren konnte.
    Das ist meine einzige Chance.
    Gegenüber vom Animal Land befand sich eine schmale, von Pappeln gesäumte Straße mit einstöckigen Reihenhäusern aus gelbem Ziegelstein. Außerdem stand dort ein Verkaufswagen für Eiscreme, Katarinas Beobachtungsposten. Nixon hatte sich aus dem U- Bahnhof gemeldet. Tommy hatte im Bus gesessen, als Jack eingestiegen war. Rubens wusste, dass Nestor weder in Begleitung war noch bisher sein Handy benutzt hatte.
    Aber das hieß natürlich nicht, dass Nestor nicht irgendetwas anderes versuchen würde.
    Rubens beobachtete, wie der Bus die 49 th Street heraufkam und

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